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Starters

Starters

Titel: Starters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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um einen Berg von Schaufeln und Spaten auf der Ladefläche kauerten. Ein Mädchen mit einem Kopfverband starrte mich aus toten Augen an.
    Ich sah ein kurzes Aufflackern von Neid darin, als sei mein Leben besser als ihres. Als der Truck wieder anfuhr, verschränkte das Mädchen die Arme und schlang sie fest um den Oberkörper. Ich wusste, dass es ihre Schmerzen verschlimmerte, mich frei auf der Straße zu sehen. So elend mein Dasein war, das ihre war noch elender. Es musste doch irgendeinen Weg aus diesem Wahnsinn geben. Einen anderen Weg als diese unheimliche Body Bank oder legalisierte Sklavenarbeit.
    Ich hielt mich auf den Nebenstraßen und machte einen weiten Bogen um den Wilshire Boulevard, der die Ordnungshüter wie ein Magnet anzog. Zwei Enders, Geschäftsleute in schwarzen Regenmänteln, kamen auf mich zu. Ich senkte das Kinn auf die Brust und vergrub die Hände in den Taschen meines Hoodies. Links spürte ich den Vertrag, rechts die Papierförmchen mit den Supertruffles.
    Bitter und süß.
    Die Gegend wurde rauer, je weiter ich mich von Beverly Hills entfernte. Ich wich überfüllten Mülltonnen aus, die auf ihren längst fälligen Abtransport warteten. Eine der Fassaden war rot bemalt. Kontaminiert. Die letzten Granaten hatten die Sporen vor mehr als einem Jahr zu uns getragen, aber die Entseuchungsteams hatten es nicht bis hierher geschafft. Oder hatten es nicht gewollt. Ich drückte meinen Ärmel auf Mund und Nase, so wie mein Vater es uns beigebracht hatte. Auch wenn dies vermutlich nichts nützte.
    Es begann zu dämmern. Ich holte meine Handleuchte hervor und befestigte sie am linken Handrücken, schaltete sie aber nicht ein. Wir hatten in unserem Viertel die Straßenlaternen kaputtgemacht, weil wir im Schutz der Schatten eher den Marshals entwischen konnten, die uns mit irgendwelchen Vorwänden einzufangen und in Heime einzuliefern versuchten. Zum Glück hatte ich bis jetzt noch keine dieser Einrichtungen von innen gesehen, aber eine der schlimmsten, Institut 37, war nur wenige Meilen entfernt. Andere Starters hatten darüber berichtet.
    Etwa zwei Straßenblocks von unserem Unterschlupf entfernt wurde es dann so dunkel, dass ich die Handleuchte einschalten musste. Eine Minute später entdeckte ich auf der anderen Straßenseite zwei helle Lichtstrahlen, die sich in meine Richtung tasteten. Freunde, dachte ich, weil sie ihre Leuchten an ließen. Doch in der gleichen Sekunde erloschen beide Lichter.
    Renegaten.
    Mein Magen verkrampfte sich, und das Herz schlug mir bis zum Hals. Ich rannte los. Zum Nachdenken blieb mir keine Zeit. Der Instinkt leitete mich zu meinem Unterschlupf. Eine aus der Verfolgergruppe, ein hochgeschossenes Mädchen mit langen Beinen, war mir so dicht auf den Fersen, dass es meinen Hoodie zu packen versuchte.
    Ich rannte noch schneller. Der Eingang unseres Hauses war nur noch einen halben Straßenblock entfernt. Sie startete den nächsten Angriff, und diesmal erwischte sie meine Kapuze.
    Ich stürzte, als sie mich nach hinten riss, und landete hart auf dem Rücken. Ein heftiger Schmerz erfüllte meinen Kopf. Sie setzte sich rittlings auf mich und machte sich daran, meine Taschen zu durchsuchen. Ihr Begleiter, ein kleinerer Junge, blendete mich mit dem Strahl seiner Leuchte.
    »Ich habe kein Geld.« Ich blinzelte und versuchte ihre Hände wegzustoßen.
    Sie schlug mir mit der flachen Hand gleichzeitig auf beide Ohren. Ein fieser Trick, den man in der Gosse lernte. Meine Schläfen begannen zu dröhnen.
    »Kein Geld?« Ihre Worte hallten dumpf in meinem Schädel wider. »Dann steckst du tief in der Scheiße.«
    Eine Flut von Adrenalin schoss durch meine Adern und verlieh meinem Arm ungeahnte Kraft. Ich drosch ihr die Faust unter das Kinn. Sie kippte vornüber, richtete sich jedoch wieder auf, bevor ich mich befreien konnte.
    »Jetzt bist du tot, Baby!«
    Ich drehte und wand mich, aber ihre Schenkel hielten mich wie eine Stahlklammer fest. Sie holte zu einem Hieb aus, in den sie ihr ganzes Körpergewicht legte. Instinktiv rollte ich den Kopf zur Seite, und ihre Faust prallte auf das Pflaster. Sie schrie laut auf.
    Beflügelt von ihrem Schrei, bäumte ich mich auf und kam frei, während sie die schmerzende Hand an den Körper presste. Mein Herz hämmerte wie verrückt. Inzwischen hatte ihr Begleiter einen Steinbrocken aufgehoben. Ich rappelte mich auf.
    Etwas fiel mir aus der Tasche. Alle starrten das Ding an.
    Eine der kostbaren Pralinen.
    Der Junge richtete den Strahl der Handleuchte

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