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StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Pesch
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Geld unterschlagen, hat sie alle gelinkt. Baranowski tobt.“
    „Steckt er auch mit drin?“
    „Ach was. Vielleicht soll er eine Provision bekommen. Drahtzieher ist die Clique um Terkossow, Russen, Ukrainer, Gott weiß, wer noch. Terkossows Verbindungen reichen weit. Alle wollten sich an diesem Nibelungenschatz die Hände wärmen, und jetzt hat der Belgier es vermasselt.“
    „Um wie viel Geld geht es?“
    Sergei zögerte ein wenig. „Etwa vierhundert Millionen Euro. Nach dem Mauerfall haben die alten Kameraden noch schnell DDR – Vermögen in Sicherheit gebracht. Sie hatten massenhaft Devisen und konnten außerdem Ostmark kurzzeitig günstig in Westmark tauschen. In diesem Fall hat ein Mann in Österreich als Treuhänder für sie gearbeitet. Felix Hausser. Er besitzt eine Handelsgesellschaft für Chemierohstoffe in Wien. Hausser ist auch verschwunden.“
    „Moment mal.“ In den Schaufenstern zu seiner Rechten spiegelte sich schon e inige Minuten die Silhouette eines kleinen Mannes, der genau mit ihm Schritt hielt. Er trug ein braunes, zu geknöpftes Jackett, beige Hosen und einen dünnen weinroten Rollkragenpullover. Sein blasses Gesicht hatte tiefe Trinkerfalten. In der linken Hand hielt er eine Einkaufstüte aus Plastik, den Daumen der rechten Hand hatte er hinter den mittleren Knopf seines Jacketts gehakt. Konnte ein Bilanzbuchhalter, ein Taschendieb oder ein Beschatter sein.
    Er wendete und verstellte dem Mann den Weg. Der wandte den Blick ab, wich aus und beschleunigte. Also doch. Vermutlich waren sie zu dritt. Vincent blieb stehen.
    „Was ist?“ Sergei klang nervös.
    „Nichts Wichtiges. Wie kamen Hausser und Graham zusammen?“
    „Graham hat ein kleines Chemiekombinat in Ungarn beraten. Hausser war dort Kunde. Einer dieser halbstaatlichen Läden im Osten. Die Kapos machten mit Hausser nebenher private Geschäftchen. Graham kam dahinter, Hausser geriet unter Druck.“ 
    „Das ergibt keinen Sinn mein Lieber. Wenn Hausser für die Leute in Ostberlin vierhundert Millionen gehortet hat, muss er sich wegen ein paar Forint und eines hergelaufenen Beraters keine Sorgen machen.“
    Vincent ging langsam weiter und wechselte vom Russischen ins Deutsche.
    „Vielleicht hat Hausser das Geld unterschlagen und Graham auf Eis gelegt. Vielleicht arbeiten sie zusammen. Vielleicht hat Graham ihn übertölpelt, und Hausser verfault jetzt einem Plastiksack. Suchen eure Leute eigentlich nach Hausser?“
    „Natürlich. Er ist mittags zu einer Verabredung ins Wiener Hilton gefahren und nicht wieder aufgetaucht.  Aber“, Sergei holte Luft, „Graham war da auch in Wien.“
    „Somit können a lle drei Möglichkeiten zutreffen. Warum soll Hausser nicht Graham beseitigt haben?“
    „Weil er ein sechzig Jahre alter Zausel ist, der mit einer verwitweten Lehrerin im Wienerwald leb t. Weil er ein loyaler Genosse ist. Weil das Geld über Konten lief, die Graham kontrolliert, bevor es verschwand. Komm Vincent, die Dinge liegen klar.“
    Sergei hatte wahrscheinlich Recht. Aber wenn Graham drin steckte, warum so offe nsichtlich, weshalb zog er den halben Ostblock auf seine Spur? War Hausser doch  der Drahtzieher? Aber würde er alte Genossen bestehlen? So was geschah eher selten. Wer waren überhaupt die Leute, für die Hausser das Geld bunkerte? Genug Fragen, auf die es heute keine Antwort gab. Genug jetzt. Für ihn wurde es Zeit.
    „Na gut Sergei, ich bin nicht überzeugt. Und was kommt, wenn ihr Katja habt, eine SAM Rakete auf Grahams Hauptquartier hier in Brü ssel?“
    „Halte du dich einfach raus, Vincent. Bis bald.“ Er le gte auf.
    Vincent wechselte die Straßenseite und machte sich auf den Weg zur Rue A ssaut. Kleinere Läden schlossen bereits, die Strassen leerten sich. Es war müßig, auf Verfolger zu achten. Er musste zunächst in sein Büro und in die Wohnung. Selbst die dümmsten Beschatter würden um sein Haus herum einige Leute postieren.
    Das Büro wirkte unberührt. Vincent legte eine CD in das Laufwerk des Comp uters, kopierte und überschrieb dann die Festplatte kapp vierzigmal mit erinem Löschprogramm. Obwohl es einen geübten Hacker kaum aufhalten würde, änderte er noch das Passwort und schaltete dann das System ab. Die Nachrichten auf dem Anrufbeantworter hatte er schon gestern entfernt, die Anrufumleitung war eingerichtet. Er steckte Geld für Fema in einen Umschlag und schrieb ihr einige Zeilen. Fertig. Was ihn betraf, bot dieser Raum einem Durchsuchungsteam etwa so viele Informationen, wie ein

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