Starfire - Kreuzzug: Starfire 2 (German Edition)
doch auch ein wenig Höflichkeit angebracht wäre.«
»Verdammt noch mal, Mann, ich bin hundertfünfzig Jahre alt. Wenn ich kein knurriger, schwieriger alter Mistkerl sein darf, wer denn dann?«
»Wenn man bedenkt, wie viele Leute das Gefühl haben, dass du die Föderation bist, wäre vielleicht ein bisschen Anstand angemessen«, erwiderte Admiral Li Chien-lu mit sanfter Bösartigkeit.
»Lass dir das bloß nicht einfallen, sonst verpasse ich deinem dürren Chinesenhintern einen Tritt, dass du bis zum Rednerpult des Speakers fliegt!«, knurrte Anderson, und der Admiral lachte.
»Sehr schön, Howard. Treib nur deine Albernheiten, wenn es dir Spaß macht.«
»Und ob es das tut.« Anderson klopfte mit dem knorrigen Spazierstock, den er sich zugelegt hatte, auf den Sessel neben dem seinen. »Setz dich, Chien-lu.« Er war jetzt ernst geworden. »Ich möchte mit dir reden.« Der Admiral zögerte, und Andersons blaue Augen verengten sich. » Jetzt gleich , Admiral«, sagte er leise, und Li ließ sich mit einem leichten Achselzucken nieder.
»Weißt du, du missbrauchst unsere Beziehung, und das ist unfair«, verwies er ihn mild. »Als Flottenadmiral bin ich kein Fähnrich mehr in deinem Stab.«
»Zugegeben. Aber wir kennen einander länger als du oder ich gern zugeben würden, und ich möchte wissen, was zum Teufel dieser Sakanami eigentlich hier zu tun glaubt.«
»Genau das, was er gesagt hat.« Wieder zuckte Admiral Li die Achseln. »Ich will ja nicht sagen, dass ich es selbst genauso machen würde, aber falls du das meinst – er hat mir jedenfalls keine Geheimbefehle erteilt.«
»Zutrauen würde ich es ihm ja – ihm oder diesem Geier Waldeck –, aber das habe ich nicht gemeint. Vielleicht hätte ich fragen sollen, was du und der Stabschef der Navy eigentlich glaubt, das ihr tut?«
»Howard«, erwiderte der Admiral bedrückt, »wieso war eigentlich zu der Zeit, als du Präsident warst ›freudiger und bereitwilliger Gehorsam gegenüber den rechtmäßigen Befehlen der zivilen Vorgesetzten‹ eine Tugend?«
»Als ich Präsident war, du aufsässiger junger Spund, haben deine zivilen Vorgesetzten gewusst, was sie tun. Aber dieser Verein von Schwachköpfen würde ja nicht einmal dann wissen, was vernünftige militärische Richtlinien sind, wenn man sie ihnen in den Hintern rammen würde, und das weißt du ganz genau!«
»Und du weißt ganz genau, dass ein aktiver Offizier nicht das Recht hat, dem zuzustimmen. Außerdem bist du viel sprachgewaltiger als ich. Und du trägst auch einen größeren Stock.«
Anderson gab einen unartikulierten Grunzlaut von sich und faltete die Hände über dem Knauf seines Stocks. Auch wenn seine Worte locker geklungen hatten, wusste er doch, dass Li recht hatte. Commander Anderson hatte die erste Schlacht im Ersten Interstellaren Krieg gewonnen, und Admiral of the Fleet Anderson hatte seine Laufbahn als Stabschef der Navy beendet, eine Position, die er während des gesamten Zweiten Interstellaren Kriegs behalten hatte. Die Navy der Terranischen Föderation war in einem sehr realen Sinn seine ganz persönliche Schöpfung gewesen, und er war erst danach in die Politik gegangen. Während des Dritten Interstellaren Kriegs hatte er die Föderation in seiner zweiten Amtszeit als Präsident geführt, und auch jetzt noch, praktisch im Ruhestand, genoss er Respekt wie kein anderer.
Leider waren aber Respekt und Macht nicht dasselbe.
Innerhalb der Flotte hatte es genug Intrigen gegeben, doch die Verantwortung und die Kommandokette waren stets recht gut definiert. In der Politik war das völlig anders. Er hatte sich in der Umgebung schön redender Politiker nie wohlgefühlt und einen großen Teil seiner Amtszeit damit verbracht, dafür zu sorgen, dass Leute wie Hideoshi Sakanami und Pericles Waldeck nicht in ein wichtiges Amt kamen.
Er seufzte und spürte die volle Last seiner Jahre. Wahrscheinlich machten ihm diese beiden – und ganz besonders Waldeck – deshalb so zu schaffen, weil er zumindest teilweise für ihre Existenz verantwortlich war. Aber sie repräsentierten eine neue und gefährliche Macht in der Versammlung, und was Anderson nicht über ihre Pläne wusste, beunruhigte ihn wesentlich mehr als das Wenige, das er wusste.
Dass man gewisse Firmen mit besonderen Privilegien hatte ausstatten müssen, hatte ihm stets Unbehagen bereitet, aber die Föderation des vergangenen Jahrhunderts hätte niemals die Navy aufbauen und die Kolonisierung finanzieren können, ohne die Wirtschaft und
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