Stark gegen Stress
einschätzt. Denn Stress entsteht nicht nur im Kopf, er wird dort auch emotional eingefärbt.
Eine Situation, verschiedene Reaktionen
In Ihrer Firma steht ein Personalabbau an? Wenn Sie diese Situation als bedrohlich erleben, löst sie bei Ihnen Angst aus. Sie fühlen sich möglicherweise in Ihrem Selbstwert bedroht, sehen Ihre Karriere gefährdet oder haben existenzielle Ängste. Denken Sie hingegen, dass das Management geschlampt hat und dass der Personalabbau durch bessere Führung hätte verhindert werden können, nehmen Sie den Stellenabbau als Schädigung bzw. Provokation wahr und empfinden Ärger. Wieder anders sieht Ihre emotionale Reaktion aus, wenn der Stellenabbau für Sie ein Verlust ist, weil Sie sehr gerne in dieser Firma und mit den Mitarbeitenden in Ihrer Gruppe arbeiten; in diesem Fall löst die Situation bei Ihnen vermutlich Traurigkeit aus.
Vielleicht empfinden Sie auch ein Wechselbad der Gefühle, bis sich eins durchsetzt – dieses bestimmt dann die vorherrschende Emotion.
SELBSTTEST: MEIN STRESSFASS
Unten finden Sie ein Beispiel für ein ausgefülltes Stressfass. Zeichnen Sie für sich ein ähnliches Fass auf ein Blatt Papier. Füllen Sie es mit den Belastungen, die von früher nachwirken und die Sie aktuell erleben:
HINWEIS Die Stressreaktion färbt sich emotional unterschiedlich ein, je nachdem, wie Betroffene eine Situation einschätzen. Eine Situation, die bei einer Person Ärger auslöst, kann bei einer anderen Traurigkeit bewirken und bei einer dritten Person Angst. Dieselbe Situation löst damit bei unterschiedlichen Personen unterschiedliche Gefühle aus, je nachdem, wie sie bewertet wird. Aber auch von ein und derselben Person kann die gleiche Situation je nach momentaner Stimmung unterschiedlich eingeschätzt werden und damit andere Gefühle hervorrufen.
Gar kein Stress? Auch nicht gut
Stress kann positiv und stimulierend wirken – das ist der willkommene Eustress. Ein Quäntchen davon ist das Salz in der Suppe, denn ganz ohne Stress ist man in der Regel auch nicht optimal leistungsfähig. Für beste Leistungen bedarf es eines gesunden, mittleren Stressniveaus.
Der amerikanische Psychologe Bernd Weiner stellte einst pointiert fest: «Wie wir denken, so fühlen wir.» Schätzen wir eine Situation negativ ein, so werden sich auch entsprechende Gefühle einstellen: Ärger, Angst, Traurigkeit. Lautet unsere Einschätzung «neutral», beschäftigt uns die Situation nicht weiter, es entsteht kein Stress. Bewerten wir ein Vorkommnis als positiv, dann werden wir Stolz empfinden, Freude, vielleicht sogar Euphorie. Stress entsteht also nur bei einer negativen Einschätzung, und die daraus resultierende emotionale Qualität durch die jeweilige Interpretation als Bedrohung, Verlust, Provokation/Schädigung (Distress) oder Herausforderung (Eustress).
WIE WIR STRESS ERLEBEN
nach Richard Lazarus (adaptiert von Bodenmann)
Wohin mit all dem Ärger?
Wenn Sie gestresst sind: Wer leidet darunter? Sind es Sie selbst, oder richten Sie Ihren Frust nach aussen, auf die Personen in Ihrem Umfeld? Je nachdem spricht man von internalisierenden oder von externalisierenden Gefühlen. Zu den Gefühlen, die sich nach innen und somit gegen die gestresste Person selber richten, zählen Angst, Traurigkeit, Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Scham und Verzweiflung. Zu den nach aussen gerichteten Gefühlen, unter denen vor allem die Menschen rundherum leiden, gehören Gereiztheit, Ärger, Wut und Aggression.
Die folgenden Betrachtungen beziehen sich auf den Umgang mit dem schwierigen Gefühl des Ärgers. Ärger ist eine der häufigsten anfänglichen Reaktionen in Stresssituationen. Es gibt drei schädliche Varianten, Ärger zu handhaben, die weiteren Stress auslösen, und eine angemessene Form, mit dem inneren Aufruhr zurechtzukommen.
Variante 1: die Wut in sich hineinfressen (anger in)
Es ist eine Binsenwahrheit: Gefühle in sich hineinzufressen ist alles andere als gesund. Kein Wunder, dass Menschen, die dies in Stresssituationen systematisch tun, mit hoher Wahrscheinlichkeit früher oder später psychosomatische Beschwerden entwickeln – Rückenschmerzen, Verdauungsbeschwerden, Migräne, koronare Herzkrankheiten.
Den Frust kontinuierlich zu unterdrücken, birgt eine weitere Gefahr. Menschen, die dies tun, gelten nicht selten als angepasst, friedlich und umgänglich. Doch die Wut und der Ärger stauen sich wie in einem Dampfkochtopf an, sie finden kein Ventil – bis sich die angestaute Energie ihren
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