Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Starke Frau, was nun?

Starke Frau, was nun?

Titel: Starke Frau, was nun? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
Vom Netzwerk:
zickig haben. Ohne Fleisch wären wir heute nicht das, was wir sind ... Ha! Bert, das bestätigt sie! Yeah, Daumen hoch! Ich bin mir nur nicht sicher, dass sie auch meint, worauf du dich bezogen hast.«
    Der Typ besaß bei der Lammstory sogar die Frechheit, die Gabel mit dem Ekelfleisch zu ihr hinüberzuhalten. Obwohl das nun wirklich nicht nötig war.
    Ein geistloser Gag jagt den nächsten, und diese verdammten verräterischen Hörer sind begeistert – Lisa nur noch entnervt, denn der Ami ignoriert kategorisch, wie kindisch und dämlich er sich aufführt.
    Das ist so offensichtlich, dass sie die erste Woche noch relativ gelassen überstand. Doch dämlich und kindisch hin oder her, seitdem wachsen Hass und Wut exorbitant. Sie muss ihn nur sehen, einschließlich Hemd, das immer noch vier Knöpfe weit offen steht, und will ihn an den nicht geschlossenen Kragen gehen. Er weiß das nur zu gut und macht sich seinen Spaß daraus.
    Und es funktioniert, oder? Mit jedem Tag werden ihre Bemerkungen giftiger und zynischer, während die Einschaltquoten stetig zunehmen. Ganz Berlin amüsiert sich über das ungleiche Paar, das seinen ewigen Streit vor den Mikrofonen auslebt.
    Lisa kann das nicht begreifen! Bisher wäre sie nie auf die Idee gekommen, dass ihre Zuhörer so billig zu unterhalten sind. Sie hätte sogar geschworen, eine Gemeinde von Umweltschützern und Fleischverächtern um sich geschart zu haben. Fehlanzeige! Es handelt sich um unterbelichtete, sensationslüsterne BILD-Leser!
    Roberts verhaltenes Räuspern reißt sie in die Realität zurück. »Ich bin so froh, dass du hier bist.«
    Entschieden hält sie die Augen geschlossen; was auch immer jetzt kommt, es ist Mist – sie weiß es einfach. Sein Daumen, der zwischenzeitlich ihre Schläfe gestreichelt hat, erstarrt. »Ich ...«
    Er räuspert sich erneut. »Ich ... ich wollte ...« Anstatt die verfluchte, gefürchtete Katze endlich aus dem Sack zu lassen, spürt sie seine Lippen an der Schläfe. Dann lässt er sie plötzlich los und Lisa ahnt, dass er jetzt tatsächlich irgendwie vor ihr kniet. Was sie beinahe zu einem hysterischen Anfall veranlasst. Sie kneift die Lider noch fester zusammen.
    Nein! Bitte nicht! Fluchtgedanken machen sich in ihr breit, einer ist Erfolg versprechender als der andere. Nur leider kann sie sich momentan nicht bewegen – muss so eine Art lebensrettende Schockstarre sein.
    Als wäre das nicht alles bereits grauenvoll genug, nimmt er als Nächstes ihre Hand – seine fühlt sich etwas feucht an –; abermals ertönt dieses nervige Räuspern und dann kommt‘s: Lisas zweitschlimmster Albtraum.
    »Ich liebe dich.«
    Ach du Scheiße!
    »Ich will für immer mit dir zusammen sein.« Flüchtig ist sie versucht, ihn doch anzuschauen, nur um herauszufinden, ob er eine Rose in der anderen Hand hält oder – der ultimative Super-GAU – die goldenen Verlobungsringe einschließlich Gravur:
    Auf ewig: Robert, 9.12.
    Doch sie beherrscht sich.
    »Ich bete dich an ...«
    Ach du heilige Scheiße! Hat er das vorher trainiert? Vor dem Spiegel einstudiert? Nur mit Mühe unterdrückt sie ein Stöhnen. Und wie er das hat!
    »Lisa?«
    Das ist dann wohl das gefürchtete Stichwort; widerwillig öffnet sie die Lider. Robert war ja noch nie mit besonders viel Farbe gesegnet, aber so bleich wie jetzt hat sie ihn noch nie erlebt. Selbst die Lippen sind weiß. Ihr schüchterner Physiker hat Schiss. Zu Recht!
    Ausdruckslos erwidert sie seinen Blick und gibt sich der irrsinnigen Hoffnung hin, dass er die Botschaft ohne weiteres Zutun – sprich REDEN – versteht. Sie hätte es besser wissen sollen, möglicherweise gibt es für ihn auch kein Zurück mehr. Er holt tief Luft; sein schmaler Brustkorb weitet sich dabei so sehr, dass Lisa es mit der Angst zu tun bekommt, nicht, dass er versehentlich sein Lungenvolumen überreizt oder so was.
    »Wollen wir heiraten?«
    RUMMS!
    Da war es – er hat es ausgesprochen! Was jetzt? Sie glotzt ihn an, als wäre er ein Alien.
    Derzeit ähnelt er auch einem, und zwar von der erwartungsvollen Gattung. Als die gespannte Stille peinlich wird, schaut sie eilig aus dem Fenster – eine selten dumme Idee, denn niedliche weiße Flocken rieseln scheinbar unschuldig auf die Erde hinab und befördern ihre ohnehin schon miese Stimmung damit ins Unterirdische.
    »Scheiße«, murmelt sie nachdenklich, als ihr ganz plötzlich etwas aufgeht, was sie bisher erfolgreich verdrängt hat.
    Robert holt hörbar und reichlich zittrig Luft, was ihr die

Weitere Kostenlose Bücher