Stark gegen Stress
jedoch nicht? Was macht den Unterschied? Was kann diese Person besser als Sie? Und stimmt es, dass sie es wirklich besser kann, oder ist es nur eine Frage des Selbstvertrauens, dieses verflixten Selbstwerts, der Ihnen wieder einmal im Weg steht?
Vielleicht braucht es Hilfe
Sie erinnern sich: Kontrollüberzeugungen prägen sich früh aus und sind ein Produkt Ihrer Lebensgeschichte. Sie sind im Fundament des Stresshauses angesiedelt. Je besser das Fundament, desto solider steht das Gebäude für Jahre. Im umgekehrten Fall ist das Haus immer gefährdet, Risse zu bekommen oder im schlimmsten Fall einzustürzen. Selbst später gebaute starke Mauern taugen wenig, wenn das Fundament nicht solid und stark ist. Bei einem zu schwachen, wackeligen Fundament kann man häufig als Hausherr selber wenig ausrichten, da müssen Fachleute beigezogen werden.
Auf das Fundament Ihres Stresshauses trifft dies ebenfalls zu. Stossen Sie bei den oben beschriebenen Anleitungen an und realisieren Sie, dass diese Aufgaben Sie überfordern, dann sollten Sie das Fundament Ihres Stresshauses mit professioneller Unterstützung überprüfen und sich helfen lassen, es zu sanieren. Suchen Sie dazu einen geeigneten Therapeuten, eine geeignete Therapeutin auf (am empfehlenswertesten ist eine Verhaltenstherapie), jemanden, der Ihnen hilft, das Fundament in Ordnung zu bringen. Dazu ist es nie zu spät. Es lohnt sich in jedem Alter und in jeder Lebensphase – denn dann lebt es sich in Ihrem Stresshaus plötzlich auf allen Etagen wieder besser.
Negativen Denkweisen eine neue Richtung geben
Sie haben auf Seite 99 bereits eine Denkweise kennengelernt, die unfruchtbar ist: die Verallgemeinerung. Sie vernebelt den Blick für die Realität und lässt Sie vorschnell das Handtuch werfen. Es gibt weitere Muster, die Ihren Spielraum bei der Stressbewältigung einengen: den Röhrenblick, bei dem Sie nur auf Negatives fokussieren, dieses überbewerten und das Positive ausblenden; und die Winkelried-Haltung, bei der Sie alle Geschehnisse, alle Vorfälle auf sich lenken und beziehen, mit anderen Worten: alles persönlich nehmen.
DIE VERALLGEMEINERUNG: SABINE B. hat bei ihren Einkäufen den Senf vergessen. Obgleich sie all die vielen Dinge, die sie brauchte, auf einem Zettel notiert hatte – auch den Senf –, übersah sie im Geschäft, dass sie auch dieses Produkt hätte einkaufen sollen. Zu Hause realisiert Sabine B. den Lapsus, als sie die vielen Sachen aus den Tüten räumt. Sie ist über sich sehr verärgert, denkt, dass sie immer alles vergisst, unzuverlässig ist, nicht mal fähig ist, trotz Einkaufsliste einen vollständigen Einkauf hinzukriegen, kurz: dass sie einfach zu dumm ist für alles.
DER RÖHRENBLICK: SIMON F. hat einen anspruchsvollen Kundenanlass organisiert und dafür von seinem Vorgesetzten am abschliessenden Apéro ein dickes Lob geerntet. Doch als alle Beteiligten miteinander auf den gelungenen Event anstossen, kann Simon F. sichgar nicht richtig freuen. Er ärgert sich noch immer darüber, dass die eine Podiumsdiskussion mit erheblicher Verspätung begann, weil sich ein wichtiger Teilnehmer verfahren hatte. Das ist eigentlich kaum aufgefallen, denn die Diskussion schloss direkt an die Pause an und war im Übrigen bei den Gästen ein voller Erfolg. Doch als Organisator fühlt sich Simon F. für den verspäteten Beginn verantwortlich, was ihn stresst. Zwar erinnert er sich, dass er den betreffenden Teilnehmer mehrmals gefragt hatte, ob er eine Wegbeschreibung brauche. Er hatte ihm jedoch glaubhaft versichert, er kenne den Veranstaltungsort und den Weg dahin bestens.
DIE WINKELRIED-HALTUNG: VERENA hat zwei Freundinnen für ein paar Tage in ihr Haus in den Bergen eingeladen. Das Datum ist abgemacht, und Verena freut sich auf den Besuch. Als sie kurz vorher miteinander telefonieren, um die Details zu besprechen, sagt die eine Freundin, dass sie nun leider nur eine Nacht bleiben werde, und die zweite sagt ab. Beide geben nachvollziehbare Gründe an: Die eine hat zu viel Stress und muss daher früher wieder nach Hause, die andere erhält Besuch aus den USA und kann deshalb gar nicht kommen. Verena kommt ins Zweifeln: Hat sie etwas gesagt oder getan, das die Freundinnen ihr nachtragen? Liegt es an ihr, dass eine Freundin so schnell wieder gehen will und die andere gar nicht kommt? Ist sie ihren Freundinnen vielleicht doch nicht so wichtig, wie sie meinte? Hätte die eine Freundin den Besuch aus Amerika nicht verschieben können, ist die andere
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