Stardoc 03 - Die Flucht
Ich rief mir das Bild von OberSeherin FurreVa und ihren Truppen auf dem verschneiten Boden ins Gedächtnis. Ich hätte sie töten können, aber ich habe es nicht getan. Ich will, dass man die Schwestern in Ruhe lässt und sie auf die Krankenstation zurückschickt.
Reever spannte die Muskeln leicht an. Was kriege ich dafür, wenn ich dem zustimme?
Ich starte keine weitere Revolte.
Reever brachte mich in mein Quartier und legte mich auf die Schlafplattform. Im gleichen Moment meldete die Konsole, dass eine Nachricht eingegangen war. Er las sie und schaute dann zu mir. »Ich muss zurück auf die Kommandoebene. Ein Zenturon wird vor der Tür Wache halten.«
»Was ist mit den Schwestern?«
»Wenn du zustimmst, dich zukünftig vom Gefangenentrakt fern zu halten, werde ich sie auf die Krankenstation bringen lassen.«
»Okay.« Endlich hatte ich die Kontrolle über meinen Körper wieder und ließ mich in die Kissen sinken. »Ich halte mich vom Gefängnis fern.«
Sobald er gegangen war, suchte ich einen Scanner und führte damit einen hämatologischen Test durch. Die Werte bestätigten meinen Verdacht; entweder hatte Zella mir nicht genug Digitalizin verabreicht – bei einer erfahrenen Schwester wie ihr unwahrscheinlich –, oder mein genetisch verbessertes Immunsystem hatte die Dosis abgebaut. Mein Blut war sauber.
Da ich nun wusste, dass ich keinen Anfall kriegen würde und in absehbarer Zeit nicht aus meinem Quartier käme, ging ich wieder zur Schlafplattform und rollte mich dort für ein Schläfchen zusammen.
Das nächste Mal wirst du vielleicht nicht so viel Glück haben.
Ich schlief einige Stunden, erschöpft von der Anspannung und den erlittenen Verletzungen. Es war dunkel, als ich wegen eines seltsamen Geräuschs aufwachte, das den Boden erzittern ließ. So etwas hatte ich noch nie gehört. Es war ein schrecklicher, jammernder Ton, der sich nach gedehntem Stahl und großer Belastung anhörte.
Beinhaltete der Plan der Gefangenen die Zerstörung des Schiffes, fragte ich mich, kletterte von der Plattform und humpelte zur Konsole hinüber. Reever hatte sie wieder mit einem Passwort gesichert.
Hinter mir öffnete sich die Tür. »Cherijo.« Es war Reever. »Du solltest dich ausruhen.«
»Bei all dem Lärm? Ja, sicher.« Ich spielte mit der Tastatur der Konsole, versuchte seine Sicherungskodes mit verschiedenen Kombinationen zu knacken.
»Wie lautet das neue Passwort hierfür, Reever?«
Er stand direkt hinter mir, ich konnte die Wärme seines Körpers durch meine Uniformjacke dringen spüren.
»Na?«
»Ehefrau«, sagte er und berührte mein Haar.
Mit reglosem Gesicht schob ich seine Hand weg und tippte das Wort ein. Der Zentralcomputer des Schiffes war sofort verfügbar und lieferte mir den gesamten Flottenstatus. Sie befand sich ein Viertel Lichtjahr vor uns. Die Perpetua hatte angehalten. »Warum stehen wir hier mitten im Nichts?«
Er streichelte wieder das verknotete Haar in meinem Nacken. »Der Sternenantrieb ist abgeschaltet worden. Ein Techniker der ursprünglichen Mannschaft ist aus dem Gefängnistrakt entkommen und hat die Hauptreibstoffkammer erfolgreich sabotiert. Sie ist vollständig mit Hydrogen-Ionen verschmutzt worden.«
»Oh, gut.« Ich rief die Krankenstation auf und sah, dass fünfzehn weitere Fälle aus dem Gefängnisbereich eingewiesen worden waren. Genug, damit ich mich in Bewegung setzte. »Ich habe zu arbeiten.«
Seine Hände legten sich um meine Oberarme und hielten mich fest. Ich starrte auf seine Brust.
»Cherijo, du kannst so nicht weitermachen. Die Liga-Gefangenen werden dich töten.«
»Was schert es dich?« Aber er hatte natürlich Recht. Ich dachte an Zella, die mich vergiftet hatte, bevor sie mich überredet hatte, die Schwestern zu retten. »Willst du die Credits nicht aufs Spiel setzen, die ich deiner Meinung nach einbringen könnte? Geht es darum?«
»Dein leichtsinniges Verhalten muss aufhören.« Er packte mein Kinn und zwang mich, ihn anzusehen. »Glaubst du, du kannst dadurch Buße für die Jorenianer tun, die an Bord der Sunlace gestorben sind? Oder wieder gutmachen, dass du die Ligaschiffe und ihre Mannschaften an die Hsktskt verraten hast?«
Das brachte mich zum Blinzeln. Ich war in letzter Zeit ziemlich sorglos mit meinem Leben umgegangen. Hatte er Recht? Hoffte ich unterbewusst, dass mich jemand töten würde?
Sie waren bereit gewesen, Millionen abzuschlachten, nur um mich in die Finger zu kriegen, gab die logische Seite meines Gehirns zu Bedenken. Die
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