Stark gegen Stress

angeboten, sie als Gemeinderatskandidatin zu portieren; diverse Berufsgruppen und Fachverbände möchten sie für den Vorstand gewinnen.
Sie selbst liebäugelt schon lange mit einer Weiterbildung und möchte irgendwann auch noch promovieren.
Im Gespräch mit ihrem Partner wird Elisabeth T. eines Abends bewusst, wie viel sie sich immer wieder auflädt. Darunter beginnt die Qualität ihrer Arbeit zu leiden, aber auch ihre Lebensfreude. Sie realisiert, dass sie nur dann weiterhin gute Arbeit leisten und ihren Ruf bewahren kann, wenn sie sich stärker als bisher aufs Wesentliche konzentriert. Zusammen mit ihrem Partner legt sie nach dem Motto «Weniger ist mehr» die Schwerpunkte ihrer zukünftigen Tätigkeiten fest. Sie plant besser und organisiert ihr Leben bewusster – auch die Freizeit.
    Jede einzelne Aktivität für sich genommen macht Elisabeth T. Spass – sie fühlt sich auf positive Weise herausgefordert (Eustress, siehe Seite 56). Doch die schiere Menge bewirkt, dass alles zusammen trotzdem zur Belastung wird. In dieser Situation tut Elisabeth T. das einzig Richtige: Sie reduziert den Stress, indem sie sich einen Abend lang Zeit nimmt, ihre Lebensführung zu überdenken. Sie fällt gewisse Entscheide und setzt diese konsequent um. Dazu gehört, dass sie der politischen Partei eine klare Absage erteilt und den Entscheid, ob sie wirklich promovieren will oder nicht, aufschiebt. Hingegen wird sie ehrenamtlich im Vorstand eines Fachvereins mitwirken. Zudem einigen sie und ihr Partner sich auf einen Jour fixe, an dem sie den Abend gemeinsam verbringen.
    TIPP Es sind nicht alle Menschen gleich leistungsfähig – aus unterschiedlichen Gründen. Das darf sein. Mit den eigenen Möglichkeiten haushalten zu lernen, ist anstrengend und häufig undankbar. Dennoch: Eine Menge Stress lässt sich vermeiden, indem Sie lernen, Nein zu sagen und die Grenzen Ihrer Leistungsfähigkeit zu respektieren.
    Elegant Nein sagen
    Sie haben sich vorgenommen, nicht mehr zu allen Aufgaben, die man Ihnen im Arbeitsalltag gerne übertragen würde, einfach Ja zu sagen? Dann geht es darum, dies diplomatisch an den Mann oder die Frau zu bringen, denn ein kurz angebundenes Nein kommt selten gut an. Das sind Alternativen 8 :
    ▪ Ich bin zeitlich bereits enorm eingespannt und bitte darum um etwas Bedenkzeit.
    ▪ Ich würde das sehr gern erledigen, aber meine Pendenzenliste ist übervoll. Wenn Sie mir sagen, was ich delegieren oder weglassen kann, um Zeit für diese Aufgabe zu schaffen, kann ich sie gern übernehmen.
    ▪ Das ist ein reizvolles Angebot, nur leider …
    ▪ Ich kann gut nachvollziehen, dass du es nicht schätzt, wenn ich jetzt Nein sage, aber …
    ▪ Obwohl ich Sie sehr schätze und erkennen kann, wie wichtig Ihr Anliegen ist, muss ich leider Nein sagen.
    ▪ Es ist wirklich unglücklich, dass Sie diese Sache ausbaden müssen, aber …
    ▪ Ich würde gern helfen, aber wenn ich vernünftig sein will, muss ich leider Nein sagen.
    ▪ Ich fühle mich überrumpelt, weil du sofort eine Entscheidung verlangst. Bitte gib mir eine halbe Stunde zum Überlegen.
    ▪ Ich schätze dein Lob sehr. Trotzdem kann ich diese Aufgabe leider nicht übernehmen.
    RENATA K. hat eine pflegebedürftige Mutter und drei schulpflichtige Kinder – mit diesen Betreuungsaufgaben und der Haushaltarbeit ist sie voll ausgelastet. Wie immer vor den Sommerferien gibt es in der Schule kleinere und grössere Anlässe, zu denen die Eltern eingeladen sind. Renata K. hat in den vergangenen Jahren regelmässig bei der Organisation geholfen. Dabei hat sie festgestellt, dass es immer in etwa die gleichen Mütter und Väter sind, die sich engagieren. Die Betreuung ihrer bettlägerigen Mutter ist Renata K. wichtig. Deshalb hat sie sich dieses Jahr bewusst vorgenommen, bei der Organisation der Schulanlässe nicht mitzumachen. Und noch etwas: Sie bringt zu keinemder Jahresabschlussfeste einen selber gebackenen Kuchen mit. Dafür frische Früchte, die sie bei ihrem üblichen Wocheneinkauf besorgen kann. Solche Prioritäten zu setzen, entlastet Renata K., sie fühlt sich freier und kann damit auch ihre anderen Aufgaben besser und engagierter erledigen.
    Zum Überlegen: Sich abgrenzen und Perfektionismus vermeiden
    Haben Sie einfach zu viel um die Ohren?
    ▪ Benutzen Sie das Instrument des Zeitkuchens (siehe nebenan).
    ▪ Können Sie Nein sagen, wenn eine Aufgabe an Sie herangetragen wird? Wenn nicht, woran liegt es: Müssen Ihre Kolleginnen und Kollegen mehr arbeiten, wenn