Stark gegen Stress
Sie sich wirklich begegnen wollen, in dem Sie sich nicht scheuen, ehrlich nachzuspüren, wie es Ihnen geht, warum Sie etwas dermassen beschäftigt und was das mit Ihnen persönlich zu tun haben könnte. Es braucht aberauch die Bereitschaft, zuzuhören, dem anderen Raum zu geben, ihn auf dem Weg des Erkundens mit Interesse, aber ohne fordernde oder persönliche Neugier zu begleiten und zu versuchen, mitzuschwingen und emotional zu verstehen. Voraussetzung dafür ist, dass Sie beide dafür genügend Zeit haben (mehr zum Thema Zeit auf Seite 146).
Nebenan sehen Sie eine Grafik des Trichters. Im Gespräch arbeiten Sie sich in diesem Trichter von oben nach unten durch. Das ist anspruchsvoll, doch wenn es gelingt, können Sie zum Kern des Stresserlebens, zu Ihrem persönlichen Konstrukt, vordringen (zum Begriff des Konstrukts siehe Seite 60). Ein gemeinsam erarbeiteter Erfolg für Sie beide, der Sie verbindet und weiterbringen wird! Denn hier können Sie und Ihr Partner, Ihre Partnerin nun ansetzen und in einem zweiten Schritt gemeinsam nach wirksamen Bewältigungsmöglichkeiten suchen.
Darauf sollten Sie achten
Beachten Sie die Regeln für Sprechende und Zuhörende (siehe Kasten auf Seite 206). Und ganz wichtig: Während der erzählende Partner im Trichter nach unten «taucht», darf der Zuhörende noch keine konkrete Unterstützung zur Lösung des Problems anbieten. Das wäre verfrüht; das Gegenüber könnte sich «abgeklemmt» fühlen, und die Erkundungsreise könnte vorschnell zum Erliegen kommen.
Zentral ist auch, dass der Zuhörer, die Zuhörerin nicht meint, zu wissen, wie es der erzählenden Person geht, dass er oder sie auf jegliche Interpretation verzichtet, sich zurücknimmt und redlich darum bemüht ist, einfach zuzuhören und mit hilfreichen Fragen den Prozess zu unterstützen.
TIPP Machen Sie keine Gefühlsangebote («Da fühlst du dich sicher …», «Das muss ja schrecklich für dich sein», «Bist du da nicht ärgerlich?»), sondern lassen Sie durch Ihr wohlwollendes und aufmerksames Zuhören alle Gefühle und Gedanken beim Sprechenden selber entstehen. Folgen Sie ihm einfach nur als wohlgesinnter Begleiter auf der gemeinsamen Entdeckungsreise.
Von oben nach unten durch alle Ebenen
Räumen Sie für das Trichtergespräch genügend Zeit ein und sorgen Sie dafür, dass Sie nicht gestört werden. Arbeiten Sie sich dann sorgfältig von oben nach unten durch:
1. Sachebene: Beginnen Sie mit einer kurzen sachlichen Beschreibung des konkreten Vorfalls, der Sie beschäftigt. Wenden Sie dafür maximal zwei Minuten auf. Schildern Sie nur die wichtigen Dinge, damit der Partner, die Partnerin die Situation einordnen kann.
Geeignete Fragen: «Was ist geschehen?» – «Worum ging es in der Situation?»
So kann der Zuhörer, die Zuhörerin unterstützen: Stellen Sie sicher, dass Sie die sachliche Ausgangslage nachvollziehen können, damit alles Weitere gut verankert ist. Fragen Sie hier noch nicht gross nach, denn die sachliche Situation interessiert nicht weiter. Es geht nur um den Rahmen, damit Sie wissen, wo und mit wem was stattgefunden hat.
2. Ebene der oberflächlichen Gefühle: Erzählen Sie von den Gedanken und Gefühlen, die die Situation in Ihnen ausgelöst hat. «Oberflächliche» Gefühle sind etwa Frustration, Gereiztheit, Ärger, Nervosität.
Nehmen Sie sich Zeit für diese Ebene und loten Sie sie aus; «sammeln» Sie alle Gedanken und Gefühle, die Sie in der Situation begleitet haben. Wichtig ist, dass Sie diese Emotionen auch jetzt empfinden bzw. wachrufen können; Sie merken selber sehr gut, ob dies der Fall ist. Wenn Sie die Gefühle bloss «heruntererzählen», ohne innerlich mitzugehen, ist Ihrem Vorhaben nicht gedient. Dann sollten Sie sich die Situation innerlichnochmals vergegenwärtigen, das Gespräch verlangsamen, vielleicht die Augen schliessen und Ihren Gefühlen nachspüren. Das gelingt nur, wenn der Partner empathisch zuhört und dem Erzähler das Gefühl gibt, dass es ihn interessiert und dass er ihm den Raum dafür gibt.
DER ERLEBNISTRICHTER
Geeignete Fragen, die Sie sich selber oder der Partner Ihnen stellen kann, sind: «Und wie erging es dir in dieser Situation?» – «Wie hast du dich gefühlt, als …?» – «Was ist dir durch den Kopf gegangen, als …?», – «Was haben diese Gedanken bei dir bewirkt?» – «Was machte das mit dir?» usw.
TRICHTERMETHODE: REGELN FÜR DIE EMOTIONALE STRESSKOMMUNIKATION
Während Sie sich nun durch die verschiedenen Ebenen des
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