Starke Frau, was nun?
ist es mit ihrer Beherrschung vorbei. »Was soll das eigentlich alles?«
Er hat gerade seine Tasse zum Mund geführt und hält inne. »What the fuck?«
»Warum sind wir nicht in ein beschissenes Café gegangen?«
»Wir waren in der Nähe«, entgegnet er ohne sonderliche Betonung. »Ich habe den Wagen hier geparkt, demnach bot es sich an. Außerdem gebe ich keine zehn Euro für einen Fingerhut voll Espresso aus!«
Lisa, die ihr Fahrrad in einem Fahrradständer an einem CAFÉ abgestellt hat, bevor sie sich an Berlins Küste wagten, verzieht das Gesicht. »Ich fahre nicht ...«
»Das hat auch niemand gesagt.« Es klingt verdammt kurz angebunden. »Easy, Baby! Ich wollte nur einen Kaffee trinken. Du hast deine Schokolade oder deine verdammten Randsteinkräuter; wir tauen ein wenig auf und dann gehen wir wieder.«
Sein entnervter Ton beruhigt sie ein wenig, dennoch fühlt Lisa sich sogar verdammt unwohl, was Chris wie immer überhaupt nicht interessiert. Der holt wenig später einen Block aus der Küche, wo er wohl seinen Mantel deponiert hat, und beginnt, sich irgendwelche Notizen zu machen.
Nach einer Weile brummt sie: »Es gibt doch gar nichts zu berichten!«
»Irgendwas müssen wir erzählen.«
»Yeah ...«
Grinsend blickt er auf. »Ich färbe ab, that´s great!«
»Ha!«, schnaubt sie. »Du bist ein echter Armleuchter, wenn du das glaubst!«
Doch sein dämliches Grinsen bleibt, wo es ist, während er schreibt und nebenher seinen Kaffee vernichtet.
Derweil sieht Lisa sich ein bisschen genauer um. Es mag ja nicht seine Wohnung sein, aber hier haben sich zwei Seelenverwandte gesucht und gefunden, denn genau so hätte sie sich sein Domizil vorgestellt: spießig bis zum Umfallen und mit dem deutlichen Hang zu einem dieser Altherren-Männerklubs, zu dem Frauen der Zutritt verwehrt wird.
Irgendwann ist Chris mit seiner sinnlosen Kritzelei tatsächlich fertig. Lisa hat natürlich nur den Kamillentee vernichtet, die Schokolade ist in ihren Augen ungenießbar, weil kuhmilchhaltig. Bäh!
Er legt den Block beiseite. »So!«
»Watt so?«
»So, jetzt ist die Sendung für heute Abend vorbereitet.«
»Aha.« Als er sich unvermutet über den Tisch zu ihr hinüberlehnt, weicht sie zurück. Ist der bescheuert? »Und jetzt kommen wir zur Kür.«
Grinsend verschränkt sie die Arme. »Lass mich raten: Du hast mich in diese verdammte Yuppiebude gelotst, um wilden, hemmungslosen Sex während der Arbeitszeit zu haben.« Sie lacht. So irre ist nicht mal der!
Er neigt den Kopf zur Seite, scheint das ausgiebig zu überdenken; sein Kinn ruht in einer Hand. Dann nickt er nachdenklich. »Wenn man es genau nimmt ... fucking YES!«
* * *
15. Ein unmoralisches Angebot
»Du musst vollständig den Verstand verloren haben!«, zischt Lisa, nachdem sie ihre Stimme wiedergefunden hat – zwischenzeitlich war die nämlich verschollen. »Meinst du ehrlich, so eine miese Tour funktioniert? Dann bist du noch dämlicher, als ich dachte! Und nur mal nebenbei, derzeit machst du dich strafbar, und diesmal zeige ich dich an, darauf kannst du Gift nehmen!«
Ungläubig schaut Chris sie an, dann lacht er schallend. »Weshalb?«
»Weshalb?«, schnauft sie. »Weshalb? Du fragst mich, weshalb ich dich anzeigen werde?«
»Ja, Lisa«, stöhnt er. »Sieht fast so aus.«
Den entnervten Ton übergeht sie geflissentlich. »Das ist doch wohl klar! Permanente sexuelle Übergriffe am Arbeitsplatz!«
Wie üblich grenzenlos arrogant hebt er die Schultern. »Erstens, wo siehst du ein permanent ? Zweitens befinden wir uns derzeit nicht am Arbeitsplatz und drittens fand kein Übergriff statt. Ich erklärte dir lediglich meine Absichten, und da du auch früher bereits geneigt warst, mit mir zu kopulieren, ist das kein wüster Angriff, sondern vielmehr die Frage, ob du zu einer Wiederholung bereit bist.« Sein Stöhnen klingt ziemlich aufgesetzt. »Fuck, Baby, wann bemerkst du endlich, wie dämlich du dich aufführst?«
Lisa ist ja vieles über die Kerle bekannt, die Schwestern haben sie hinlänglich informiert, obwohl sie zugeben muss, dass ihre praktischen Erfahrungen mit Männern, die der Ansicht sind, jede Frau stehe ihnen auf ein Fingerschnipsen zur Verfügung, eher gering ausfällt. Na ja, bis sie diesen Ami kennenlernte, jedenfalls, und der übertrifft ihre miesesten Albträume weiträumig. »Wie kommst du darauf, dass ich mich auf so was einlassen würde?«, platzt sie heraus und würde sich am liebsten ohrfeigen, weil sie ihn immer noch nicht
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