Stark gegen Stress
zu dem Zeitpunkt an diesem Ort in das Geschehnis verwickelt sein könnten.
Versuchen Sie zunächst, sich zu beruhigen – es bringt nichts, wenn Sie sich in etwas hineinsteigern. Versuchen Sie dann, möglichst rasch an Informationen zu kommen, welche Ihnen Klarheit verschaffen können. Rufen Sie Ihren Bruder beispielsweise auf seinem Mobiltelefon an. Verfallen Sie jedoch nicht in Panik, wenn er nicht antwortet. Er könnte es auch einfach ausgeschaltet haben, oder er hat es in der Jacke in den Kofferraum gelegt und hört es nicht. Machen Sie eine Schätzung, wann er wo sein könnte; überlegen Sie, ob es überhaupt realistisch ist, dass er zum gegebenen Zeitpunkt am Unfallort sein könnte. Hören Sie Nachrichten, rufen Sie später, wenn sich immer noch keine Gewissheit eingestellt hat, die Polizei an.
HINWEIS Vorerst ist Informationssuche die wichtigste Strategie. Erst wenn es sicher ist, dass eine Situation tatsächlich eingetreten ist, stellt sich die Frage nach den jetzt angemessenen Handlungsmöglichkeiten.
Frage 3: Muss ich etwas tun, oder wendet sich die Situation von selbst zum Guten?
Eine Situation ist relevant und tritt mit Sicherheit ein oder ist bereits eingetreten. Die Frage ist nun, ob Sie etwas unternehmen müssen oder ob Sie zunächst einfach zuwarten sollten. Stellen Sie sich zum Beispiel vor, Ihre 15-jährige Tochter habe versprochen, vom Ausgang um 23 Uhr nach Hause zu kommen. Um 23.30 Uhr ist sie immer noch nicht zurück, und ans Handy geht sie auch nicht. Müssen Sie aktiv werden?
Warten Sie vorerst mal ab, es ist erst eine halbe Stunde, um die sie sich bisher verspätet hat; das kann viele Gründe haben. Vor allem, wenn der Aufwand gross wäre und die Möglichkeit der Einflussnahme gering, ist es ratsam, wenn Sie noch etwas zuwarten und Ihre Kräfte schonen, ehe Sie beispielsweise selber eine Suchaktion starten und/oder die Polizei benachrichtigen. Es ist ja gut möglich, dass Ihre Tochter nur den Zug verpasst und vergessen hat, Ihnen eine SMS zu schicken. Und dass sie im angeregten Gespräch mit ihren Freundinnen den Klingelton nicht hört, wenn Sie anrufen. Die Wahrscheinlichkeit ist somit gegeben, dass sich die Situation von selbst zum Guten wendet. In Kürze kommt der nächste Zug an, dann haben Sie mehr Gewissheit.
Wenn die Chancen gut stehen, dass sich eine Situation von selbst zum Guten wendet, dann sollten Sie vorerst zuwarten. Im vorliegenden Beispiel kann Passivität angemessen sein, wenn Sie noch einen nächsten Zug abwarten können; wenn Sie wissen, dass Ihre Tochter insgesamt zuverlässig ist, aber auch nicht gleich anruft, wenn sie nur wenig zu spät kommt; wenn Sie wissen, dass sie häufig vergisst, ihr Handy aufzuladen; wenn Sie wissen, dass Sie ihr vertrauen können und deshalb eine geringe Gefahr besteht, dass etwas Schlimmes vorgefallen sein könnte.
Frage 4: Kann ich etwas tun, habe ich Einflussmöglichkeiten?
Kommen Sie zum Schluss, dass Sie etwas tun müssen, so stellt sich die Frage, ob dies auch möglich ist, ob Sie überhaupt aktiv werden können. Falls ja, geht es darum, eine sinnvolle Lösung des Problems anzustrebenund Ihren Handlungsspielraum auszureizen. Wie Sie das am besten angehen, steht auf Seite 178.
Nehmen Sie als Beispiel Ihre nächsten Ferien am Meer. Die Fahrt dorthin ist lang, da macht es Sinn, wenn Sie Ihr Fahrzeug vorher zum Feriencheck in die Garage bringen. So können Sie dem Stress einer Panne vorbeugen – das ist bereits eine Möglichkeit, Einfluss zu nehmen. Und wenn sich die Panne trotzdem nicht vermeiden lässt? Auch da gibt es in aller Regel Handlungsmöglichkeiten, selbst wenn Sie nichts von Motoren verstehen: Sie können den Pannendienst rufen, Autofahrer anhalten und um Hilfe bitten oder im Handbuch Ihres Fahrzeugs nachlesen, welche Alarmlampen welches Problem anzeigen, und selber eine überbrückende Lösung finden, bis Sie bei der nächsten Garage sind.
Wenn Sie die Situation selber nicht beeinflussen können, stellt sich häufig die Frage, ob andere Ihnen unter die Arme greifen oder mit Rat und Tat zur Seite stehen können. Überlegen Sie, wer Ihnen Unterstützung geben könnte und wie Sie sich diese organisieren werden.
Und wenn gar nichts geht?
Weder Sie selbst noch andere können an Ihrer Situation etwas ändern? Dann bleibt Ihnen nur eine Option, nämlich Ihre Haltung anzupassen, die Angelegenheit aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und umzubewerten. Das ist übrigens ein Vorgehen, das in vielen Lebenslagen entlastend
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