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Starker als dein Tod

Starker als dein Tod

Titel: Starker als dein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Castillo Linda
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war, damit erklärt, dass er die letzten vier Monate in einer Gefängniszelle gesessen hatte. Aber was er für Emily empfand, ging deutlich über bloße physische Anziehung hinaus. In Anbetracht der Umstände jagten ihm seine Gefühle für sie eine Höllenangst ein. Hatte er mit Alisa seine Lektion nicht gelernt?
    „Ich sehe Lichter.“
    Emilys Stimme riss ihn aus Gedanken, für die er nur Minuten vor einem gefährlichen Einsatz sowieso keine Zeit hatte. Sein Blick folgte ihrem ausgestreckten Arm. Tatsächlich nahm er dort unten im Tal den Schein von Lichtern wahr.
    Er erinnerte sich vage, dass
Signal Research and Development
sich laut Landkarte auf einem fünfundzwanzig Hektar großen bewaldeten Grundstück befand. Da das Unternehmen nicht in Verdacht geraten war, hatte er dem Ganzen keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Nun da er irgendwie hineinkommen musste, wünschte er nichts sehnlicher, als dass er sich die Zeit genommen hätte, die Karte eingehender zu studieren.
    „Wie viel weißt du über diesen Ort?“, fragte er.
    „Unglücklicherweise recht wenig. Die Firma ist unauffällig. Sie stellen Pharmazeutika und medizinische Hilfsmittel für Tierärzte her. Sie beschäftigen recht viele Menschen in der Gegend. Ich bin ein paar Mal vorbeigefahren. Sie haben eine ziemlich gute Sicherheitseinrichtung, inklusive einem Maschendrahtzaun mit Stacheldraht und jeder Menge Beleuchtung.“
    „Na super.“
    Sie standen hinter einem Felsvorsprung, und Emily schaute zu dem Gebäudekomplex unter ihnen hin. Zack hätte eigentlich das Gelände prüfen sollen, doch stattdessen richtete sich seine ganze Konzentration auf Emily. Ihr Gesicht wirkte lieblich in dem gedämpften Licht, das von der Mondsichel am Himmel ausging. Die Kälte hatte ihre Wangen gerötet, und sie machte einen verängstigten und aufgeregten Eindruck zugleich. Vielleicht war er nicht der Einzige, dem das Risiko einen Kick gab.
    Er zwang sich dazu, den Blick von ihr abzuwenden und endlich den Komplex genauer zu betrachten. Er umfasste drei Gebäude, alles zweistöckige Ziegelbauten mit einem Schrägdach. Fenster gab es kaum. Die Eingänge waren hell erleuchtet.
    „Irgendjemandem liegt die Sicherheit offenbar sehr am Herzen“, sagte er und wünschte, er hätte eine Kopie der Baupläne.
    „Wie kommen wir hinein?“
    „Wenn es Tag wäre, könnten wir auf einen Lieferanten warten und den Fahrer überwältigen oder uns in dem Truck verstecken.“ Er sah sie an. „Aber es ist drei Uhr in der Früh. Ich bezweifle, dass sie um diese Tageszeit allzu viele Lieferungen erhalten.“
    „Vielleicht finden wir eine Stelle abseits der vielen Scheinwerfer, wo wir den Zaun durchschneiden können und so hineinkommen.“
    Er schüttelte den Kopf. „Zu riskant.“ Aber die Erwähnung der Scheinwerfer brachte ihn auf eine andere Idee. „Wir unterbrechen die Stromversorgung.“
    „Und wie sollen wir das anstellen?“
    Er schaute zu der Reihe von Telefonmasten, die entlang der gepflasterten Straße zum Parkplatz standen. „Siehst du diese Telefonmasten? Sie versorgen gleichzeitig auch die gesamte Einrichtung mit Strom. Wenn wir einen der Masten umwerfen können, sollte der Strom komplett ausfallen.“
    „Dann lass uns das tun.“ Emily wollte schon aufstehen, aber er fasste sie am Mantel und hielt sie zurück.
    „Die schlechte Nachricht ist die, dass sie vermutlich einen Notstromgenerator haben.“
    „Oh.“
    „Die gute Nachricht wiederum ist, dass es vermutlich ein paar Minuten dauern wird, bevor er anspringt.“
    Sie biss sich auf die Lippe. „Dann müssen wir eben schnell sein.“ Irritiert, weil ihm der Enthusiasmus in ihrer Stimme nicht gefiel, wandte er sich ihr zu – und wünschte, er hätte es nicht getan. Sie schaute ihn an und nicht zu dem Gelände. Sie sah zart und verdammt reizvoll aus, und er wollte nichts mehr, als sie fest an sich zu pressen und alles über
Lockdown, Inc
. und
Signal Research and Development
zu vergessen.
    „Bist du sicher, dass du bereit für das hier bist?“, fragte er.
    „Nein“, gestand sie. „Aber ich glaube nicht, dass ich eine Wahl habe.“
    „Du könntest hierbleiben und auf mich warten.“
    „Ich war noch nie gut im Warten.“
    Zack konnte der Versuchung nicht widerstehen und legte eine Hand an ihre Wange. Ihre Haut fühlte sich kühl und unbeschreiblich weich an. „Du beeindruckst mich, Emily.“
    „Und du bist ein Sträfling mit rauer Schale und weichem Kern.“ Sie schlug seine Hand weg.
    Er lächelte.

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