Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half
anzurufen, und an diesen Schwachkopf geraten bin, anstatt mich gleich an die New Yorker Polizei zu wenden. Oder 911 zu wählen. Genau das hätte er vermutlich tun sollen: 911 wählen und ihnen alles weitere überlassen.
Aber das war im Grunde keine echte Alternative gewesen. Es war die Trance, nahm er an, und die Worte, die er in dieser Trance geschrieben hatte. Er hatte nicht das Gefühl, als hätte er den Überfall auf Miriam vorhergesehen, aber auf irgendeine unklare Art war er Zeuge von Starks Vorbereitungen auf den Überfall gewesen. Die unheimlichen Geräusche von Tausenden von Vögeln schienen diese ganze irre Affäre zu seiner ureigensten Angelegenheit zu machen.
Aber wenn Miriam verblutete, nur weil er zu sehr in Panik geraten war, um 911 zu wählen - wie würde er Rick jemals wieder ins Gesicht sehen können?
Scheiß drauf; wie würde er sich selbst je wieder im Spiegel ansehen können?
Der Schwachkopf Ridgewick war wieder da. Er gab Thad die Nummer des Sheriffs, sprach jede einzelne der Ziffern so langsam, daß selbst ein zurückgebliebenes Kind sie hätte niederschreiben können; trotzdem bat ihn Thad, sie zu wiederholen, obwohl alles in ihm zur Eile drängte. Er war noch immer erschüttert von der Leichtigkeit, mit der er die Nummer des Sheriffbüros durcheinandergebracht hatte. Und was einmal passiert war, konnte wieder passieren. »Okay«, sagte er. »Danke.«
»Mr. Beaumont? Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie dem Sheriff gegenüber nicht erwähnen würden, wie ich...«
Thad legte ohne eine Spur von Mitgefühl auf und wählte die Nummer, die Ridgewick ihm gegeben hatte. Pangborn würde natürlich nicht an den Apparat kommen; das paßte einfach nicht zur Nacht der Spinnwebfäden. Und wer immer den Hörer abnahm, würde ihm mitteilen (das heißt, nach
den unvermeidlichen Minuten des Auf-den-Busch-Klopfens), daß der Sheriff losgefahren war, um einen Laib Brot und einen Liter Milch zu besorgen. Vermutlich nach Laconia, New Hampshire; auch Phoenix, Arizona, lag im Bereich des Möglichen.
Ein unkontrolliertes Lachen entfuhr ihm, und Liz sah ihn erschrocken an. »Thad? Bist du okay?«
Er setzte zu einer Antwort an, doch dann schwenkte er die Hand, um ihr zu bedeuten, daß der Hörer abgenommen wurde. Es war nicht Pangborn; zumindest in dieser Hinsicht hatte er richtig vermutet. Es war ein schätzungsweise zehnjähriger Junge.
»Hallo, hier bei Pangborn«, flötete er. »Todd Pangborn am Apparat.«
»Hi«, sagte Thad. Er war sich vage bewußt, daß er den Hörer viel zu fest umkrampft hielt, und versuchte, seine Finger zu lockern. Sie knackten, rührten sich aber nicht. »Mein Name ist Thad...« - Pangborn hätte er beinahe gesagt, o Gott, das wäre grandios gewesen, du hast die Sache wirklich im Griff, Thad, du hast deinen Beruf verfehlt, du hättest Fluglotse werden sollen - »... Beaumont«, endete er nach der kurzen Kurskorrektur. »Ist der Sheriff da?«
Nein, er ist nach Lodi, Kalifornien, gefahren, um Bier und Zigaretten zu holen.
Statt dessen entfernte sich die Stimme des Jungen von der Sprechmuschel und trompetete: »DAD! TELEFON!« Darauf folgte ein schweres Poltern, bei dem Thad die Ohren wehtaten.
Einen Augenblick später - Gott und all seinen Heiligen sei Dank! - sagte die Stimme von Alan Pangborn: »Hallo?«
Beim Klang dieser Stimme schmolz etwas von Thads nervöser Übererregung dahin.
»Hier ist Thad Beaumont, Sheriff. In New York ist eine Dame, die möglicherweise dringend Hilfe braucht. Es hängt mit dem zusammen, worüber wir uns Samstagabend unterhalten haben.«
»Schießen Sie los«, sagte Alan, nur das. Junge, was für eine Erleichterung. Thad war, als würde ein verschwommenes Bild wieder klar.
»Die Frau ist Miriam Cowley, die Exfrau meines Agenten.« Thad schoß der Gedanke durch den Kopf, daß er Miriam noch eine Minute zuvor wahrscheinlich als »den Agenten meiner Exfrau« bezeichnet hätte.
»Sie hat hier angerufen. Sie weinte, war völlig fassungslos. Zuerst wußte ich nicht einmal, von wem der Anruf kam. Dann hörte ich die Stimme eines Mannes im Hintergrund. Er befahl ihr, mir zu sagen, wer sie wäre und was vor sich ginge. Sie sagte, es wäre ein Mann in ihrer Wohnung, er drohte, ihr etwas anzutun. Sie...« Thad schluckte »... Sie zu schneiden. Inzwischen hatte ich ihre Stimme erkannt, aber der Mann schrie sie an, erklärte ihr, wenn sie nicht sofort ihren Namen sagte, würde er ihr die Rübe abschneiden. Genau das hat er gesagt. >Tu es, oder ich schneide dir
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