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Stardoc 03 - Die Flucht

Stardoc 03 - Die Flucht

Titel: Stardoc 03 - Die Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.L. Viehl
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entnehmen, was wir brauchten.
    »Gott, ich fühle mich, als würde ich sie mit einer Pinzette wieder zusammensetzen«, sagte ich, nahm meine Maske ab und beendete meine Aufzeichnungen.
    »Darf ich bei der plastischen Chirurgie helfen?«, fragt Ahrom.
    Er hatte FurreVas Akte über meine Schulter hinweg gelesen. »Warum? Wollen Sie auch ein bisschen Aufregung?«
    »Nein.« Sein bleiches pockennarbiges Gesicht wurde ernst. »Ich würde gerne Ihre Methodik sehen und die Techniken erlernen.«
    Ich legte die Akte vorsichtig ab und betrachtete seinen aufrichtigen Gesichtsausdruck. Wie es aussah, hatte ich hier einen möglichen Chirurgen bei der Hand. »In Ordnung.«
    Der Schaden an ihrem Schädel gab mir einen Grund, eine vollständige Scanreihe durchzuführen und bestätigte mir, was ich vermutet hatte – jemand hatte in der Vergangenheit versucht, ihren Kopf mit einer schweren Klingenwaffe zu spalten. Der Gelenk-und Quadrantknochen ihres Kiefers waren zerschmettert, und es gab weiteren Schaden an der Basis ihrer Gaumenplatte.
    »Sehen Sie das?« Ich zeigte Ahrom die Werte. »Zum Glück hat ihre Spezies einen flexiblen Schädel, sonst wäre sie verhungert. Unter anderem.«
    Mein Hauptaugenmerk galt dem Schaden an der cerebralen Hemisphäre. Reptilische Lebensformen hatten ohnehin kleine Gehirne, und dem örtlichen Schaden nach zu schließen, hatte die Frau mehr als zwanzig Prozent ihrer höheren Hirnfunktionen verloren. Dieser Bereich des Hsktskt-Gehirns kontrollierte auch die Persönlichkeit, stellte ich fest.
    »Kein Wunder, dass sie so eine Schreckschraube ist.«
    Ich wunderte mich, dass sie diesen Vorfall überlebt hatte. Ich entdeckte auch noch einen anderen, dringenden Grund, warum FurreVa und ich uns unterhalten mussten, wenn sie aufwachte.
    Falls sie aufwachte.
    Zuletzt legten Ahrom und ich sie in die Schaumwiege, die unter ihrem Gewicht stöhnte, aber hielt. Ich wies zwei Pfleger an, den Rahmen zu verstärken, und stellte den Arzt im Praktikum zur ständigen Überwachung ab.
    Dchem-os kam nach dem Säubern des Behandlungsraums heraus und fragte, was man mit Alunthri tun sollte, der aus dem Gefangenentrakt hierher gebracht worden war.
    Ich war in einen Mantel aus frischem Hsktskt-Blut gehüllt und nicht in der Verfassung, um meinen höchst sensiblen Freund zu begrüßen. »Geben Sie mir eine Minute, um mich zu waschen.«
    Ich bemerkte auf dem Weg zur Reinigungseinheit, dass Shropanas Bett leer war, und schnappte mir seine Akte. »Wer hat diesen Patienten entlassen?«
    Eine der Schwestern warf mir einen ängstlichen Blick zu. »Er hat sich selbst entlassen, als man die Chakakatze herbrachte.«
    Was, wenn ich an Shropanas Feigheit dachte, einen Sinn ergab. »Er soll sich morgen früh zur Nachuntersuchung melden.«
    Im Waschraum musste ich mich bis auf die Haut ausziehen und die Flecken mit einer Sprühdüse wegwaschen. Ich sah geronnenem dunkelbraunem Blut ohne zu blinzeln dabei zu, wie es an mir herunterfloss und im Abfluss verschwand.
    Du bist Schuld daran.
    Ich hatte gewollt, dass die skrupellose Hsktskt etwas von ihrer eigenen Brutalität zurückbekam, aber nicht so. Nicht in dem Wissen, dass ich Schuld daran war. Und meine Schuld war noch größer geworden, denn jetzt wusste ich, was sie vor allen verborgen hatte. Der Schaden an ihrem Kopf würde einiges an Arbeit benötigen – ergänzende Knochenformen, Knorpeltransplantationen und vielleicht sogar Operationen am offenen Hirn …
    Ich könnte sie heilen.
    Ich grübelte so angestrengt darüber nach, wie ich Helenas Gesicht wieder hinkriegen könnte, dass ich die Tür nicht hörte. Plötzlich packte mich jemand von hinten, und ich schrie überrascht auf.
    Vier sehr scharfe Zähne, der eine etwas kürzer als die anderen, schlossen sich um meinen Nacken. »Jetzt beenden, wir werden das, Doktor.«
    Unter normalen Umständen hätte ich Angst gehabt, wäre sogar über den Angriff entsetzt gewesen. Aber nachdem ich die Hsktskt-Bestrafung hatte mit ansehen müssen, freute ich mich regelrecht darüber.
    Sollte sie mir doch die Kehle rausreißen, dann hatte es wenigstens ein Ende.
    Wen kümmerte es ohnehin noch? Es war ja nun nicht so, als würde mich jemand vermissen. Maggie und Kao waren tot. Reever gehörte zu den Hsktskt, Dhreen hatte mich verraten, und Alunthri wäre ohne meine Freundschaft besser dran. Joren war, wenn ich nicht dort war, in Sicherheit, genau wie meine Adoptivfamilie.
    Es gab niemanden mehr, der mich brauchte.
    Was ist mit Jenner? Ahrom?

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