Stardoc 03 - Die Flucht
Major keuchte überrascht vor Schmerz auf, als die Chakakatze ihre Krallen in seine dicke Haut bohrte. Devrak konnte sie nicht abschütteln, ohne einige seiner Leute dabei zu zertrampeln.
»Alunthri.« Ich sprach tief und sanft, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. »Erinnerst du dich daran, dass du mir einen Gefallen versprochen hast, als ich dich auf K-2 befreit habe?«
Der Schwanz der Chakakatze zuckte vor und zurück, während sie auf mich heruntersah. Widerstrebend antwortete sie mit einem einzelnen Hnk.
Ich wertete das als Ja. »Genug körperliche Kunstform, okay? Ich fordere den Gefallen jetzt ein. Komm da runter. Geh und pass auf den Mann auf, den ich operiert habe.«
Einen Augenblick lang war ich nicht sicher, ob es funktionieren würde. Dann sprang die Chakakatze mit einer langsamen, faszinierenden Eleganz von Devraks Rücken. Und dann hob Alunthri den Hinterlauf und urinierte an das Bein des Majors.
»Alunthri«, sagte ich und versuchte angesichts dieser Geste überragender kätzischer Geringschätzung nicht zu grinsen. Es gelang mir nicht.
Devrak schien wegen der kleinen Pfütze, in der er stand, nicht sonderlich besorgt. Vielleicht wollte er auch nur versuchen, sich nonchalant zu geben. »Jetzt werden wir das hier beenden.«
»Sei mein Gast.« Ich setzte mich wieder auf den Boden und untersuchte voller Hingebung den armseligen Zustand meiner Fingernägel. Warum war bloß bei Ärzten jede Maniküre sinnlos? Ich wusste es nicht. Wegen der Arbeitsbedingungen?
»Steh auf und verteidige dich«, sagte der Trytinorn.
Gegen ein Wesen, das mehrere hundert Mal so schwer war wie ich? Machte er Scherze? »Ich habe geschworen, keine andere Lebensform zu verletzen. Und glaubst du wirklich, ich könnte dich in einem Kampf besiegen? Such dir jemanden in deiner eigenen Größe.«
»Ich mag es nicht, sich windende Feiglinge zu töten.«
»Ich winde mich nicht«, erklärte ich ihm. »Ich sitze. Und nur weil ich niemanden verletzen will, macht mich das noch lange nicht zum Feigling.« Ich sprach lauter, damit die Menschenmenge mich hören konnte. »Leute zu verletzen, die sich nicht verteidigen können oder wollen – tja, so was hört sich eher nach den Taten eines Feiglings an.«
Plötzlich schien allen aufzufallen, wie groß der Major war und wie klein ich daneben wirkte. Leute, die mich noch vor einer Minute in den Boden stampfen wollten, wichen jetzt zurück oder schauten weg.
»Vielleicht hat die Schwester Recht«, sagte jemand. »Wir könnten ihre Fähigkeiten nutzen, bis unser Plan ausgeführt wer …«
»Ruhe!« Der Major schaute wieder auf mich. »Das ist deine letzte Chance, Terranerin. Steh auf.«
»Nein. Wenn du mich töten willst – herzlich gern. Wenn du aber da stehen willst und den ganzen Tag mit mir diskutieren, dann mache ich lieber ein Schläfchen. Entscheide dich, verdammt noch mal.« Ich lächelte. »Du Feigling.«
Ich wusste von meinen Erfahrungen auf K-2, dass die Spezies des Majors sehr strikte Ansichten zum Thema Ehre hatte. Er konnte sich nicht dazu durchringen, den tödlichen Treffer auszuführen. Darauf hatte ich mich verlassen. Das einzige Problem war, dass er bei der Liga war und gelernt hatte, Aufgaben zu delegieren.
»Lieutenant Wonlee!«, rief der Trytinorn.
Ein schlankes, mit großen Krallen versehenes Wesen schob sich durch die Menge. Es trug eine speziell entworfene Uniform, die Öffnungen für hunderte von dünnen, spitzen Stacheln besaß. Umarmungen waren auf dem Planeten dieses Kerls wohl nicht so verbreitet.
»Sir?«
»Töten Sie diese Terranerin. Sofort!«
Ich beobachtete den Lieutenant, dessen stachelige Spezies offenbar keine wie auch immer gearteten Probleme mit solchen ehrenrührigen Situationen hatte. Er kam auf mich zu, die zahlreichen Krallen ausgestreckt.
Seltsame Gedanken gingen mir in diesem Moment durch den Kopf. Meine Ziehmutter Maggie war vor beinahe drei Jahren gestorben. Kao war an Bord der Sunlace in meinen Armen gestorben. Jenner war bei Kaos Familie, dem HausClan Torin, auf Joren in Sicherheit. Alunthri, der Sklaverei kannte, würde einen Weg finden zu überleben. Sie alle hatten meinem Leben wirkliche Bedeutung gegeben, und ich hatte die Ehre gehabt, sie alle zu lieben. Ich schloss die Augen nicht und stand auf. Ich mochte mich mit dem Tod abgefunden haben, aber ich würde nicht wie ein Feigling abtreten.
4 Aksel-Bergwerk Neun
Bevor Wonlee in Klauenreichweite gelangen konnte, geschahen einige interessante Sachen. Dchem-os und zwei
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