Stark gegen Stress
sich sicher sind, dass die Situation auch wirklich eintreten wird, ob Sie denken, dass Sie Einfluss nehmen können, oder ob Sie meinen, dass sich die Situation von selbst zum Guten wenden wird. Versuchen Sie, Bewältigungsstrategien anzuwenden, die an die Anforderungen angepasst sind. Es gibt nicht die eine optimale Strategie für alle Situationen, aber es gibt für jede Situation eine beste Strategie. Je flexibler Sie sind und je mehr Bewältigungsmöglichkeiten Sie im Repertoire haben, desto effektiver werden Sie mit Stress zurechtkommen.
Probleme wirksam lösen in sechs Schritten
Stress hat immer zwei Seiten, eine emotionsbezogene und eine problembezogene. Viele Bewältigungshandlungen können Effekte auf beide Komponenten haben (z.B. Informationssuche, aktive Einflussnahme), während andere darauf abzielen, vor allem die Stressemotionen zu bewältigen (z.B. positive Selbstgespräche, Gefühlsberuhigung, Umbewertung). Andere dagegen haben explizit die Lösung des Problems zum Ziel. Um die problembezogene Seite der Stresssituation zu lösen, braucht es ganz praktische, tragfähige, konkret umsetzbare Handlungsanweisungen. Problemlösestrategien sind damit im Alltag ein wichtiges Element, um Anforderungen effektiv und effizient begegnen zu können. Hier einige Beispiele für Situationen, die solche Anforderungen darstellen:
▪ Wie kann ich den Kontakt mit meinen alten Kolleginnen und Kollegen besser pflegen?
▪ Wer bringt die Kinder in die Krippe?
▪ Wie bringe ich es fertig, weniger häufig unpünktlich zu sein?
▪ Wie kann ich es mir einrichten, dass ich für die Bearbeitung wichtiger Unterlagen genügend Zeit habe?
▪ Wohin fahren wir das nächste Mal in die Ferien?
▪ Wie bringen wir Berufstätigkeit und Haushaltsarbeiten für beide fair unter einen Hut?
▪ Wie finde ich Zeit, um die vom Arzt verordnete tägliche Sporteinheit umzusetzen?
Solchen Fragestellungen, die für Sie persönlich relevant und stressend sein können oder in sozialen Beziehungen immer wieder zu Konflikten führen, lassen sich mittels eines systematischen Problemlösungsprozesses strukturiert und effizient angehen – allein, im Arbeitsteam, in der Familie oder mit Ihrem Partner, Ihrer Partnerin.
Beachten Sie: Die Suche nach einer tauglichen Lösung wird nur gelingen, wenn Sie den Kern des Problems wirklich verstehen. Wenn Sie erkennen, warum Ihnen eine Sache so zu schaffen macht, warum sie für Sie relevant ist und warum es notwendig ist, eine Lösung zu finden. Denn erst dann ist es sinnvoll, sich auf die Suche nach einer konkreten praktischen Lösung zu begeben. Es verhält sich ähnlich wie bei der Trichtermethode (Seite 201): Wenn Sie sich verfrüht auf die praktische Ebene begeben, fälltIhr Lösungsversuch möglicherweise unbefriedigend aus, weil er am falschen Ort ansetzt – und Sie sind wieder gleich weit.
TIPP Nehmen Sie sich nicht zu viel auf einmal vor. Das kann entmutigend sein und dazu führen, dass Sie letztlich keine der angestrebten Veränderungen wirklich umsetzen. Da es für Veränderungen viel Kraft und Energie braucht, ist es sinnvoll, sich zunächst auf ein Thema zu beschränken, dieses aber auch wirklich anzupacken.
Der Lösungsprozess, den wir Ihnen im Folgenden vorstellen, läuft in 6 Schritten ab:
Schritt 1: Problem wahrnehmen und beschreiben
Schritt 2: Ziele definieren
Schritt 3: Lösungsmöglichkeiten suchen
Schritt 4: Lösungsmöglichkeiten bewerten und beste Lösung finden
Schritt 5: Planen und im Alltag umsetzen
Schritt 6: Evaluation und Selbstwertschätzung bei Erfolg
PATRICK M. ist in einem mittelgrossen Unternehmen angestellt. Nun ist ein Mitarbeiter wegen eines Burn-outs ausgefallen und länger krankgeschrieben. Patrick M. muss nun auch die Arbeiten des Kollegen übernehmen. Nach einer Woche bereits merkt er, dass das Pensum kaum zu schaffen ist. Er arbeitet bis spätabends und kommt erschöpft nach Hause. Sport, Kollegen, Hobbys – die sind aus seinem Leben verschwunden. Patrick M. stört das, er möchte an dieser Situation etwas verändern.
Schritt 1: Problem wahrnehmen und beschreiben
Nehmen Sie sich genügend Zeit, um das Problem genau zu verstehen. Stellen Sie sich Fragen wie «Was belastet mich genau?», «Was stört mich an der Situation besonders?», «Welche Veränderungen brauche ich, um wieder zufrieden zu sein?».
Machen Sie sich bewusst, welche Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse damit in Zusammenhang stehen. Arbeiten Sie heraus, warum das Thema für Sie relevant
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