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StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Pesch
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hieß, sie habe derzeit ein Kommissionsmitglied an der Angel.
    Ellen redete mit weit aufgerissenen Augen auf Vincent ein, bis er sie mit nach Hause nahm. Sie war klein, mager und hörte auch im Bett nicht auf zu reden. Als sie einschlief, hielt sie ihn fest umklammert, als sei er ein Spielzeug, das ihr im Schlaf g estohlen werden könnte. Gut nur, dass sie sich morgens ohne weiteres davonmachte.
     
    Nach dem Frühstück holte er zwei Ersatzpässe aus dem Bankschließfach und traf Vorbereitungen für Katja und ihre Tochter. Es war besser, dem Feind erst mal auszuweichen. Vielleicht tauchte Graham ja wieder auf. Also raus aufs Land und in Bewegung bleiben.
    Im Auktionshaus herrschte bereits Betrieb. Die Gemälde hingen über zwei Et agen verteilt. Vincent schätzte die Zahl der Wachleute unter den Gästen auf ein rundes Dutzend. Die Männer machten ihre Sache gut und blieben im Hintergrund. Er schaute sich nach seinen Lieben um.
    Katja und Rea betrachteten ein prominent platziertes Gemälde. Ein Landhaus, halb verdeckt von den Bäumen eines wuchernden Parks. Es schien die Zeit vor Sonne naufgang zu sein, Wände und Kamine schimmerten magisch in der grünen Dämmerung. Mutter und Tochter hörten einem eleganten Jüngling zu, der lächelnd auf sie einredete. Vincent ging näher heran.
    „ ….Klimt besaß als erster Anwohner des Attersees ein eigenes Motorboot. Er hat dieses Schloss mehrfach gemalt, vom See und vom Garten aus. Ihn interessierte d amals vor allem die Symbiose von Architektur und Landschaft.“ Der Junge wollte Eindruck schinden und war wahrscheinlich schwer zu stoppen.
    Katja sah Vincent als erste. Sie wirkte angespannt, hatte vermutlich kaum geschlafen. Er nahm ihre Hand, sie hob ihm die Wange entgegen. „Rea, das ist Vincent Cruz, ich habe Dir von ihm erzählt. Welch ein Zufall. Interessierst du dich auch für die Bilder hier?“ Sie trug etwas dick auf.
    „Weshalb wäre ich sonst hier“, sagte Vincent. Der Elegante zog die Stirn kraus.
    Vincent gab Rea die Hand. Für ihn war sie das erfreulichste Mädchen seit langem. Er mochte große Frauen und schätzte sie auf gute einsachtzig. Ein schmales Gesicht, langes dunkles Haar, große graue Augen. Catherines Augen. Der Mund war voll, vielleicht etwas zu breit, das Kinn energisch. Schlank wie eine Sportlerin, nicht wie ein hungerndes Model. Sie blickte Vincent prüfend an und lächelte. Die Sonne ging auf.
    Mr. Elegant wirkte leicht verstimmt. Es war Zeit, ihn los zu werden. Vincent hatte einen Blick auf das Preisschild des Klimt geworfen. Er sollte um die zwei Milli onen englische Pfund bringen. „Ist das Bild wirklich echt?“
    Der Schwätzer fragte sich wahrscheinlich, wie Vincent an die Einladung g ekommen war. „ Natürlich nicht, stammt aus unserem Postershop um die Ecke.“
    „Gut, ich wollte nämlich fragen, ob man diesen Rahmen separat ersteigern kann.“ Vincent kam in Form. Rea schien sich zu am üsieren.
    Catherine griff ein. „Vincent, hör auf! Gilles, wir sehen uns später.“ Sie stand unter Stress, das war deutlich. Der Elegante zog beleidigt ab. „Gilles de Berthot, von ihm habe ich die Einladungen.“
    Katja zuckte die Achseln. Vincent wusste, dass bei Veranstaltungen dieser Art Angehörige des niederen Adels stets in Mannschaftsstärke arbeiteten.
    „Mama hat erzählt, sie kennt Sie aus der DDR. Sie sehen gar nicht wie ein Os tdeutscher aus. Eher französisch oder italienisch.“
    „Danke, daran arbeite ich täglich. Dauerwelle, gefärbte Haare, allerdings habe ich mein Goldkettchen heute früh vergessen. Für dich übrigens Vincent.“
    Rea lachte. Sie schien ihn zu mögen. Vincent merkte, dass er anfing, die Rolle des Eleganten zu übernehmen. Zumindest hatte Katja ihr noch nicht erzählt, dass er das Produkt einer heißen, aber flüchtigen Beziehung zwischen einem kubanischen Gastingenieur und einer blonden Studentin an der Humboldt war.
    Ein Mädchen kam mit Orangensaft und Champagner vorbei. Ein zwe ites folgte mit Häppchen. Vincent dirigierte Katja und Rea in eine ruhigere Ecke.
    „Also gut. Euer Ziel ist Fecamp in der Normandie, knapp vierhundert K ilometer von hier. Besorgt euch in Belgien französisches Geld. Danach keine Kreditkarten mehr. Ein Leihwagen steht im Parkhaus. Wo sind eure Koffer?“
    „Margriet wartet auf meinen Anruf. Ich treffe sie unte rwegs.“
    „Gut.“ Er gab Katja den Parkschein und die Autoschlüssel. „Ein schwarzer Golf. Die Wegbeschreibung liegt im Handschuhfach. Zwei Kilometer südlich

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