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StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Pesch
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sie vorgestern das Boot ausgeräuchert, wegen einer Mail von ihr. Nun schicken sie Fabian, um mir ordentlich Angst zu machen. Was kommt als nächstes. Die Eismeerflotte? Ich zittere.“
    Fabian blickte beleidigt aus dem Fenster. Vincent hob sich kurz aus dem Sessel und gab ihm eine Ohrfeige. Der Mann neben ihm rührte sich nicht. Fabian schaute zu Boden. Vincent nahm wieder den Hörer ans Ohr. Auf der anderen Seite wurde disk utiert; Sergei hatte die Hand so über die Sprechmuschel gelegt, dass Vincent auf dem Laufenden blieb.
    „Knipst ihn aus, wenn er Umstände macht.“ Ein mürrischer Bass.
    „Geht nicht so ohne weiteres, er arbeitet für die alte Grell.“ Das war Baranowskis Bass.
    „Weiß sie , was der Wichser zurzeit macht?“ Bass Eins ließ nicht locker.
    „Wi r können sie ja fragen. Sie pfeift ihn bestimmt zurück, wenn er auf eigene Faust arbeitet.“ Diesmal eine Frauenstimme. “Ich rufe sie an.“ So ging es eine Zeit lang weiter. Vincent hörte, wie Sergei die Hand vom Hörer nahm. Es reichte jetzt.
    „Sergei sag diesen Donkosaken, dass ich zurzeit nicht arbeite. Ich habe Ferien. Das mit Katja war kein Job, nur ein Gefallen für eine alte Freundin.“ Sergei legte wi eder die Hand über den Hörer. Diesmal verstand Vincent nichts.
    Der Mann neben ihm stand bewegungslos da, Fabian blickte verkniffen aus dem Fenster, auf seiner Wange bran nte ein roter Fleck.
    Sergei meldete sich. „Die Sache ist eilig Vincent. Sie geben dir einen Tag, um die Frau abzuliefern. Sie rufen au ch in Washington an. Dir will keiner was. Aber sie wird gebraucht. Sieh zu, dass du sie findest. Irgendeine Idee, wo sie jetzt sein könnte?“
    „Keine Ahnung. Sie plante für heute was mit ihrer Tochter. Wahrscheinlich ist sie jetzt zu Hause.“ Was sollte er sonst sagen. Es wurde sicher mitg ehört.
    „Das glaubt niemand hier. G ut, gib mir mal den Soldaten.“ Vincent reichte das Telefon weiter. Der Schläger lauschte und winkte dann dem Kellner, der herbei eilte.
    „Möchten sie noch etwas trinken?“ Das war Platz Eins unter allen blöden Fr agen dieses Tages. Vincent schüttelte den Kopf und bestellte ein Taxi. Fabian rappelte sich hoch und schaute ihn flehend an. „Vincent“, begann er zögernd.
    „Geh mir aus den Augen. Und zwar für immer.“ Vincent drehte ihm den Rücken zu und ging. Das war natürlich nicht ernst gemeint, aber bei Fabian konnte es nie schaden, wenn man ein wenig schmollte.

7
     
    Auf der Louise fädelte s ich der Taxifahrer in den Feierabendverkehr ein und gab Gas. Vincent lehnte sich zurück und wartete auf Sergeis zweiten Anruf. Vermutlich hatten sie Verfolger auf ihn angesetzt, aber es war sinnlos, jetzt darauf zu achten. Für die Gegenseite war er ebenso leicht auszumachen, als würde er in einem Heißluftballon über der Stadt schweben.
    Katja hatte nicht übertrieben. Sie steckte tief in der Tinte. Vincent fragte sich, ob sie wirklich so unschuldig war, wie sie vorgab. Kaum denkbar, dass erfahrene Mitarbeiterin der Auslandsaufklärung heute als Hausmütterchen in den flandrischen Hügeln saß  und darauf wartete, ihrem Mann das Bettchen zu richten. Zudem musste Graham schon ein Genie sein, um etwas Wichtiges dauerhaft vor ihr geheim zu halten. Steckte sie also mit drin? Keine Ahnung. Und warum hatte sie ihn nach achtzehn Jahren Funkstille wieder ins Spiel gebracht? Hilfsbereite Idioten fand sie heute genau so leicht wie früher. War es der Stallgeruch? Wurde sie auf ihre alten Tage sentimental?
    Im Grunde war es egal. Alles war egal, er würde ihr helfen. Gute Werke hatte er bis jetzt nur gegen Bezahlung vollbracht. Etwas Abwechslung konnte nicht sch aden.
    Das Taxi steckte inzwischen im dichten Verkehr der Innenstadt. Vincent spürte, wie sein Handy vibrierte. Der Anrufer legte  auf, als er sich meldete. Er bezahlte den Fahrer, stieg aus und ging zu Fuß weiter. Um ihn herum drängelten Leute, die noch ei nkaufen oder zu ihren Verabredungen wollten. Er ging langsamer, als der Strom um ihn herum. Das Handy meldete sich wieder. Diesmal blieb Sergei in der Leitung.
    „Du wirst langsam alt, Vincent. Alt und sentimental.“ Er klang verärgert. „Du solltest schleunigst verschwinden. Und zwar ohne Katja. Es gibt eine Menge neue Leute hier. Man liebt dich in Russland nicht mehr so innig wie früher, Brüde rchen.“
    „Worum geht es eigentlich?“ Vincent war gespannt, Sergeis Version der G eschichte zu hören.
    „Um was wohl? Die Wahl zur Miss Moskau? Katjas Kerl hat ostdeutsches

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