Starfire - Kreuzzug: Starfire 2 (German Edition)
begleitet von seinen Bewachern, die ebenso stumm blieben wie er.
Wie MacRory versprochen hatte, hatte man sein Leben verschont, obwohl es Augenblicke gegeben hatte, in denen er sich gefragt hatte, ob irgendeiner von ihnen lebend die Berge erreichen würde. Er hatte keine Ahnung, ob Fraymak nach ihm gesucht hatte, sei es, um ihn zu befreien oder um ihn zu verhaften. Sich plötzlich auf der Empfängerseite der unbarmherzigen Maßnahmen zu finden, die er selbst eingeführt hatte, war ein ganz neues, eigenartiges Gefühl gewesen.
Aber nur in intellektueller Hinsicht, denn gespürt hatte er nichts. Nach dem Entsetzen, um sein Leben kämpfen zu müssen, und der atemlosen Spannung, in der er die Guerillas zu MacDougalls versteckter Zelle geführt hatte, war … nichts gewesen. Ein totes, stumpfes Nichts, leer wie die endlose Nacht zwischen den Sternen.
Seine Erinnerung an ihre Flucht war eine Folge in der Zeit eingefrorener Schnappschüsse vor einem fremdartigen, nichtssagenden Hintergrund. Er erinnerte sich daran, mit welcher Wildheit MacRory MacDougall umarmt hatte, und MacRorys lakonische Erklärungen hatten ihn selbst in seinem Schockzustand etwas amüsiert. Aber es war ihm nicht wichtiger erschienen als die fast gleichgültige Überraschung angesichts der Wartungstunnels unter seinem Hauptquartier. Seltsam, dass er, als er seine Sicherheitsvorkehrungen getroffen hatte, nie daran gedacht hatte, dass es so etwas geben könnte. Aber das war ja ganz gut so. Und die Enge der Tunnels hatte die Männer, die ihn gefangen hatten, wenigstens in der Bewegung so behindert, dass er mit seinen kürzeren Beinen mit ihnen hatte Schritt halten können.
Als sie dann offenes Gelände erreicht hatten, hatte sich das geändert. Er hatte sich alle Mühe gegeben, hatte aber wohl gehört, wie der, den sie MacSwain nannten, angeregt hatte, ihm entweder die Kehle durchzuschneiden oder ihn zurückzulassen. Er hatte keuchend an einem Baum gekauert, und weder die eine noch die andere Möglichkeit hatte ihn berührt. Aber MacRory hatte sich dem mit Nachdruck widersetzt, und MacDougall hatte ihn unterstützt. Und auch MacAndrew. Es war ihm nicht wichtig erschienen, und Lantu war leicht überrascht gewesen, als sie sich wieder in Bewegung setzten. Schließlich hatte MacSwain recht: Er hielt sie auf, und er war der Feind.
Und an noch etwas erinnerte er sich: Er hatte im kalten Schlamm neben MacDougall gelegen, während die anderen mit einer Streife kämpften. Er hatte überlegt, ob er eine Warnung rufen sollte, aber er hatte es nicht getan. Nicht, weil MacDougalls Messer gegen seine Kehle drückte, sondern weil er einfach keine Willenskraft mehr hatte. Es waren mehr Thebaner als Guerillas gewesen, aber MacRorys Männer waren mit Messern über sie hergefallen, und er hatte nur einen einzigen, halb erstickten Schrei gehört.
Und noch andere Erinnerungen gab es. Such-Vertols, schwarz vor der Morgendämmerung, pfeifende Turbinen von Hovercrafts unmittelbar vor der Grenze der Zone. Kalter Regen und steile Pfade. Einmal hatte MacAndrew ihn ohne jede Warnung hochgerissen und ihn halb über eine Lichtung geschleudert, als ein Aufklärungsflugzeug über sie hinwegdonnerte.
Aber ebenso wie die drei Tage seit dem Erreichen ihres Hauptlagers war alles wie ein Traum, ein Albtraum ohne jede Realität, aus dem zu erwachen er sich sehnte.
Die Wirklichkeit war eine einzige, quälende Leere. Die Wirklichkeit war nagende Schuld, peinigender Selbsthass und eine stumpfe, rot glühende Wut gegen eine Kirche, die gelogen hatte. Fünf Generationen lang hatte das Volk eine monströse Lüge geglaubt, die sie wie wilde Tiere an die Kehle einer unschuldigen Rasse getrieben hatte. Und auch er hatte sein Leben dieser Lüge gewidmet. Diese Lüge hatte auf dieser einen Welt ihre Hände – seine Hände – mit dem Blut beinahe einer Million Unschuldiger besudelt, und dunkle, bodenlose Schuld hatte von ihm Besitz ergriffen. Wie viele Milliarden seines Volkes würde jene Lüge töten, so wie sie Manak getötet hatte? Wie viele weitere Millionen Menschen hatte sie bereits auf anderen Welten getötet?
Er sah sich gefangen, eingeschlossen zwischen einer Schuld, die sich danach sehnte, in die Sicherheit jener Lüge zurückzukehren, vor der tödlichen Wahrheit zu fliehen, und einer Wut, die von ihm verlangte, dass er sich gegen jene wandte, die die Lüge verbreiteten und sie für ihre Täuschung bestrafte.
Jetzt unterdrückte er ein Stöhnen, als er vor den Sternen grell
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