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StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Pesch
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auf eine vierspurige Schnellstrasse ein. Es war wenig Betrieb, der Fahrer fuhr jetzt zügig. Niemand folgte ihnen, soweit Vincent das im Außenspiegel erkennen konnte. Seine Kinderzeit kam näher, Biesdorf, der Stadtpark Marzahn, Friedrichsfelde. Viele Neuebauten, daneben  Plattenbaukosmetik und Hamburgerläden. Aber das alte Gerippe der Stadt war noch zu erkennen. Der Fahrer bog nach Süden in Richtung Tierpark ab. Endlich ein Taxenstand.
    „Bis hierher reicht es.“
    Mister Redselig hob die Augenbrauen. „Ist noch ein Stück bis Karlshorst.“
    Vincent gab ihm keine Antwort. Der Schweigsame  zuckte die Schultern und fuhr rechts ran. Katja stieg aus, Vincent half ihr mit den Taschen, der Fahrer blieb si tzen. Vincent verwarf den Gedanken, ihm einen Schein zuzustecken. „Danke nochmals. Grüßen Sie Teichmann.“ Er warf die Tür zu. Der Mann fuhr grußlos davon.
    Katja blickte dem Auto nach. „Glaubst du, dass Teichmann bei dieser Sache mitspi elen möchte?“
    „Später.“ Vincent schob sie auf die Rückbank des Taxis, setzte sich zu ihr und gab dem Fahrer einen Hunderter. Zum Glück ein mürrischer Berliner. „Fahren sie uns spazieren. Erst mal zur Zitadelle in Spandau.“ Nur um ihn eine Zeitlang zu beschäft igen. Vincent legte den Arm um Katjas Schulter und drückte seinen Mund auf ihr Ohr. Das würde den Fahrer vom Quatschen abhalten. Er wendete und machte sich auf in die Innenstadt.
    „Was hast du vor?“ Sie flüsterte.
    „Wir schlagen uns in die Büsche.“
    Die nächsten Stunden arbeiteten sie daran, unsichtbar zu werden. Sie wechselten die Taxis, tauchten ab ins Berliner Stadtbahnsystem und aßen etwas in einem Hotel am Stadtrand. Von Tegel aus Berlin zu verlassen, wäre zu auffällig gewesen, aber vom alten Flughafen Tempelhof flog eine Nachmittagsmaschine nach Nürnberg. Das kleine Flugzeug war nur zur Hälfte besetzt, so machten sie es sich während des kurzen Flugs bequem und hielten Händchen.
    In Nürnberg regnete es. Vincent mietete einen kleinen Mercedes und wechselte einige Dollar in Euro. Kurze Zeit später rollten sie auf der Autobahn nach Süden.
    „Du traust Teichmann nicht.“ Katja liebte keine Umschweife.
    „Aber du wolltest doch auch weg von ihm?“
    „Der Alte, seine klugen Sprüche, seine Eisenbahnen, alles ging mir auf die Ne rven. Dazu das Warten.“ Sie schaute zu Vincent herüber. „Aber warum hast du diese Schau abgezogen?“
    Warum sollte er auf etwas antworten, was sie ohnehin wusste. Aber Katja war Teichmanns Geschöpf. Schwer vorstellbar, dass sie zwei Tage lang nur auf seinem Sofa gesessen und Kaffee getrunken hatte.
    „Du hast ihn doch sicher observiert, meine Rose. Hat er Besucher gehabt? Lagen Papiere herum? Irgendwas Auffäll iges?“
    Die e Unterstellung störte sie nicht besonders. „Gestern waren Leute aus Berlin da. Einer war Anwalt, wenn du mich fragst. Ostdeutscher Dialekt. Teichmann hat die Tür geschlossen, aber es ging um Grundstücke in der Nähe vom Alex. Das übliche Muster - 1945 enteignet, jetzt mit fremden Gebäuden bebaut. Sonst waren tagsüber nur seine Schläger da. Aber er schläft nachts kaum. Ich bin gegen drei ins Bett. Kann sein, dass er danach noch Besuch hatte.“
    Bravo Katja, nichts verlernt.
    Der Regen wurde stärker. Sie rollten auf eine dunkle Gewitterfront zu, eingehüllt in die Gischt des dichten Verkehrs um sie herum. Vincent drehte den Ventilator auf, um die beschlagene Frontscheibe klar zu blasen, und erhöhte die Schlagzahl des Scheibenwischers. Bis auf einige Verrückte, die auf der linken Spur blindlings an ihnen vorbei rasten, fuhren die Leute vorsichtig. Katja hatte die nackten Füße auf die Ablage vor sich gelegt und umschlang ihre Knie mit den Armen.
    „Keine Ahnung , welche Rolle Teichmann spielt“, sagte Vincent, „aber wir sollten aufpassen. Hattest du vor diesem Theater mit Graham noch Kontakt zu Gregor?"
    „Weihnachtskarten, ein Anruf zum Geburtstag, mehr nicht.“
    „Kennt er Grahams Job?“
    „Natürlich.“
    „Weiß er, wo Rea steckt?“
    „Nein.“
    „Wahrscheinlich ist er in Ordnung, aber jemand führt uns derzeit am Nasenring durch die Gegend. All die Verfolger, die sich zeigen, aber nichts tun. Diese Attentate, bei denen niemand ernsthaft angegriffen wird. Dieser Unsinn mit den Nebelbomben. Man will uns auf Trab halten. Sie hoffen, wir führen sie zum Geld.“
    „Diese Russen ...“ Sie wirkte nicht überzeugt.
    „Was ist, wenn Graham eine Spur ist, hinter der nur wir und ein paar dumme

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