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nichts anderes mehr denkst als an Sinan und Sinan und Sinan!«
»Und WENN?«, funkele ich sie an. »Was hast du eigentlich gegen Sinan?«
»Hab ich dir schon mal gesagt«, faucht Bentje zurück, »er ist ein Junge.«
Leider weiß ich darauf nicht wirklich was zu sagen. Denn Sinan ist natürlich ein Junge.
Und wie!
Sinan kann nicht nur Fußball spielen und raufen und superschnell laufen und echt freche Sprüche machen, er kann auch… lachen. Oh, und wie Sinan lachen kann! Da wird es einem so blubberwarm im Bauch, dass man selber sofort mitlachen muss und immer und immer weiterlachen möchte und beinahe gar nicht mehr aufhören kann zu lachen.
Dann allerdings guckt Sinan natürlich komisch. Und fragt, ob es einem noch gut geht. Na ja.
Aber das ist wohl nicht das Richtige, was ich jetzt Bentje sagen könnte.
Hm.
»Also schön, ich sag dir, wie du’s machen musst«, gibt Bentje nach.
Ich gucke sie hoffnungsvoll an.
»Du musst rausfinden, was er gerne mag«, meint Bentje, »und dann musst du ihm sagen, dass er das ganz, ganz toll kann. Auch wenn er es überhaupt nicht toll kann.«
»Wieso?«, frage ich. »Dann merkt er doch, dass ich ihn auf den Arm nehme. Das ist doch nicht gut.«
Bentje zieht eine Grimasse und guckt mich fast mitleidig an. »Du weißt aber echt nicht viel über Jungs, was?«
Na ja, bei uns zu Hause wohnen ja nur Mädchen, außer Papa. Wie soll ich da wohl viel über Jungen wissen? Bentje dagegen guckt natürlich den ganzen Tag diese blöden Serien im Fernsehen, weil es bei ihr zu Hause ja voll langweilig ist. Und in den Serien kommen, glaube ich, immer eine ganze Menge Jungen drin vor.
»Jungen merken NIE, wenn du sie auf den Arm nimmst«, behauptet Bentje, »besonders nicht, wenn du sie für irgendwas lobst, was sie echt überhaupt kein Stück können.«
»Ja, aber meinst du nicht, dass die wissen, dass die das gar nicht gut können?«, frage ich. »Und meinst du nicht, dass die deswegen merken, dass du voll lügst, wenn du behauptest, dass sie echt ganz toll darin sind?«
»Nö«, meint Bentje, »die wollen nämlich alles gut können. Und deswegen glauben sie dir sofort, wenn du sie lobst.« Dann guckt sie mich scharf an. »Aber der Trick ist, dass sie dich danach mögen!«
»Wieso? Finden sie es nicht fies, dass ich sie angelogen habe?«
Ich glaube, ich verstehe wirklich nicht viel von Jungs.
»Quatsch!« Bentje lächelt noch mitleidiger. »Jungen sind eben Jungen. Wenn du ihnen sagst, dass sie voll behämmert Fußball spielen, sagen sie, dass du keine Ahnung hast. Wenn du aber sagst, dass du noch nie jemanden gesehen hast, der den Ball so perfekt dribbeln kann wie sie, dann glauben sie dir. Und finden dich total cool.« Sie nickt mir wissend zu. »So ist das mit Jungs. Kannst mir glauben!«
Tja. Bentje ist echt schlau. Das sagte ich ja schon. Und vielleicht hat sie da recht? Vielleicht sollte ich Sinan mal loben?
Aber womit? Was finde ich toll an Sinan?
Sein Lachen. Seine Lakritz-Augen.
Aber wenn ich sage: Du kannst ja sooo toll lachen, Sinan! Oder Du kannst ja sooo toll aus deinen Augen gucken! , dann klingt das doch beinahe wie aus einem von Mamas peinlichen Büchern, und ich bin nicht ganz überzeugt, dass Sinan mich danach wirklich cool finden würde.
»Hab ich doch schon gesagt«, meint Bentje allmählich etwas ungeduldig, »du musst was finden, was ER mag. Nicht was DU an ihm magst.«
»Ach so.«
Ich kriege allmählich das Gefühl, das mit den Jungs könnte etwas komplizierter werden, als ich bisher dachte. Das ist ja alles ziemlich verwirrend!
Wenn mir bloß was einfallen würde, was Sinan mag! Das ist leider gar nicht so einfach. Mit zu uns nach Hause kommen, um Aurora anzugucken, wollte er jedenfalls nicht. Dabei mag Hühner doch beinahe jeder, oder?
Genau in diesem Moment marschiert Sinan rüber vom Fußballfeld – wo die Jungs jeden Tag spielen und gerade damit aufgehört haben – und genau auf uns zu. Mir bleibt beinahe das Herz stehen.
»Na, Kenny?«, sagt Sinan, als er uns erreicht hat. »Stimmt es, was Mete gestern Abend erzählt hat?«
Mete ist Sinans großer Bruder und geht in eine Klasse mit Tessa, in der Schule für die Großen.
»Woher soll ich das wissen?«, frage ich möglichst freundlich zurück. Ich will ja nicht, dass er gleich wieder wegläuft.
»Mete sagt, eure Mama geht heute Abend in eine große Fernsehshow, und er sagt, dass Tessa ihre Freunde eingeladen hat, da auch hinzukommen.«
»Mhmmm«, mache ich, »kann schon sein.
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