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Starters

Starters

Titel: Starters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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hervorragender Kletterer. Er wird gern von Outdoor-Fans gemietet, die seit Jahrzehnten keine anstrengenden Sportarten mehr betreiben können.«
    Seine Worte brachten mir die harten Tatsachen zu Bewusstsein. Widerlich alte Enders mit Gelenksarthrose, die eine Woche lang diesen Jungen mieteten. Die in seinen Körper schlüpften, um sich noch einmal jung zu fühlen. Fast drehte es mir den Magen um. Ich wollte aufspringen und die Flucht ergreifen, aber ein Gedanke hielt mich zurück.
    Tyler.
    Ich umklammerte die Sitzkante meines Stuhls mit beiden Händen. Mein Magen knurrte. Tinnenbaum reichte mir eine Zinnschale, auf der Papierförmchen mit riesigen Pralinen, groß wie Cookies, arrangiert waren. Meine Eltern hatten früher auch so eine Zinnschale besessen.
    »Mögen Sie Supertruffles?«, fragte er.
    Ich nahm wortlos eine der Pralinen, ehe ich mich auf meine verlorenen Manieren besann. »Danke.«
    »Nehmen Sie ruhig mehr!« Er schwenkte die Schale einladend vor meiner Nase.
    Ich nahm eine zweite und eine dritte, da die Schale immer noch in Reichweite schwebte, und schob sie mitsamt den Papierförmchen in die Tasche meines Kapuzenshirts. Er schien enttäuscht, dass ich sie nicht sofort aß, als sei das das Highlight seines Tages. Hinter meinem Stuhl plätscherte der Brunnen herausfordernd. Wenn mir der Kerl nicht bald etwas zu trinken anbot, würde er erleben, dass ich aufspringen und meinen Kopf unter die Fontäne halten würde, das Wasser schlabbernd wie ein Hund.
    »Könnte ich bitte ein Glas Wasser haben?«
    »Natürlich.« Er schnippte mit den Fingern und erhob dann die Stimme, als spräche er in ein verborgenes Mikro. »Ein Glas Wasser für die junge Dame.«
    Sekunden später betrat eine Ender das Büro. Sie hatte eine Modelfigur. Und sie balancierte ein mit einer Stoffserviette umhülltes Glas Wasser auf einem Tablett. Ich nahm das Glas und sah darin kleine Würfel wie Diamanten glitzern. Eis. Sie stellte das Tablett neben mir ab und ging wieder.
    Ich legte den Kopf in den Nacken und trank das Glas in einem Zug leer. Kühl und süß benetzte die Flüssigkeit meine Kehle. Mit geschlossenen Augen genoss ich den Nachgeschmack des saubersten Wassers, das ich seit Ende des Krieges getrunken hatte. Nachdem der erste Durst gestillt war, ließ ich einen der Eiswürfel in meinen Mund gleiten und zerbiss ihn krachend. Als ich die Augen öffnete, merkte ich, dass Tinnenbaum mich anstarrte.
    »Noch ein Glas?«, fragte er.
    Ich war drauf und dran, Ja zu sagen, aber sein Blick verriet mir, dass dieses Angebot nicht ernst gemeint war. Ich schüttelte den Kopf und lutschte die Reste des Eiswürfels. Meine Fingernägel hoben sich noch schmutziger als sonst gegen das blitzblanke Glas ab, und ich stellte es hastig auf das Tablett zurück. Während ich zusah, wie das Eis schmolz, dachte ich darüber nach, wann ich zuletzt gekühltes Wasser getrunken hatte. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor. Dabei war es erst ein Jahr her. Der letzte Tag in unserem Haus, bevor die Marshals kamen …
    »Möchten Sie Genaueres erfahren?«, fragte er. »Über Prime Destinations, meine ich.«
    Ich beherrschte mich, nicht mit den Augen zu rollen. Enders. Weshalb sonst war ich wohl hier? Ich deutete ein Lächeln an und nickte.
    Er tippte eine Ecke des Airscreens an, einmal, um das Bild zu löschen, und ein zweites Mal, um die Holo-Motions in Gang zu setzen. Die erste Sequenz zeigte eine Seniorin, die sich in einer Art Liegesessel zurücklehnte. An ihrem Hinterkopf war eine kleine Kappe befestigt, von der bunte Kabel zu einem Computer liefen.
    »Die Kundin wird in einem Ruheraum von gut geschulten Medizintechnikern mit einem Body Computer Interface, dem sogenannten BCI , verbunden und dann in Dämmerschlaf versetzt«, erklärte er.
    »Wie beim Zahnarzt.«
    »Genau. Ein Monitor überwacht Ihre Vitalfunktionen während der gesamten Reise.« Auf der anderen Seite des Schirms schlief ein junges Mädchen auf einer weich gepolsterten Liege. »Sie erhalten eine besondere Art Narkose und bleiben für die Dauer des Mietverhältnisses in unserer Obhut. Eine schmerzfreie und völlig harmlose Angelegenheit. Eine Woche später wachen Sie auf, ein wenig benommen vielleicht, aber auch sehr viel reicher.« Wieder blitzten seine Zähne.
    Diesmal zwang ich mich, nicht zusammenzuzucken. »Und was geschieht in dieser Woche?«
    »Sie nimmt Ihren Platz ein.« Er rieb die Handflächen gegeneinander. »Schon mal von computergestützten künstlichen Gliedmaßen gehört? Die

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