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Stark (Dark Half)

Stark (Dark Half)

Titel: Stark (Dark Half) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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dann nicht von hier?« fragte er Harrison.
    »Gute Idee.«
    Thad bewegte sich auf die Tür zu. Harrison bedachte ihn mit einem amüsierten Blick. »Heiliger Strohsack«, sagte er. »An den Geschichten von zerstreuten Professoren scheint doch etwas daran zu sein.«
    Thad blinzelte nervös, dann blickte er herunter und sah, daß er das zusammengeknüllte Blatt Papier nach wie vor in der Hand hielt. Er wollte es in den Papierkorb werfen, aber seine unsichere Hand ließ ihn im Stich. Es traf auf den Rand und fiel daneben. Bevor er sich bücken und es ergreifen konnte, war Harrison an ihm vorbeigeglitten. Er hob den Papierball auf und warf ihn spielerisch von einer Hand in die andere. »Wollen Sie ohne die Akten gehen, um derentwillen Sie hergekommen sind?« fragte er. Er deutete auf den Stapel Bewerbungen für den Sonderkurs über kreatives Schreiben, die, von einem roten Gummiband zusammengehalten, neben der Schreibmaschine lagen. Dann fuhr er fort, den Papierball mit den letzten beiden Botschaften Starks von einer Hand in die andere zu werfen - von rechts nach links, von links nach rechts, hin und her. Thads Augen folgten dem Bal , und er konnte in einer der Knitterfalten ein paar Buchstaben erkennen: sag es niemand »Ach ja, die Akten. Danke.«
    Thad hob die Akten auf und ließ sie beinahe wieder fallen. Jetzt würde Harrison den Papierball in seiner Hand auseinanderfalten. Er würde es tun, und obwohl Stark ihn im Moment nicht beobachtete -Thad war ziemlich sicher, daß er es nicht tat -, würde er bald wieder damit anfangen. Und wenn er das tat, würde er Bescheid wissen. Und wenn er Bescheid wußte, würden Liz und die Zwillinge sterben.
    »Nichts zu danken.« Harrison warf den zusammengeknüllten Papierball in Richtung Papierkorb. Er rollte fast um den ganzen Rand herum und fiel dann hinein. »Zwei Punkte«, sagte er und trat auf den Flur hinaus, damit Thad die Tür abschließen konnte.

7
    Er machte sich, gefolgt von den beiden Polizisten, auf den Weg nach unten. Rawlie DeLesseps steckte den Kopf aus seinem Büro heraus und wünschte Thad einen guten Sommer, falls sie sich nicht vorher Wiedersehen sollten.
    Thad wünschte ihm das gleiche mit einer Stimme, die - zumindest in seinen eigenen Ohren - recht normal klang. Ihm war zumute, als funktionierte er mit Autopilot. Dieses Gefühl hielt an, bis er den Suburban erreicht hatte. Als er die Akten auf den Beifahrersitz warf, fiel sein Blick auf den Münzfernsprecher an der anderen Seite des Parkplatzes.
    »Ich will eben meine Frau anrufen«, sagte er zu Harrison. »Sie fragen, ob ich noch irgend etwas einkaufen soll.«
    »Das hätten Sie oben tun sollen«, sagte Manchester. »Hätte einen Vierteldol ar gespart.«
    »Ich habe es vergessen«, sagte Thad. »Vielleicht bin ich wirklich ein zerstreuter Professor.«
    Die beiden Polizisten wechselten einen amüsierten Blick und stiegen in ihren Plymouth, wo sie die Klimaanlage einschalten und ihn durch die Windschutzscheibe hindurch im Auge behalten konnten.
    Thad war zumute, als hätte sich sein Inneres in einen Haufen Glasscherben verwandelt. Er fischte einen Vierteldollar aus der Tasche und steckte ihn in den Apparat. Seine Hand zitterte, und er verwählte sich bei der zweiten Ziffer. Er legte den Hörer auf, wartete, bis sein Vierteldol ar wieder herausgefal en war, versuchte es dann noch einmal und dachte: O Gott, das ist genau wie an dem Abend, an dem Miriam starb. Ganz genau so wie an dem Abend.
    Es war die Art von deja vu, auf die er nur zu gern verzichtet hätte.
    Beim zweiten Mal schaffte er es, und dann stand er da und preßte den Hörer so fest ans Ohr, daß es schmerzte. Er versuchte ganz bewußt, sich zu entkrampfen. Er durfte Harrison und Manchester nicht merken lassen, daß etwas nicht stimmte — das durfte er auf gar keinen Fall. Aber er schien nicht imstande, seine Muskeln zu lockern.
    Stark nahm beim ersten Läuten den Hörer ab. »Thad?«
    »Was hast du mit ihnen gemacht?« Als ob er trockene Baumwollklumpen ausspeien müßte. Und im Hintergrund konnte er die Zwillinge aus Leibeskräften schreien hören. Thad empfand ihr Geschrei als seltsam beruhigend. Es war nicht das heisere Gebrüll, das Wendy von sich gegeben hatte, nachdem sie die Treppe heruntergefallen war; es war ein aufgeregtes, vielleicht auch ein wütendes Weinen, aber kein Schmerzensgeheul.
    Aber Liz — wo war Liz ?
    »Überhaupt nichts«, erwiderte Stark, »wie du selber hören kannst. Ich habe ihnen kein einziges Haar auf ihren kostbaren

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