Starfire - Kreuzzug: Starfire 2 (German Edition)
Stimme und beugte sich vor, als würde ihm das helfen, das Unbekannte besser zu verarbeiten, »dass diese Kolonisten – oder besser gesagt ihre Nachkommen – hinter diesem Krieg stecken? Dass die Thebaner deshalb Standardenglisch sprechen? Dass das die Schiffsnamen aus der menschlichen Geschichte erklärt, lasse ich mir noch eingehen … aber was ist mit den Schiffen mit menschlichen Namen, die keiner kennt?«
»Ehrlich gesagt, Admiral, waren es genau diese Namen, die mich auf die Spur gebracht haben – diese Namen und wiederholte Hinweise auf einen ›Engel Saint-Just‹ in den thebanischen religiösen Unterlagen, von denen in den Datenspeichern eine ganze Menge zu finden ist. Ich hatte schon befürchtet, ich müsste das Material nach Old Terra schicken, aber zum Glück enthalten die Archive von Redwing umfangreiche Personaldaten über die alten Kolonisierungsexpeditionen in dieser Region. Bei einer Computersuche nach der Besatzung jener Flotte bin ich auf all diese Schiffsnamen gestoßen – und auch auf einen gewissen Alois Saint-Just.«
Ihr Blick schien in ferne Weiten zu wandern. »Detaillierte Informationen über Saint-Just selbst zu finden war nicht so schwierig wie es scheinen könnte, weil er anscheinend auf jeden, der ihm je begegnet ist, großen Eindruck gemacht hat. Von Beruf war er Xenologe, hat daneben aber auch Geschichte studiert und sich besonders für das antike Ägypten interessiert, daher der Name ›Theben‹. Er hatte auch noch eine ganze Menge anderer Interessen.« Ihre Stimme klang jetzt beinahe melancholisch. »Ein brillanter Mann – und ein Mann voll innerer Zweifel und Ängste. Die Ahnung quälte ihn, dass Terra den Krieg verlieren würde – eine Annahme, die in jenen Tagen gar nicht so unrealistisch war.« Sie warf Kthaara, der dasaß und ungerührt zuhörte, einen um Nachsicht heischenden Blick zu. »Nachdem er unseren Blicken entschwindet, sind wir wieder darauf angewiesen, Schlüsse aus den religiösen Hinweisen der Thebaner zu ziehen. Aber davon gibt es so viele, dass wir uns ein ziemlich klares Bild davon machen können, was geschehen ist.
Die Überlebenden unter Führung von Saint-Just fanden eine Gesellschaft vor, die an der Schwelle der zweiten industriellen Revolution stand, aber deren Ancien Régime immer noch die politische Kontrolle ausübte und sich eine höchst ungesunde Vorliebe für religiösen Wahn bewahrt hatte. Sie landeten auf dem Gebiet einer großen Inselnation, der sie – in direkter Verletzung des Nicht-Einmischungsedikts von 2097 – moderne Technologie übergaben, sodass diese Nation gewaltsam den Planeten zu einem Weltstaat einen konnte, einem potenziellen Verbündeten für die Föderation in ihrem Krieg gegen das Khanat.
Der Plan ging auf – teilweise. Dann ist der Großteil der Menschen an einer Seuche gestorben, vermutlich an einem in der neuen Umgebung mutierten terranischen Mikroorganismus. Saint-Just und einige wenige andere überlebten, aber es waren so wenige, dass sie immer mehr von hochrangigen Thebanern abhängig wurden, besonders einem Adeligen namens Sumash. Wie es scheint, neigte der selbst für einen Thebaner in besonderem Maße zur Mystik, und er muss sich wohl für den ersten Jünger von Saint-Just gehalten haben. Ich würde gern glauben, dass Saint-Just selbst anders gedacht hat, aber das werden wir nie erfahren … denn wenig später kehrte die Seuche wieder zurück, diesmal in noch virulenterer Ausprägung, und hat sämtliche noch verbliebenen Menschen dahingerafft, sodass Sumash jetzt ganz auf sich gestellt war.
In den Datenbanken der Kolonieschiffe muss sich eine Menge Material über die terranische Religionsgeschichte befunden haben. Sumash hat das sozusagen als Rohmaterial benutzt und daraus eine Theologie zusammengezimmert, in der Saint-Just und die anderen Menschen Boten gewesen waren, die Gott geschickt hatte, um die Früchte der Technologie nach Theben zu bringen. Die Orioner, die so viele dieser Wohltäter getötet hatten« – wieder ein verlegener Blick auf Kthaara –, »wurden zu Häschern des Teufels, angeführt vom ›Satan-Khan‹. Saint-Just hatte erklärt, dass die Orioner Lorelei am anderen Ende der Sprungtorroute kontrollierten, und deshalb hat Sumash – der ›Erste Prophet‹, wie er heute in der Überlieferung genannt wird – sämtliche Kontakte nach draußen so lange verboten, bis Theben zu einem Dschihad in vollem Umfang in der Lage war …«
»… der jetzt begonnen hat«, führte Berenson mit finsterer
Weitere Kostenlose Bücher