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Starke Frau, was nun?

Starke Frau, was nun?

Titel: Starke Frau, was nun? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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dabei nur schemenhaft wahr, bevor er ihren Arm packt und sie herumwirbelt, noch immer in diesem echt geilen geistlosen Zustand gefangen. Dabei ist man nämlich so herrlich gewissenlos – dürfte ihr also nicht fremd sein. Ein dumpfer Knall ertönt, als sie mit dem Rücken gegen die Wand knallt. »Verklag mich!«, haucht er ihr ins bleiche Gesicht.
    Oh, er liebt es, wenn sich ihre Augen verengen. Was jetzt folgt, kennt er und kann es kaum erwarten.
    Ihr Kinn schnellt in die Höhe – atemlos beobachtet er, wie die zugegebenerweise leicht bebenden Lippen sich teilen. Nur ihre Stimme klingt etwas zu dünn, aber damit kann er vorerst leben.
    »Ich will gehen. Lass mich los!«
    Chris pariert wie aus der Pistole geschossen. »Wie witzig! Warum das? Du bist doch gerade erst angekommen.«
    »Richtig. Und jetzt gehe ich wieder. Lass mich los!«
    »Nein.« Gleichmütig hebt er die Schultern. »Ich finde, wir sollten noch ein bisschen plauschen, wo du dir schon mal den weiten Weg gemacht hast.«
    Jetzt! Jetzt muss sie kommen! Oh, er hört im Geiste bereits die Englein singen. Denn in wenigen Sekunden wird sie ihm einen ellenlangen Vortrag halten: über die brutale Vorherrschaft der beschissenen Männer, dass sie ihn anzeigen, verklagen und durch sämtliche Gerichte zerren wird, die der Erdball zu bieten hat. Ohhhh, und dann wird er sich selbstverständlich noch anhören dürfen, wie sehr sie ihn hasst und dass er ja so ein verdammter, unerträglicher Macho ist, der vernichtet gehört. Eine Welt ohne Männer wäre eine glückliche, zufriedene. Eine ohne Krieg, Unterdrückung und Vernichtung – in der es nur ein wundervolles Für- und Miteinander gäbe.
    Yeah!
    Er sieht es direkt vor sich. Besonders nach dem Erlebnis im Innenhof des Senders, als die vermeintlichen Kriegsgegnerinnen einige Male ehrlich danach aussahen, als wollten sie sich mit gefletschten Zähnen und ausgefahrenen Krallen auf ihre abtrünnige Schwester stürzen. Hmmm, ohne Männer, das wäre der Himmel! Und was für einer!
    Dumpf fragt er sich, ob die kleine Lisa ganz ohne sein Geschlecht auch so atemlose Schreie zustande bringen würde. Wie immer dann, wenn er sie in diesem fremden Bett am anderen Ende der Welt auf jede erdenkliche Weise …
    Ahhh, falscher Gedanke, total falscher Gedanke!
    Eilig konzentriert er sich auf ihr Gesicht, das bereits alle erforderlichen Faktoren aufweist: Wut, Ärger, Geringschätzung und dieser Trotz, der ihm immer den Eindruck vermittelt, es mit einem verwöhnten Kleinkind zu tun zu haben.
    Weshalb er ehrlich verblüfft ist, als plötzlich erneut das Flüstern ertönt. »Chris, sei vernünftig. Deine Sendung läuft, du musst moderieren. Es war ein Fehler, hierherzukommen, deshalb werde ich jetzt gehen. Du hast dein Leben, ich meines und alle sind zufrieden.«
    Das verwirrt ihn jetzt wirklich und er betrachtet sie argwöhnisch. Hat sie womöglich irgendetwas eingeworfen? Verdammt, an jeder Ecke wird irgendwelcher Mist angeboten; vielleicht hat sie den abgefuckten Dealer nicht richtig verstanden und hielt das für eine besondere Form von Tofu. Eilig checkt er ihre Pupillen – nein, die wirken wie immer klar …
    … und dunkel mit einem leichten Glitzern ...
    Ihm geht auf, dass er bereits wieder Gefahr läuft, in eine ihrer Fallen zu tappen. Verständlich, wo sie heute so unerwartet tief in der Trickkiste kramt, doch nicht entschuldbar. Deshalb packt er ihre Schultern fester und sein Gesicht ist ihrem mit einem Mal sehr, sehr nah. »Was willst du hier?«
    Sie wirkt immer bissiger und er vergisst vor lauter Anspannung glatt das Atmen. Komm schon, Baby!, fleht er. Chris will doch nur das Richtige hören, um auch noch dem letzten Zorn Auslauf gewähren und sich endlich wieder besser fühlen zu können.
    Lisa holt tief Luft – sehr schön …
    »Ick dachte, es wäre eene jute Idee«, wispert sie. »Irgendwie … Aber dett war een Fehler und deshalb … deshalb muss ick jetz wech. Verstehste?«
    Die Ökotussi
    Nein, Lisa glaubt nicht, dass er derzeit irgendetwas versteht.
    Er starrt sie an, als wäre sie von einem weit entfernten Stern und nicht nur vom anderen Kontinent. Die Tür neben ihnen öffnet sich und sie erkennt aus den Augenwinkeln, wie Stan unter lauten Flüchen zum Pult strebt.
    Legt wohl einen Titel nach.
    Chris bemerkt von alledem nichts, der starrt derweil noch ein wenig. Selbst dann noch, als der fette Aufnahmeleiter den Raum nach einem letzten kritischen Blick zu ihnen wieder verlässt. Wenn er Glück hat, ist er

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