StasiPolka (German Edition)
erzählen.“
„ Merde. “ Der Taxifahrer blickte Vincent im Rückspiegel an, dieses Wort kannte er. Graham bekam einen roten Kopf, presste die Tasschentücher gegen seine verletzte Schulter. „Gestern hatte ich Anna am Telefon“, er flüsterte fast, „ich habe nebenher das Hotel erwähnt.“
„Welche Anna?“
„Anna Schiller.“ Er sah jetzt verlegen aus. „Wir haben uns in diesem Messehotel vor einiger Zeit mal getroffen.“
„Sie haben also hier Haussers Frau gevögelt, während er dabei war, die Milli onen für Sie zusammen zu packen. Wie lange lief das schon?“
„Ein paar Monate. Anna war unglücklich mit Felix.“ Das hätte er nicht sagen müssen, Vincent kannte alle Liedchen, die bei solchen Affären gesungen wurden.
„Wissen Sie, wo Anna im Augenblick steckt?“
„In Wien, denke ich mal.“
„Nicht ganz. Zurzeit lenkt sie Gregor Teichmann mit ihren runden Knien vom Waggonbasteln ab. Oder sie hilft ihm, auf seine alten Tage noch einen hoch zu bekommen.“
„Sie ist bei Teichmann, in Berlin?“ Grahams Fassungslosigkeit war nicht g espielt.
Es war müßig zu antworten. Sie näherten sich dem Ostbahnhof. Vincent überle gte, welcher approbierte Metzger am ehesten bereit sein würde, dem Häufchen Elend neben ihm die Schulter zu richten. Ihm fiel ein ehemaliger antiimperialistischer Kämpfer in Ottobrunn ein.
37
Diesmal war es fast dunkel, als Hansson auf der Piste oben in den Hügeln von Brac aufsetzte. Vincent saß vorn auf dem Copilotensitz, hinter ihnen hing Graham im Sessel, die Augen geschlossen. Er war bleich, sein Atem ging schwer.
„Keine Sorge“, hatte der Arzt gemeint, als er die Kugel entfernte und Grahams Schulterwunde versorgte, „er hat Glück gehabt. Das war ein zu kleines Kaliber, um ec hten Schaden anzurichten. Ein Tag Ruhe, dann springt er wieder übers Gatter wie ein Böckchen.“ Verschwörerisch glänzende Augen, als er die Spritze aufzog. „Ich gebe ihm noch ein Schmerzmittel.“ Erinnerungen an die gute alte Spontizeit.
Später hatte Vincent in einem Sportgeschäft ein Sweatshirt und eine Basebal lkappe für den Leidenden gekauft, dann in Fürstenfeldbruck angerufen und Hansson gebeten, sie in Salzburg abzuholen. Es war besser, München zu meiden. Der Pilot nahm es locker wie immer, hatte nichts Überflüssiges abgesondert, als Vincent seinen Schützling auf der Rückbank verstaute.
„Was fehlt ihrem Freund?“ fragte er jetzt.
„Wollte ein bisschen auf den Putz hauen“, sagte Vincent, „und hat sich im Vollrausch die Schulter verletzt. Auf dem Boot ist er schnell wieder obenauf.“
Hansson nickte. Dass Vincent nach dem Hin und Her der letzten Wochen jetzt einen angeblichen Segelkumpan im Schlepptau hatte, dem die Sedativa aus den Ohren quollen, veru rsachte bei ihm allenfalls noch amüsiertes Staunen.
Graham schreckte hoch, als Hansson in die Bremsen ging und die Drehzahl drosselte. Sie rollten auf den Abfertigungshangar zu, vor dem zwei Männer warteten.
„Ich habe jemanden bestellt, der Sie nach Bol oder sonst wohin transportieren kann“, sagte Hansson, „um diese Zeit ist hier nicht mehr allzu viel los. Ich mache mich gleich auf den Rückweg.“
„Sagen sie mir, wenn meine Reisekasse aufgefüllt werden muss“, Vincent gab ihm die Pässe.
Graham straffte sich, als er an die frische Luft kam. Es war kühl, die Fahnen neben dem Flughafengebäude knatterten im böigen Wind. Der jüngere der beiden Männer nahm Vincent die Reisetasche ab und ging einige Meter auf das Gebäude zu. Sie vertraten sich die Füße, bis Hansson mit dem zweiten Mann die Formalitäten erledigt hatte und ihnen die Pässe zurückgab. Der Pilot winkte zum Abschied und verschwand mit seinem Begleiter hinter einer schmalen Tür. Draußen wartete ein heller Mercedes, Vincent bugsierte Graham auf den Rücksitz und setzte sich nach vorn zum Fahrer. „Fürs erste nach Milna, zum Hafen.“
Der Fahrer nannte seinen Preis, schlug etwas auf, wie üblich, aber es blieb im Rahmen. Kein Grund, kostbare Zeit mit Geschacher zu vergeuden. „ Dobro .“
Chartercrews schätzen Milna als idealen Abstecher, wenn die Nachtliegeplätze in Split vergeben sind. Die Hafeneinfahrt führt mitten in die Altstadt, die Boote liegen im Schatten der Kirche, nur ein paar Schritte von den Terrassen der Kneipen und R estaurants entfernt. Jeden Nachmittag suchen hier Dutzende Yachten einen Liegeplatz, es gibt kaum einen besseren Hafen, um ein Schiff ein, zwei Tage zu verstecken.
Der Fahrer
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