Stark gegen Stress
Trichters von oben nach unten durcharbeiten, beachten Sie beim Gespräch Folgendes:
Regeln für den Sprechenden, die Sprechende
▪ Konkret bleiben: Sprechen Sie von einer ganz bestimmten, konkreten Situation, die Sie gestresst hat und die immer noch Stressgefühle auslöst. (Welche konkrete Situation hat mich gestresst?)
▪ Gefühle: Gehen Sie auf Ihre Gedanken, Einschätzungen und Gefühle in dieser Situation ein. (Welches von den verschiedenen Gefühlen war das stärkste Stressgefühl?)
▪ Bedeutung: Arbeiten Sie heraus, weshalb die Situation dermassen belastend war, was genau sie so schlimm gemacht hat. Erforschen Sie die emotionalen Gründe für Ihren Stress. (Warum hat mich das so getroffen?)
Regeln für die Zuhörende, den Zuhörenden
▪ Aktives Zuhören: Hören Sie dem Partner, der Partnerin aktiv, engagiert und interessiert zu und geben Sie ihm/ihr Raum, sich auszusprechen und den Stress zu ergründen.
▪ Nachfragen: Helfen Sie der Partnerin, dem Partner bei der Suche nach den Gründen für den Stress, indem Sie offen und ohne zu interpretieren nachfragen. Geben Sie in dieser Phase noch keine Unterstützung, hören Sie lediglich zu.
▪ Zusammenfassen: Klären Sie den Verlauf des Gesprächs immer wieder, indem Sie die für Ihren Partner, Ihre Partnerin wichtigen Inhalte zusammenfassen. Melden Sie zurück, was Sie verstanden haben.
So kann der Zuhörer, die Zuhörerin unterstützen: Lassen Sie Ihrem Gegenüber Zeit, bedrängen Sie es nicht. Fragen Sie mit leiser und ruhiger Stimme nach (nicht im Sinne eines Verhörs oder einer Befragung), was in der Situation belastend war, was im Sprecher, in der Sprecherin gefühlsmässig vorging, was er oder sie dachte und was für Gefühle dies bewirkte. Geben Sie hin und wieder eine Rückmeldung, indem Sie kurz zusammenfassen, was Sie verstanden haben.
Dass Sie beide im Prozess auf dem richtigen Weg sind, merken Sie als Zuhörer, als Zuhörerin daran, dass die geschilderten Emotionen in Ihnen eine Resonanz auslösen, dass Sie «mitschwingen» können; dass Sie dem Stress Ihres Partners nachspüren können und er bei Ihnen anschlägt. Sie werden auch merken, wie das Gespräch langsamer und ruhiger wird, wenn tiefere Gefühle kommen, wie es manchmal ins Stocken gerät, Schweigen und Pausen entstehen, die Stimmung schwerer wird.
Und wenn das nicht passiert? Das kann daran liegen, dass der Partner nur sachlich von seinen Gefühlen erzählt, ohne dass er diese – aus was für Gründen auch immer – wirklich wiedererleben kann. Oder aber Sie selber sind mit den Gedanken abwesend, lassen sich zu wenig auf den Partner ein, schirmen sich ab und lassen die Erfahrung nicht zu. In dem Fall sollten Sie innehalten, gemeinsam nach Ursachen suchen, weshalb das Tiefergehen nicht gelingt, und je nach Grund einen späteren Zeitpunkt für das Gespräch festlegen.
Falls Sie als Paar gar nicht weiterkommen, bringt es nichts, zu insistieren. Vielleicht steht Ihnen als Paar diese Ressource nicht zur Verfügung. Dann gibt es die Möglichkeit, dass Sie sie in einer Paartherapie zu entdecken versuchen.
TIPP Und wenn Sie nun in der Situation ganz anders reagiert hätten? Behalten Sie es für sich. Sagen Sie sich konsequent, dass Ihr Gegenüber der Experte in Sachen eigene Gedanken und Emotionen ist – nicht Sie. So gut Sie Ihren Partner auch zu kennen glauben: Nur er weiss, wie es in ihm aussieht.
3. Ebene der tieferliegenden Gefühle: Indem Sie auf der zweiten Ebene die Gefühle nochmals durchlebt haben, haben Sie das Terrain vorbereitet, um auf die nächste Ebene hinabzutauchen, die bereits enger gefasst ist. Hier treten nun schwierig auszuhaltende Emotionen zutage:Scham, Einsamkeit, Traurigkeit, Hilflosigkeit, Minderwertigkeit, Verzweiflung, Resignation usw. Es sind diese Gefühle, die Ihr Stresserleben so intensiv werden lassen. Wenn Sie zu ihnen vorgestossen sind, dann spüren Sie und Ihr Partner auf einmal, dass die auslösende Situation alles andere als trivial war, dass das Vorkommnis Sie an einem wunden Punkt getroffen hat.
Geeignete Fragen, die Sie sich oder dem Partner stellen können, sind: «Welches war die wichtigste, die stärkste Emotion in dieser Situation? Das Gefühl, das dir am meisten zugesetzt hat?» – «Welches Gefühl hat dich nicht losgelassen? Was war besonders schlimm für dich?», «Was genau hat es so schwierig gemacht?» usw.
So kann der Zuhörer, die Zuhörerin unterstützen: Wenn spürbar ist, dass beide emotional «aufgeweicht» sind und
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