Starke Frau, was nun?
begeistert. »Das ist der Hammer! Der Ami und die Berliner Göre, damit rocken wir den Laden!«
»Ich bin keine Berliner Göre«, zischt sie. »Wenn du deinen Dialekt heraushängen lässt, ganz besonders diesen, dann bist du tot!«
Der Typ ist sogar so freundlich, das zu überdenken – für ungefähr drei Sekunden –, bevor er die Schultern hebt. »Nah, bisher lebst du ja noch.« Und als ihr Gesicht immer länger wird, fügt er hinzu. »Well, manchmal sollte genügen!«
Sie verzichtet auf jeden Kommentar.
Als wäre das nicht schlimm genug, darf sie jeden noch so kleinen Scheiß mitpinseln. Und das, wo sie wirklich keine unterbezahlte Schreibkraft ist. Eine unterbezahlte Moderatorin, ja – aber immerhin.
Obwohl sie akut mit sich kämpft, weiß Lisa, dass ihr am Abend noch vier Stunden mit dem Kerl bevorstehen und sie mit ihrer ewigen Blockade ja auch nicht weiterkommen. Am schlimmsten jedoch:
Scout ist ihr Chef! Sie muss die grauenhafte Wahrheit wohl akzeptieren. Und deshalb, nur deshalb, betätigt sie sich als Stenotypistin, während der Großkotz seine geistigen Ergüsse vor sich hin faselt.
Dies ist ein Albtraum besonderer Güte.
Soviel weiß sie auf jeden Fall, als sie Stunden später mit ihm in die dritte Etage schleicht. Er will natürlich den Aufzug nehmen. Lisa hätte ihn auch gern wenigstens für fünf Minuten abgehängt, nur um Luft zu holen. Aber als sie ihm auf ihre unnachahmliche Art erklärt, dass sie die Absicht habe, zu laufen: »In diese Todesfalle bekommen mich keine zehn Pferde!«, grinst er und latscht artig mit ihr die Treppen hinauf.
Kaum haben sie den Vorraum betreten, erblühen bei Rebekka verdächtige rote Flecken auf den Wangen. Chris nutzt ihre Blödheit gnadenlos aus, denn seine Miene wird unterwürfig bittend. »Baby ...«
Rebekka, das selten dämliche Huhn, reißt ihre Hände hoch, als wolle sie sich ergeben. Möglicherweise hat sie ja auch genau das vor. »Ich hole es sofort! Wieder von unten?« Dabei nickt sie auch noch eifrig.
Merke: Rebekka dringend zu Mechthild bringen. Da kann was nicht stimmen - noch entwürdigender geht es nicht!
»Bunny!«, knurrt der Macho. »You‘re my favourite – so far.«
Diesmal ist der Herzinfarkt beschlossene Sache. Lisa rechnet sekündlich damit, dass Rebekka genau jetzt einfach zu Boden geht und stirbt. Das tritt zwar nicht ein, sie überlebt, wenn auch mit Mühe und Not, aber eines ist spätestens jetzt klar: Die wird alles tun, um auch seine Nummer eins zu bleiben. Gut, Lisa verfolgt etwas andere Ziele; ihr Blick wischt zu ihm herum. »Du hast doch nicht vor, wieder diese Scheiße zu essen, oder?«
Das Grinsen hätte Lisa als Antwort genügt – dem Dauerfasler aber nicht. »Bisher habe ich es nicht ins Hotel geschafft und bin am verhungern.«
Was geht sie fremdes Elend an?
»Außerdem«, fährt er fort, »haben wir für heute kein Top-Thema, weshalb wir ein bisschen improvisieren müssen.«
Aha. »Du machst auf mich einen zunehmend demotivierten Eindruck, Sweetheart. Irgendwie muss ich dich aus dem Koma holen, sonst enttäuschen wir unsere Zuhörer.«
Chris blickt zu Klaus hinüber, der noch mit den Verkehrsdurchsagen beschäftigt ist, und setzt sich doch tatsächlich auf Lisas Schreibtisch! »Mit meinem sensationellen Steak, medium, bekomme ich dich unter Garantie wach«, bemerkt er dabei unschuldig.
Lisa blinzelt einige Male hektisch, doch es wird nicht besser.
Albtraum!
Und was für einer. Das kann nur ein verdammter Albtraum sein!
Aber ehrlich, sie wäre jetzt bereit, aufzuwachen.
JETZT! BITTE!
In diesem Moment geht das rote Licht aus; der Ami springt vom Schreibtisch und grinst – mal wieder.
»It‘s showtime, Honey!«
* * *
Englisch – Deutsch
I see - ich verstehe.
»Get a seat!« - Setz dich!
»What’s the matter?« - Was ist los?
Thats my intention - Das ist meine Absicht.
»You‘re my favourite – so far.« - Bisher bist du mir am sympathischsten.
8. An einem ganz normalen Samstag im Dezember
Wann kommt eigentlich der Frühling?
Okay, eine blöde Frage, nicht einmal das verdammte Weihnachten hat sie bisher erfolgreich bewältigt. Streng genommen herrscht überhaupt noch kein Winter. Aber während Lisa in Roberts Armen liegt und mit Grauen daran denkt, dass sie demnächst in die unter Heißwassermangel leidende Dusche in diesem eisigen Bad klettern muss, beschließt sie, die Mädchen davon zu überzeugen, einen weiteren Punkt ins Wahlprogramm aufzunehmen: sofortige Abschaffung des Winters, ohne
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