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StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Pesch
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steht der Chef.“ 
    Sergei grinste. „Was ist passiert?“
    „Der Mann oben wollte die Dame des Hauses vergewaltigen. In der Hitze des Gefechts vergaß er seine Pistole. Sein Höhepunkt war einzigartig.“
    „Wo ist die Frau?“
    „Versteckt sich irgendwo im Haus.“
    Sergei wandte sich Wolf zu.
    Hier roch es jetzt nach Tod, kühl und säuerlich, akkurat, endgültig. An jenem Morgen, als Vincent seinen Großvater zum Frühstück holen sollte, roch es im Zimmer des alten Mannes genau so. Er lag auf dem Boden, die Hände an der Hosennaht, getrocknetes Blut neben seinem Mund; Blutsturz sagte der Arzt später.
    Wolf hielt die Mossberg in beiden Händen. „Cruz hat mir erzählt, dass Gisela tot ist. Wo liegt da der Sinn?“
    „Das kannst du dir doch denken“, sagte Sergei und hatte seine Pistole in der Hand, schneller als ein Lidschlag. Er schoss Wolf, zweimal peng, in Bein und Schulter, und griff nach der Schrotflinte, die ihm entgegen flog.
    „Lass uns jetzt die Frau suchen“, sagte Sergei.
    Wolf war zurück in seinen Sessel gesackt, gab sich Mühe,  halbwegs klar zu kommen. Warum hatte Sergei ihn nur kampfunfähig geschossen, nicht getötet?
    „Sie wird kein schöner Anblick sein“, sagte Vincent.
    „War sie noch nie.“
    „Hallo Medvi “, flüsterte Anna. Wolf hatte die Küchentür offenbar nicht sorgfältig genug verriegelt. Sie sah grauenhaft aus, legte man die Maßstäbe einer Schönheitsfarm an. Andererseits war die schwere Waffe in ihren ausgestreckten Händen nicht dazu angetan, ihrem Äußeren allzu große Aufmerksamkeit zu schenken.
    „Hallo Lisica “, sagte Sergei. Er stand im falschen Winkel, um ihr auf Anhieb das Licht ausblasen zu können, versuchte es immerhin.
    Vincent sah nicht, ob er Anna traf, aber sie zog zweimal durch und erwischte ihn irgendwo in der Hüfte. Vincent ging hinüber und trat Sergeis Pistole weg. Das war es, Vincent hob den linken Arm. Einen Atemzug später umringte sie ein halbes Dutzend dunkel gekleideter Männer.
    „Das war nicht fair“, sagte Sergei. Er schien Schmerzen zu haben.
    „War es nie. Ihr hättet Katja nicht töten sollen.“
    „Es ging nicht gegen dich, das weißt du.“
    „Am Ende doch, Sergei.“
    Sergei lag da, die linke Seite seiner Chinos färbte sich rot. Was sollte Vincent sagen? Sergei war ein Teil seiner Jugend gewesen, illusionslos wie er selbst, aber einer, auf den man zählen konnte. Vielleicht hatte ihn das Geld verführt, vielleicht Tunsky. Keine Ahnung. Heute hätte er Vincent jedenfalls umgelegt, nur um seine Haut zu retten.
    Anna hockte auf dem Boden, ein Häufchen Elend. Sie hatten ihr die Waffe weggenommen. Zu Vincents Verblüffung stand plötzlich Baranowski im Zimmer, ihm folgte ein glatzköpfiger Mann, der sich im Schatten der Vorhänge hielt. Wolf und Sergei erstarrten.
    „Igor, nimm die beiden mit“, sagte Feodor, „dieser Deutsche hat Tunsky, dein amerik anisches Fräulein, auf dem Gewissen, der Russe ist überflüssig.“
    „Vincent“, flüsterte Sergei, „bitte.“
    Vincent sah zu, wie die Männer Wolf und Sergei ins Freie schleppten. Terkossow baute sich vor ihm auf und streckte ihm die Hand entgegen. „Die Sache ist uns ziemlich aus den Händen geglitten, nicht wahr?“
    Vincent drückte Terkossows Hand. „Nicht meine Schuld.“
    Igor Terkossow warf einen Blick hinüber zu Baranowski. „Feodor sagt, jetzt herrscht wieder Frieden.“ Das war eher eine Frage.
    „Von mir aus.“
    „Wieso heißen Sie eigentlich Cruz, sie kommen doch aus Berlin?“
    „Mein Vater hieß Cruz, er war Kubaner.“
    Igor nickte, als sei das für ihn wichtig, winkte im Hinausgehen Baranowski zu und verschwand in der Dunkelheit.
    „Was machen wir mit der Frau?“ Feodor hatte jetzt die Nase voll.
    „Gib ihr ein Glas und lass sie erzählen.“
    Anna schilderte das, was ohnehin klar war. Graham hatte im Bett von einer g igantischen Geldschieberei fabuliert. Dass alte ostdeutsche Kader und Teichmann dahinter steckten, reimte sie sich selbst zusammen. Hausser war immer vorsichtig gewesen, verlor ihr gegenüber nie ein Wort, Aber Graham rutschte es dann heraus.
    Anna trank und hielt Vincent das Glas entgegen. Er überließ ihr die Flasche.
    „Wie kam Sergei ins Spiel?“ Baranowski war ungeduldig.
    Sie trank, starrte in das Glas. Als sie aufblickte, hatte sie wässrige Augen. „Se rgei kannte die Genossen noch aus Berliner Zeiten. Zwar redete niemand darüber, dass Hausser versteckte Konten führte, aber es war in diesen Kreisen auch

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