Stark gegen Stress
wirkt.
MARIANNE K. ist Projektleiterin in einem mittelgrossen Unternehmen und karrieremässig gut unterwegs. Kein Wunder, denn sie setzt sich nach Kräften ein und hat Spass an ihrer Arbeit. Nun muss sie notfallmässig ein Myom operieren lassen und anschliessend zur Erholung eine mehrwöchige Ruhepause einlegen. Das passt gar nicht in ihre Pläne. Doch der Arzt drängt zu der Operation und sagt, dass sich das Problem nicht von selbst zum Guten wenden wird und dass sie selber keine Möglichkeiten hat, die Genesung zu beeinflussen. Marianne K. ist zunächst frustriert. Schliesslich sagt sie sich, dass sie während dieser Zwangspause all die liegengebliebenen Pendenzen aufarbeiten kann, dass sie danach wieder à jour ist und besser vorbereitet in das neue Projekt einsteigt. Zudem wird sie mehr Zeit für ihre Lieblingslektüre haben. Darauf freut sie sich.
Wenn Sie keine Einflussmöglichkeiten haben und wenn auch die Chancen, dass sich eine Situation von selbst zum Guten wendet, nicht gross sind, dann heisst das Motto «Umbewertung». Das ist der Versuch, einer noch so schwierigen Situation etwas Positives abzugewinnen («Das ist nicht so schlimm, ich gewinne dadurch andere Möglichkeiten», «Zwar bedaure ich das, aber etwas Gutes hat es auch», «Schade, dass ich dieses Portemonnaie verloren habe, doch zum Glück ist es nicht dasjenige, das mir so viel bedeutet, weil ich es von meinem Partner geschenkt bekommen habe» usw.).
Beispiele zur Anwendung des Schemas
Unten finden Sie zwei Beispiele, anhand derer das oben beschriebene Vorgehen nochmals illustriert wird. Wenden Sie das Schema im täglichen Leben so oft wie möglich an; so wird es zu einer nützlichen Gewohnheit, die Sie von Stress entlastet.
LUKAS T. ist im Auto unterwegs nach Hause, als er im Wald eine Panne hat. Weit und breit ist kein Haus zu sehen, und demnächst dunkelt es ein. Lukas T. hat zwei linke Hände und versteht nichts von Autos. Netzabdeckung für sein Mobiltelefon hat er ebenfalls nicht. Er merkt, wie starke Angstgefühle hochkommen. Er fühlt sich ausgeliefert, der kalte Schweiss läuft ihm den Rücken hinunter.
Einschätzung:
▪ Wie relevant ist die Situation wirklich? → Die Relevanz ist hoch, irgendwie muss Lukas T. aus dem Wald wieder heraus und nach Hause kommen. Um sich zu überlegen, wie er das am besten anstellt, muss er sich zuerst etwas beruhigen.
▪ Wie sicher ist es, dass die befürchtete Situation tatsächlich eintritt? → Sehr sicher, die Panne ist Tatsache.
▪ Muss Lukas T. etwas tun, oder ändert sich die Situation von selbst zum Guten? → Lukas T. muss aktiv werden, das Problem wird sich nicht von allein lösen.
▪ Kann Lukas T. etwas tun, hat er Einflussmöglichkeiten? → Ja. Er kann die Panne zwar nicht selbst beheben. Immerhin aber kann er sich auf den Weg machen, zum nächsten Haus laufen und den Pannendienst aufbieten.
ANNA M. steht kurz vor ihrer Beförderung zur Abteilungsleiterin. Sie hat die letzten Jahre aktiv und zielstrebig auf diese Position hingearbeitet, sodass sie gute Karten hat. Das meint auch ihr Vorgesetzter. Es geht noch eine Woche, dann tritt die Direktion zusammen und entscheidet. Eines Morgens im Lift hört Anna M. zufällig, dass inoffiziell auch ein externer Kandidat für die Stelle diskutiert werde. Sie ist bestürzt, fühlt sich verraten und frustriert und denkt, dass nun alle ihre Bemühungen umsonst waren. Am Abend ist sie völlig aufgelöst und kann nicht schlafen, alles dreht sich in ihrem Kopf.
Einschätzung:
▪ Wie relevant ist die Situation wirklich? → Sehr relevant: Es geht um Anna M.s berufliche Zukunft.
▪ Wie sicher ist es, dass die befürchtete Situation tatsächlich eintritt? → Nicht sicher; es ist nicht klar, ob das Gerücht stimmt.
▪ Muss Anna M. etwas tun, oder wird sich die Situation von selbst zum Guten wenden? → Das ist nicht sicher, wenn sie nicht handelt und dem Gerücht nachgeht. Denn falls es zutrifft, könnte es für sie nachteilig sein, wenn sie passiv bleibt und einfach zuwartet, wie die Dinge sich entwickeln.
▪ Muss sie etwas tun, hat sie Einflussmöglichkeiten? → Ja, Anna M. kann sich Gewissheit verschaffen, etwa indem sie ihren Vorgesetzten darauf anspricht. Sie kann ihre Erwartungen einbringen, ihre Verdienste für die Firma nochmals herausstreichen und sich ins Spiel bringen.
Stress entsteht im Kopf – dort müssen Sie ihm auch begegnen. Achten Sie darauf, wie Sie Situationen einschätzen: welche Relevanz Sie ihnen geben, ob Sie
Weitere Kostenlose Bücher