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Starters

Starters

Titel: Starters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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Vorkommnissen?«, fragte ich.
    »Was genau meinen Sie?«
    »Ich weiß auch nicht.« Mir wäre es lieber gewesen, er hätte das Wort ausgesprochen. Aber nein, das überließ er mir. »Sex?«
    »Was ist damit?«
    »Darüber steht nichts in Ihren Regeln.« Ich wollte mein erstes Mal sicherlich nicht erleben, wenn ich gar nicht dabei war.
    Er schüttelte den Kopf. »Das wird den Kunden unmissverständlich klargemacht. Sex ist verboten.«
    Schon klar. Zumindest würde eine Schwangerschaft unmöglich sein. Jeder wusste, dass seit den Massenimpfungen Schwangerschaften, hoffentlich nur zeitweise, ausgeblieben waren. Mein Magen verkrampfte sich. Ich schüttelte mit einer Kopfbewegung die Haare aus den Augen und erhob mich.
    »Danke für das Gespräch, Mr. Tinnenbaum. Und für die Demonstration.«
    Seine Lippen zuckten. Er versuchte das mit einem schwachen Lächeln zu überspielen. »Übrigens, wenn Sie sofort unterzeichnen, erhalten Sie einen Bonus.« Er holte ein Formular aus seiner Schublade, füllte es aus und schob es mir über den Schreibtisch zu. »Das ist für drei Buchungen.« Er steckte die Kappe auf seinen Füllfederhalter.
    Ich nahm den Bogen an mich. Es waren mehr Stellen vor dem Komma, als ich erwartet hatte. Ich setzte mich wieder und atmete tief durch.
    Er streckte mir den Füller entgegen. Ich nahm ihn nicht.
    »Drei Buchungen?«, fragte ich zurück.
    »Ja. Und Sie erhalten das Geld bei Vertragsabschluss.«
    Das Formular flatterte. Ich merkte, dass meine Hände zitterten, und legte den Vertrag auf den Schreibtisch.
    »Das ist ein sehr großzügiges Angebot«, sagte er. »Gerade aufgrund des Bonus.« Der Füller kam noch näher.
    Ich brauchte dieses Geld. Tyler brauchte es.
    Als ich den Füller nahm, glaubte ich das Sprudeln des Zimmerbrunnens lauter zu hören. Ich starrte das Dokument an, sah aber nur mattroten Lippenstift, die Augen des Pförtners, Mr. Tinnenbaums unnatürlich weiße Zähne. Ich setzte die Feder auf das Papier, doch bevor ich unterschrieb, schaute ich noch einmal auf. Vielleicht wollte ich eine letzte Rückversicherung. Mr. Tinnenbaum nickte und lächelte. Sein Anzug war perfekt, bis auf einen kleinen weißen Fussel auf dem Revers, der die Form eines Fragezeichens hatte.
    Tinnenbaum war so gierig. Ich legte den Füller hin.
    Seine Augen verengten sich. »Irgendwas nicht in Ordnung?«
    »Meine Mutter hat mir etwas beigebracht.«
    »Und das wäre?«
    »Eine wichtige Entscheidung immer zu überschlafen. Lassen Sie mir noch etwas Zeit zum Nachdenken.«
    Sein Blick wurde eisig. »Ich kann nicht garantieren, dass das Angebot dann noch gilt.«
    »Darauf muss ich es ankommen lassen.« Ich faltete den Vertrag, schob ihn in die Tasche und erhob mich.
    »Können Sie sich das leisten?« Er stellte sich mir in den Weg.
    »Vermutlich nicht. Aber ich muss dennoch darüber nachdenken.« Ich umrundete ihn und ging zur Tür.
    »Rufen Sie an, wenn Sie Fragen haben«, rief er mir etwas zu laut nach.
    Ich lief an der Empfangsdame vorbei, die verstört darüber schien, dass ich so schnell wieder aufkreuzte. Sie folgte mir mit dem Blick, während ich mir ausmalte, wie sie einen Alarmknopf drückte. Ich lief weiter. Der Pförtner starrte mich durch seine Glastür an, bevor er sie öffnete.
    »Sie gehen schon?« Sein dumpfer Gesichtsausdruck hatte etwas Makabres.
    Ich rannte wortlos nach draußen.
    Frische Herbstluft schlug mir entgegen. Ich atmete tief ein, als ich mich an den Enders vorbeischlängelte, die den Gehsteig in Horden bevölkerten. Ich war wohl die Erste und Einzige, die Tinnenbaums Angebot abgelehnt hatte. Die nicht auf seine Überredungskünste hereingefallen war. Aber ich hatte gelernt, den Enders zu misstrauen.
    Ich schlenderte durch Beverly Hills und wunderte mich über die Wohlstandsviertel, die es ein Jahr nach dem Krieg immer noch gab. Hier war nur jede dritte Schaufensterfront leer. Designerklamotten, optische Elektronik, Bot-Shops, alles, um die Kaufsucht reicher Enders zu befriedigen. Das Geschäft lohnte sich, denn wenn etwas kaputt war, musste man es mangels Ersatzteilen oder jemandem, der es hätte reparieren können, einfach neu kaufen.
    Ich hielt den Kopf gesenkt, um nicht aufzufallen. Obwohl ich im Moment nichts Illegales tat, hatte ich für den Fall, dass mich ein Marshal anhielt, nicht die nötigen Papiere, die mich als Minderjährige mit Familie auswiesen.
    Während ich an einer Ampel wartete, hielt neben mir ein Truck mit einem Pulk grimmiger Starters, die verdreckt und abgerissen

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