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Starke Frau, was nun?

Starke Frau, was nun?

Titel: Starke Frau, was nun? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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ja ...« Sie mustert seine Yuppiekleidung und runzelt die Stirn; selbst in ihren Augenbrauen haben sich inzwischen Schneeflocken gesammelt. »Fast ...«
    Gelassen hebt er die Schulter und deutet zum Riesenrad. »Das ist doch cool!«
    Fassungslos starrt sie ihn an. Dann verzieht Lisa das Gesicht. »Dass du das COOL findest, verwundert mich überhaupt nicht. Du bist ja auch nicht ganz dicht!«
    Schon grinst er wieder – ach, was hatte sie das vermisst. »Yeah ...« Und das erst!
    Wenig später breitet sich vor ihnen die größte Konsummeile unter freiem Himmel aus, die sie jemals gesehen hat. Das letzte Mal ist sie mit ihrem Vater als kleines Mädchen hier gewesen – sie hatte den Blödsinn viel kleiner in Erinnerung. Scheinbar endlos reihen sich die üblichen Fressbuden, Luftballonhändler und Fahrgeschäfte aneinander, und offenbar hat sich ganz Berlin hier versammelt, denn man kann kaum treten.
    Es ist ein weiterer grausamer Albtraum, jedenfalls in Lisas Denken. Zu allem Überfluss stinkt es auch noch nach heißem Alkohol. Die weniger gut informierten Menschen identifizieren es möglicherweise als Grog oder Glühwein, aber sie weiß es besser: alles Chemie! Und dann diese verdammte Weihnachtsbeschallung. Also, sie ist echt noch am Grübeln, was das mit › Oh, du fröhliche ...‹ zu tun haben soll.
    Ihrer Ansicht nach wäre › Oh, du schreckliche .. .‹ angebrachter. An jeder nicht vorhandenen Ecke heult irgendein Kind, und der Schnee fällt konstant. Sie hätte es nicht für möglich gehalten, aber der Sturm nimmt sogar noch weiter zu, denn inzwischen scheint das weiße Zeug aus allen Richtungen gleichzeitig auf sie herabzugehen.
    Bevor sie sich ins Getümmel stürzen (müssen – in Lisas Fall jedenfalls), stoppt Chris bei einem Stand, an dem man mit Bällen Dosenstapel umwerfen darf. »Hey!«, begrüßt er den grauhaarigen, leicht übergewichtigen Betreiber.
    »Drei Würfe, ein Euro!«, rattert der herunter.
    »Später vielleicht. Zunächst eine Frage. Können wir das Rad bei Ihnen abstellen?« Er deutet auf ihr Schmuckstück, und sie zieht es unwillkürlich näher an sich heran. NEIN!
    Der Typ glotzt ihren Liebling an, als würde er seinen Augen nicht trauen. »Das Teil? Dett klaut keener!«
    Lisa will protestieren, doch der Ami nickt. »Ich weiß ...«
    HA!
    »... aber die Lady ist dann beruhigt.«
    LADY!
    Aus dem Mund des Obermachos klingt selbst das wie eine miese Beleidigung. Außerdem ist sie alles, nur keine Dame. Das will sie auch gar nicht. Der Budenbesitzer winkt ab. »Mach ruhich, aba stell´s nich in den Weech.«
    »Danke!«
    »Keen Problem.«
    »Du müsstest es jetzt loslassen!«, knurrt Chris nach einer Weile, in der er erfolglos an dem Lenker gezerrt hat.
    »Nein, ich lasse sie nicht zurück!«
    Er sieht sie nur an; die Miene sichtlich entnervt. Und Lisa ist ehrlich versucht, die Nummer gnadenlos durchzuziehen. Doch dann erscheint dieses verdächtige Glitzern in seinen Augen und sie überlegt, dass die Leute hier auch alle Handys haben. Mit Kamera ...
    Unsicher betrachtet sie die vielen Menschen und seufzt. Mit dem Rad hat sie keine Chance, so viel steht fest. Dennoch kostet es Lisa jede Menge Überwindung, sich von Dolly tatsächlich zu trennen.
    Chris lächelt beruhigend. »Keine Sorge, du bekommst es ja wieder!« Da er ein Ignorant vor dem Herrn ist, erkennt er die lauernde Gefahr natürlich nicht. Sie steht nämlich längst vor dem nächsten ultimativen Ausbruch. Diesmal werden seine miesen Glupscher mit Sicherheit dran glauben! Todesmutig legt er auch noch einen Arm um ihre Schultern, und als sie sich heftig aus seinem Griff windet, stöhnt er hörbar entnervt. »Damn it! Lisa!«
    Sie lächelt sanft. »Ja?«
    »Hast du schon mal was von der Erfindung gehört, die sich Amüsieren nennt?«
    »Habe ich! Aber ich bin zum Arbeiten hier. Wenn ich mich amüsieren will, dann tue ich für gewöhnlich etwas anderes!«
    »What?«
    »Bitte?«
    »Was tut Lisa Radtke, wenn sie sich amüsiert, falls du überhaupt weißt, wie das geschrieben wird.«
    Wieder legt er seinen Arm um ihre Schulter, und als sie ihn giftig anstarrt, seufzt er. »Wir verlieren uns sonst. Das musst doch selbst du einsehen.« Womit er nicht ganz unrecht hat. Allerdings weiß sie nicht, was daran schlimm sein soll. Ist er weg, ist sie ihn los. Jedenfalls für heute.
    Nun ja, zunächst gibt es kein Entrinnen, denn Chris macht ernst und mischt sich mit ihr unter die Menschen. Es ist so voll, dass sie kaum atmen kann. Nach zehn Metern

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