Stark gegen Stress
ist, was es für Sie bedeutet und warum Sie sich eine Lösung wünschen. Orientieren Sie sich dabei an der Trichtermethode (Seiten 201), die Sie auch für sich alleine gut anwenden können.
HINWEIS Falls möglich, ist es natürlich auch hilfreich, wenn Ihr Partner, Ihre Partnerin bei der Problemlösung mithilft.
Wenn nötig, grenzen Sie das Problem ein und definieren Sie ganz konkret, auf welche Aspekte Sie sich bei der Lösungsfindung konzentrieren möchten. Halten Sie die zentralen Punkte schriftlich fest.
PATRICK M. nimmt sich Zeit, um darüber nachzudenken, warum genau ihn die aktuelle Situation so stört. Er realisiert, dass er keine Zeit mehr hat, mit den Kollegen in die Pause zu gehen, dass er am Abend nichts mehr unternehmen mag ausser fernsehen und dass er einfach ganz generell an Lebensqualität verloren hat. Das ärgert ihn und macht ihn traurig. Zugleich fürchtet er, wie sein Kollege auch an einem Burn-out zu erkranken und dann selber auszufallen. Patrick M. notiert:
PROBLEM
Ich muss die Aufgaben des Kollegen übernehmen.
⇒ Keine Gelassenheit mehr bei der Arbeit → Druck, Freudlosigkeit, Anspannung
⇒ Lebensqualität verloren→ Gefühl der leere, des einseitigen Gebens
⇒ Angst vor Burn-out wie Kollege
⇒ kein Ausgleich mehr, daher Gewichtszunahme, fühle mich in meinem Körper nicht mehr wohl → Unzufriedenheit, Unausgeglichenheit
⇒ keine ausreichende Anerkennung dafür, dass ich nun neben meiner Arbeit auch die des Kollegen mache, alles zu selbstverständlich → Enttäuschung, Frustration, Deprimiertheit
⇒ alle Verantwortung und die ganze Arbeit lasten auf meinen Schultern → fühle mich einsam, alleingelassen, ausgebeutet
⇒ Dauer dieser Mehrbelastung nicht abzuschätzen → Hilflosigkeit
Patrick M. grenzt anschliessend das Problem ein: Er möchte zuerst die unbefriedigende Arbeitssituation angehen und, obwohl es auch für sein Gewicht eine Lösung braucht, sich erst später um diesen Aspekt kümmern. Seine Problemdefinition lautet:
PROBLEMDEFINITION
Mit der gegenwärtigen Arbeitslast komme ich unter die Räder und fühle mich ausgebeutet.
Schritt 2: Ziel definieren
Definieren Sie nun Ihr Ziel und halten Sie es schriftlich fest. Achten Sie darauf, dass das Ziel positiv formuliert, realistisch und überprüfbar ist. Indem Sie ein Ziel festlegen, geben Sie der Lösungssuche eine bestimmte Richtung. Patrick M. notiert zwei Ziele:
ZIELE:
Der Arbeitsberg muss bewältigbar sein.
Ich muss mich wehren und zusätzliche Hilfe anfordern.
Schritt 3: Lösungsmöglichkeiten suchen
Sammeln Sie nun möglichst viele und kreative Lösungsmöglichkeiten – und verbieten Sie dem Zensor in Ihrem Kopf, dreinzureden. Blicken Sie über den Tellerrand, lassen Sie auch verrückte und kreative Ideen zu, wagen Sie es, unkonventionelle Vorschläge zu notieren. Verlassen Sie ausgetretene Pfade ganz gezielt, lassen Sie bewusst auch unmöglich erscheinende und ungewohnte Gedanken zu.
Es ist wichtig, dass Sie in diesem Stadium auf die Bewertung der Lösungsideen verzichten, denn das würde den Prozess hemmen und unnötig einschränken. Für einmal gilt: Quantität kommt vor Qualität! Denn jemehr Ideen Sie suchen und zulassen, desto mehr öffnet sich Ihre Perspektive, und die Chance steigt, dass Sie eine gute Lösung finden.
Listen Sie Ihre Ideen schliesslich auf.
Im Fall von Patrick M. sieht das so aus:
MÖGLICHE LÖSUNGEN
- mich besser organisieren
- nur noch die eigenen Aufgaben erledigen
- eine Vertretung suchen
- fluchen und lautstark klarmachen, dass das so nicht geht
- 15 Stunden am Tag arbeiten
- einen Praktikanten suchen
- neue Aufträge ablehnen
- Aufträge schlampig ausführen
- bei jedem neuen Auftrag die realistische Bearbeitungsdauer kommunizieren
- eine neue Stelle suchen
- dem Chef die Situation objektiv schildern und Unterstützung anfordern
- Tagesstruktur (morgens arbeite ich an meinen Projekten, nachmittags an jenen des Kollegen)
- kommunizieren, dass ich nicht alles schaffe, dass dafür beide Projekte ein wenig vorankommen
- nur wichtigste Aufgaben erledigen (Prioritäten setzen)
- mehr delegieren, andere mitarbeitende beiziehen
Schritt 4: Lösungsmöglichkeiten bewerten und entscheiden
Jetzt geht es darum, die einzelnen Ideen systematisch zu bewerten und deren Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwägen, um schliesslich die beste Lösung definieren zu können.
Überdenken Sie jeden Lösungsvorschlag kurz, betrachten Sie die Vor- und Nachteile. Bewerten
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