Stardoc 03 - Die Flucht
war, steckte ich bis zu den Handgelenken in Blut.
Shropanas Spezies besaß ein Netzwerk an Drüsenknoten – empfindlich wirkende systemische Gruppen –, das jedes Organ in seinem Körper regulierte. Die hohe Konzentration an Adern in diesen Gruppen gab dem Begriff »Blutung« eine ganz neue Dimension. Bis ich die Hauptschuldigen gefunden und verschlossen hatte, schwappte bereits Flüssigkeit auf den Tisch. Die Schwester verbrachte genauso viel Zeit mit dem Absaugen wie ich mit dem Verschmoren der Mikrorisse in den Arterienwänden.
»Doktor, sein Blutdruck sinkt in den roten Bereich«, sagte die Schwester an den Monitoren plötzlich. »Wir haben auch kaum noch Plasma.«
Er sollte jetzt bloß keinen MI kriegen. Warum war Plasma ein Problem? »Schafft mehr Vollblut herbei.«
»Es gibt keines mehr«, sagte sie.
Unglaublich. »Hat diese fliegende Müllhalde keinen Vollblut-Synthetisierer?«
Die Schwester wich wegen meines Tonfalls einen Schritt zurück. »Natürlich, Doktor, aber …«
Ich warf ein blutiges Instrument vage in ihre Richtung. »Dann sorgen Sie dafür, dass man mir ein paar Liter mixt, ja?«
Ich beendete meine Reparaturen, während die Assistenzärzte Schienen um seine Arme legten. Seine zerschmetterten Rippen würden einen Tag warten müssen. Ich verschloss seine Brust und schaute selbst auf den Monitor mit den Lebenszeichen. Ich würde es nicht wagen, mich aus dem OP zu verabschieden, bis er genug Transfusionen bekommen hatte, aber die unmittelbare Gefahr war gebannt.
»Steriles Feld deaktivieren.« Ich drehte mich um und plötzlich war meine Nase nur noch Zentimeter von TssVars OP-Maske entfernt. »Und, OberFürst? Hast du die Show genossen?«
»Es ist interessant, dir bei der Arbeit zuzusehen, SsurreVa«, sagte der Hsktskt und ging mir aus dem Weg. Schimmerte da Respekt in seinen großen, gelben Augen? Sicher nicht. Ich hatte gerade seine schöne Arbeit ruiniert.
»Freut mich zu hören.« Ich zog Maske und Handschuhe aus. Er nickte kurz und verließ schweigend den OP. Der Großteil des Teams folgte ihm. Niemand sagte ein Wort, während sie an mir vorbeigingen.
Ein einfaches Danke wäre nett gewesen.
Ich stand neben Shropana und beobachtete seine Lebenszeichen, während eine Schwester, die geblieben war, das blutige Instrumententablett säuberte. Ein Assistenzarzt schob auf einem Wagen eine frische Ladung Synplasma herein, und ich legte die Transfusionen selbst an. Die Lebenszeichen des Colonels reagierten entsprechend.
Vielleicht würde Shropana das hier ja doch überleben.
Ich freute mich immer noch über meinen Erfolg, als die Schwester mich ansprang, und etwas auf meine Brust zuzischte. »Was zur Hölle …?«
Schnell und reflexartig drehte ich mich zur Seite. Zum Glück. Die Hautsonde, die auf mein Herz gezielt hatte, bohrte sich stattdessen in das Fleisch an meinem Oberarm.
Auch noch in meinen gesunden Arm.
»Hey!« Durch den Nebel aus Schmerz und Wut sah ich dunkle, glitzernde Augen über den Rand einer Maske blitzen. Wutgeborenes Adrenalin erlaubte es mir, die Wunde zu ignorieren und die Hände um ihre dürre Kehle zu legen. Ich brauchte einen Moment, um ihre Maske abzureißen, obwohl ich schon wusste, wer sie war.
»Schwester Lucrezia Borgia«, sagte ich. »Was ist los? Konntest du kein Benzodiazepene in die Pfoten kriegen?«
Ich ließ ihr nicht genug Luft, um zu sprechen. Nicht, dass es mich sonderlich interessierte, was sie zu sagen hätte. Ich schob sie gegen eine Plastpaneel-Wand und hielt sie dort.
Es wurde Zeit für ein paar Hsktskt-Taktiken. Damit uns die Echsen, die uns überwachten, nicht in die Quere kamen, zog ich erst meinen, dann ihren Translator herunter.
»Jetzt hör mir zu!« Ich lehnte mich vor, fühlte etwas Warmes meinen Ärmel herunterlaufen – Blut von der neuen Wunde. Als wenn ich noch mehr Probleme bräuchte. »Ich hab genug davon. Genug. Wenn ich das große befehlshabende Monster rufe, dann legt er dich auf einen Teller und reicht dich herum. Willst du als Appetithäppchen enden?«
Die Schwester schüttelte keuchend und mit gegen die Wand peitschendem Schwanz den Kopf.
»Dann werden wir eine Abmachung schließen. Du versuchst mich nicht mehr umzubringen und dafür werde ich dich nicht an sie verfüttern. Einverstanden?«
Sie nickte matt. Ich ließ sie los und sie fiel keuchend und hustend auf den Boden, als frische Luft ihre Wangenbeutel füllte.
Ich gab ihr ein paar Momente und untersuchte in der Zeit mein Brandmal. Durch den Kampf waren die
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