Stark gegen Stress
Fachstellen zu wenden. Einerseits sind Sie dadurch schneller wieder leistungs-, liebes- und genussfähig, und zweitens beugen Sie damit schwereren Einbrüchen in Ihrer Biografie vor.
TIPP Zögern Sie nicht zu lange, wenn Sie in einer Krise sind. Packen Sie die Probleme mithilfe eines Coachs, Beraters oder Therapeuten rechtzeitig an, bevor die Situation eskaliert und weitere Kreise zu ziehen beginnt.
Paare: Gemeinsam gegen Stress
Ein Stresserlebnis miteinander zu besprechen und ihm auf den Grund zu gehen, ist ein Gewinn für beide Partner. In diesem Kapitel lernen Sie ein Verfahren kennen, das sich speziell für Paare eignet.
Erinnern Sie sich an Nina, die 40-jährige Frau, die auf dem Fussgängerstreifen von einem Rentner zurechtgewiesen wurde (Seite 59)? Für Nina ging der Vorfall tief, er stresste sie mehr, als bei einer objektiven Einschätzung der Relevanz vielleicht zu erwarten gewesen wäre. Als Nina am Abend ihrem Partner davon berichtete, konnte er nicht mitfühlen und Ninas heftige Stressreaktion nicht nachvollziehen. Schliesslich waren beide frustriert: sie, weil sie sich nicht verstanden fühlte; er, weil er fand, Nina sei überempfindlich und mache aus einer Mücke einen Elefanten oder sie habe sich wie ein Schulmädchen abkanzeln lassen, statt sich wie eine erwachsene, 40-jährige Frau zu wehren.
Den Partner, die Partnerin verstehen
Wie können Sie vermeiden, dass der Stress, den Ihr Partner, Ihre Partnerin nach Hause mitbringt, in einem vergleichbaren Fall zu einer ähnlich schlechten Stimmung und einem ruinierten Abend führt? Dazu müssen beide ihren Teil beitragen. Wenn Sie realisieren, dass Ihr Partner, Ihre Partnerin im Stress ist, sprechen Sie ihn bzw. sie darauf an («Was ist los? Du wirkst so verschlossen, bedrückt. Ist etwas geschehen?») und signalisieren Sie Interesse, mehr darüber zu erfahren, ohne allerdings neugierig oder aufdringlich zu sein. Ist der Zeitpunkt gerade ungünstig, dann können Sie auch später eine Gelegenheit suchen und dem Partner, der Partnerin ein Gespräch anbieten, zum Beispiel wenn die Kinder im Bett sind. Denn Musse und genügend Zeit sind wichtig; Selbstöffnung ist nicht möglich zwischen Tür und Angel.
HINWEIS Diejenige Person, die den Stress erlebt hat, sollte dem Partner mehr erzählen und nicht einfach nur das Ereignis und die oberflächliche Situation schildern. Es geht darum, zusammen der Situation nachzuspüren, um herauszufinden, was denn genau so schlimm war, weshalb das Ganze den Partner, die Partnerin so beschäftigt und warum der Stress immer noch nachhallt.
Stress wegen täglicher Widrigkeiten verraucht schnell, weil diese meist eine niedrige Relevanz haben (siehe Seite 182). Ist dem nicht so, darf man davon ausgehen, dass der Vorfall tiefer geht, dass ein persönliches Thema (Konstrukt) aktiviert wurde. Da wir häufig selber nicht wissen, was genau uns dermassen aufwühlt, ist es wichtig, dem nachzugehen. Das bedingt, dass wir bereit sind, davon zu erzählen, und dass das Gegenüber aufmerksam zuhört, uns Raum gibt, offen nachfragt und Interesse und Verständnis zeigt. Der Partner, die Partnerin sollte auf keinen Fall voreilig Lösungen oder Ratschläge anbieten, denn Stress ist immer subjektiv. Wir können nicht von uns auf den anderen schliessen, sondern sollten zuerst zu verstehen versuchen, was die Sache für den anderen bedeutet.
Erst wenn die Situation und die durch sie ausgelösten Gefühle klar geworden sind, kann der zuhörende Partner dem anderen die Unterstützung geben, die dieser wirklich braucht; beide können nun dem Problem mit vereinten Kräften zu Leibe rücken.
HINWEIS Ganz einfach, das Ganze? Nein, das ist es nicht. Aber eine sehr lohnenswerte Unternehmung, die Stress zuverlässig reduziert und damit Ihre Partnerschaft nachhaltig stärkt. Denn durch die wechselseitige Anteilnahme entstehen Intimität, Verbundenheit, Nähe und Vertrauen – und beide wissen, dass man sich an den Partner wenden kann, wenn man ihn braucht.
Zuerst sind Sie dran
Vorsicht: Ihr Partner, Ihre Partnerin ist kein Abfallkübel, in dem Sie alles und jedes, das Sie im Alltagsleben stresst, deponieren können. Ihr primäres Anliegen sollte sein, Ihren Stress wenn immer möglich selber zu bewältigen und ihn gar nicht erst in die Partnerschaft hineinzutragen. Wie Stress sich auf die Partnerschaft auswirkt, haben Sie bereits auf Seite 77 erfahren. Wenn Sie selber kompetenter mit Stress umgehen können, belasten Sie die Partnerschaft, die Familie
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