Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stark gegen Stress

Stark gegen Stress

Titel: Stark gegen Stress Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beobachter Buchverlag
Vom Netzwerk:
besteht wiederum darin, die Winkelried-Haltung bei sich überhaupt wahrzunehmen. Wie viele Male am Tag beziehen Sie eine Geste, eine kritische oder unfreundliche Äusserung oder auch nur einen Blick auf sich – ohne dass Sie explizit angesprochen sind?
    ▪ Wenn Sie merken, dass Sie dabei sind, es zu tun, bauen Sie in Ihrem Denken eine Zusatzschlaufe ein. Sie besteht aus dieser einfachen Frage: Könnte es auch ganz anders sein? Loten Sie die Möglichkeiten aus («Dem Kollegen geht es heute nicht so gut», «Die Bemerkung war gar nicht an mich adressiert», «Die Chefin hat heute einen besonders engen Zeitplan und ist daher mit allen ungeduldig, nicht nur mit mir» usw.). Welche entlastet Sie am meisten?
    ▪ Versuchen Sie, die für Sie beste Möglichkeit als wahrscheinlich anzusehen – bis zum Beweis des Gegenteils. Dieser Schritt ist anspruchsvoll; bleiben Sie beharrlich.
    Im Zweifelsfall hilft Nachfragen! Wenn eine Äusserung, ein Vorfall Sie einfach nicht mehr loslässt, weil Sie ihn auf sich münzen, dann sollten Sie dem Stress ein Ende bereiten, indem Sie die Situation klären. «Hast du mich gemeint, als du vorhin sagtest …?» – «Hat es mit mir zu tun, dass du …?» – «Habe ich etwas getan, was du …?» Die Sache frontal anzugehen hat Vorteile: Es ist in aller Regel weniger belastend, zu wissen, um was es wirklich geht, als zu spekulieren.
    TIPP Dosieren Sie solche Nachfragen, beschränken Sie sich auf die Fälle mit «hinreichend begründetem Verdacht». Denn manche Leute finden es schnell bemühend, wenn man stets alles auf sich bezieht.
    Das Über-Ich humanisieren
    Wie Sie im Kapitel zum Thema Selbstwert bereits erfahren haben, sind innere Anforderungen nicht selten der ärgste Feind im Umgang mit Stress. Zu nennen sind etwa überhöhte Ziele, unrealistische Erwartungen und Ansprüche an sich selbst sowie rigide Normen. Diese inneren Anforderungen zu humanisieren, menschlicher zu gestalten, gehört zu den wichtigsten Strategien, um Stress erfolgreich zu reduzieren.
    Auf Seite 41 sind Sie den schädlichen inneren Stimmen bereits begegnet. Hier sind sie nochmals:
    ▪ Ich muss den anderen beweisen, dass ich das kann.
    ▪ Ich muss das besser können als andere.
    ▪ Ich muss alles im Griff haben.
    ▪ Ich darf keine fremde Hilfe in Anspruch nehmen, ich muss es allein schaffen.
    ▪ Ich zeige allen, dass ich der Beste/die Beste bin.
    ▪ Ich will, dass mich alle toll und nett finden.
    ▪ Ich darf mich nicht blamieren.
    ▪ Ich darf niemanden enttäuschen, alle erwarten, dass ich das kann.
    ▪ Was denken die anderen von mir, wenn ich das nicht schaffe?
    ▪ Ich bin nur jemand, wenn ich Erfolg habe.
    ▪ Ich muss das schaffen, sonst verliere ich das Gesicht.
    ▪ Ich bin nur etwas wert, wenn mich die anderen mögen.
    Auch solche stressverstärkenden inneren Anforderungen tragen die meisten Menschen seit Kindesbeinen mit sich herum; sie führen auf direktem Weg in die Überforderung. Es lohnt sich, sich bewusst zu machen, wo sie im Alltag überall hineinspielen, und ein Gegengewicht zu etablieren.
    Wie ab Seite 60 beschrieben, sind solche Gedanken als Konstrukt in uns abgespeichert und werden durch tägliche Widrigkeiten aktiviert. Häufig ist eine Banalität der Auslöser: Jemand grüsst nicht, jemand kommt zu spät zu einer Verabredung mit Ihnen, jemand drängt sich in der Warteschlange vor Sie, jemand kritisiert Sie, jemand setzt Sie unter Druck, jemand ist netter zu anderen als zu Ihnen, jemand lässt Sie stehen usw. An und für sich sind diese Situationen nicht wirklich schlimm, doch wenn dabei ein Konstrukt aktiviert wird, dann kommen die negativen Denkmuster (Verallgemeinerung, Röhrenblick, Winkelried-Haltung) voll zum Tragen.
    SEIEN SIE BEHARRLICH, ABER NACHSICHTIG MIT SICH
    Stressverschärfende Denkmuster, externale Kontrollüberzeugungen und überhöhte innere Anforderungen unterminieren die Stabilität des Fundaments – und damit des ganzen Stresshauses. Sie haben einerseits ihren Ursprung in einem wackligen Fundament (= niedriger Selbstwert), zugleich beeinträchtigen sie den Selbstwert auch jedes Mal wieder – es ist ein Teufelskreis. Deshalb sei hier nochmals betont: Denkmuster und Kontrollüberzeugungen, aber auch unrealistische innere Anforderungen zu verändern, ist anspruchsvoll. Diese Mechanismen haben sich im Laufe Ihres Lebens ausgebildet und widerspiegeln die Essenz Ihrer Lebenserfahrung. Sie sitzen tief und führen ein Eigenleben – auf Kosten Ihres Selbstwerts und Ihrer

Weitere Kostenlose Bücher