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Starke Frau, was nun?

Starke Frau, was nun?

Titel: Starke Frau, was nun? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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Ausgleich.
    Und ob die Natur die Kälte braucht oder nicht, ist der Naturschützerin, Lisa Radtke, angesichts der bevorstehenden Marter scheißegal.
    Im Übrigen nagt an ihr das schlechte Gewissen, weshalb sie tunlichst die Lider geschlossen hält, während Robert ihre Wange streichelt. Alles in ihrem Leben ist derzeit derart durcheinander, dass sie tatsächlich über Nacht geblieben ist. Verdammter Ami!
    Sex ist wunderbar – aber ohne anschließende Übernachtung! Das schafft nämlich ein gewisses Gefühl der Zweisamkeit, das Lisa unter allen Umständen vermeiden will. Außerdem ist sie in Sachen Robert immer noch nicht zum Nachdenken gekommen; neuerdings kommt sie ja zu gar nichts mehr! Das Problem hat sich deshalb jedoch nicht in Luft aufgelöst – es wird nach der heutigen Nacht sogar noch brisanter sein. Sie ist zwar ein freier Mensch, bewegt sich jedoch keineswegs außerhalb aller gesellschaftlichen Zwänge. Ein Sexualpartner ist möglicherweise akzeptabel, aber eine feste Beziehung?
    Niemals!
    Das würde von ihren Mit-Suffragetten als unverzeihlicher Verrat angesehen werden. Von denen ist nämlich jede solo. Entweder wieder, noch oder überhaupt.
    Als sie verhalten aufseufzt, verstärkt sich der Druck von Roberts Daumen auf ihrer Wange. »Was hast du?«
    Sie macht sich nicht die Mühe, zu antworten.
    Bereits seit drei Wochen hat sie diesen unmöglichen Heini am Hintern, und mittlerweile verspürt sie in sich eine gewisse Gereiztheit, die sie überhaupt nicht mehr verlässt.
    Der Kerl vergisst jede Form von gutem Benehmen, wenn seine verdammten Einschaltquoten das Thema sind. Zwischenzeitlich hat Lisa versucht, auf seine Kriegserklärungen nicht einzusteigen und ihm so den Wind aus den Segeln zu nehmen. Aber da hat sie die Rechnung ohne den Obermacho, Chris, gemacht. Je mehr sie nämlich seine Provokationen ignoriert, desto einfallsreicher wird der Knaller!
    Man(n) besitzt jetzt einen Menüplan. Möglicherweise hat er keinen Bock darauf, täglich ein Steak vor ihren fassungslosen Augen zu verdrücken. Was sie ja durchaus nachvollziehen kann; sie würde einen derartigen Essplan nicht einmal für einen Tag überleben.
    Dass er stattdessen neuerdings täglich mit einer anderen Würgspezialität aufwartet, entzieht sich allerdings vollständig ihrem Verständnis. Und auch das geschieht aus reiner Berechnung. Dieser Typ kennt keine Grenzen; der geht eiskalt über Leichen. Er frisst sogar Babyfleisch!
    Grinsend!
    Lisa wollte darauf nicht eingehen, in der Hoffnung, ihn wenigstens in dieser Hinsicht zu stoppen. Aber er weiß ganz genau, was er tut; eine Einsicht, die sie übrigens auch nicht unbedingt froher stimmt. Denn er befindet sich in der seltenen Position, sie manipulieren zu können. Nach ein paar Tagen war sie sogar so weit, ihn so lange zu beleidigen, bis er sie feuert.
    Fehlanzeige!
    Der denkt nicht im Traum daran, sie endlich achtkantig rauszuwerfen, stattdessen treibt er sie mit seinen lächerlichen, unterbelichteten Spielchen vor sich her. Selbstverständlich, wenn die Mikros offen sind. Und ihr bleibt nichts anderes übrig, als mitzuspielen – Schweigen wäre gleichbedeutend mit dem Tod. Daher läuft das Theater, denn genau das ist es, seit drei Wochen allabendlich ungefähr so ab:
    »So, Lisa ... Welches Gemüse hast du heute gegessen? Ich hörte, Brennnesseln sollen echt nahrhaft sein.«
    Sie antwortet meist mit finsterem Blick, was auch ein Fehler ist. Denn diese Reaktion bleibt den Hörern vorenthalten, weshalb Chris prompt veranlasst wird, noch eins draufzusetzen. »Hattest du heute einen vegetarischen oder einen veganen Tag? Würdest du mir und unseren Zuhörern den Unterschied genau erläutern? You know ... wenn man nicht in der Materie steckt, kommt es schnell zu Missverständnissen, und ich hörte etwas läuten, dass darauf in euren Kreisen die Todesstrafe steht.«
    »Wird dir in deiner Strickkluft nicht zu kalt? Wie ist das, stellst du das Zeug selbst her, sozusagen in handwerklicher Heimarbeit, oder existiert in der Stadt ein Strickhändler deines Vertrauens?«
    »Nein, nein, die Adresse benötige ich nicht, vielen Dank; ich trage selten Strickmoden ... Oh, ich lese gerade, eine Zuhörerin meldet tatsächlich Interesse an. Du antwortest ihr doch hoffentlich gleich, oder? Lisa? Hast du schon mal Lamm probiert? Not? Ich kann es nur empfehlen. Es ist so fucking zart und zergeht auf der Zunge ... Come on! Versuch es ... Bitte, für mich! Bert aus Zehlendorf meint auch, du sollst dich nicht so

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