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StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Pesch
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durch die Glasscheiben der A nkunftsschleuse. Sie trug den linken Arm noch in der Schlinge. Vincent nahm ihr die Reisetasche ab, sie drückte Rea mit dem freien Arm an sich, streichelte ihr Haar.
    „Meine Kleine.“ Margriet verkniff sich ein großes Lamento, hier unter den Ne ugierigen. Rea schmiegte sich wortlos an sie.
    Vincent überließ den beiden die Rückbank und setzte sich nach vorn zu David. Im Hintergrund hörte er Margriets Stimme, die in ihrem harten Französisch leise auf Rea einsprach. Stockend kam eine Unterhaltung in Gang. Er schaute auf die Uhr. Ger ade halb zwölf.
    „Richtung Potsdam“, sagte er zu David, „im Neuer Garten wird es heute ruhig sein.“ Von hinten kein Protest.
    Sie quälten sich durch die Dauerstaus am Charlottenburger- und Funkturmdreieck, auf der Avus lief es dann besser. Durch Potsdam wieder Kolonnenverkehr, aber schließlich schimmerte das Wasser des Heiliger See rechts durch die Bäume.
    „David, wir laufen ab hier. Parken Sie beim Cecilienhof.“ Ihr Beschützer fuhr rechts an den Straßenrand und sprach in sein Funkgerät.
    Vincent half Margriet aus dem Fahrzeug. Hinter ihnen hielt der zweite BMW, Peter stieg aus, sah sich um und nickte. Langsam gingen sie den Fußweg zum Seeufer hinunter, der Leibwächter folgte in einigem Abstand.
    „Ich habe gemerkt, d ass sie immer unruhiger wurde“, sagte Margriet. „Zuerst hat sie noch gehofft, Graham komme zurück und alles löse sich in Wohlgefallen auf. Dann  verschwand diese Hoffnung, sie erinnerte sich an ihre Lehrjahre und nahm das Problem selbst in die Hand.“
    „Warum hat sie mir nichts gesagt“, fragte Rea.
    Margriet sah zu Vincent herüber. „Die Sorge um dich hat deine Mutter verrückt gemacht. Sie selbst konnte mit Gefahr umgehen, blieb kühl, auch unter Druck. Bei dir sah sie das anders. Was hätte sie dir denn sagen sollen? Dass Graham ein Dummkopf ist und feige obendrein? Hätte er Katja nur zwei Sätze gesagt, bevor er mit der Ostgeldsache anfing. Sie würde ihm erklärt haben, mit welchen Leuten er sich da einlässt. Aber was rede ich? Das macht sie nicht wieder lebendig.“ Margriet kniff die Lippen zusammen und schaute auf den See hinaus. Rea hing sich bei ihr ein.
    „Woher kennen Sie Teichmann?“ Vincent wechselte das Thema.
    „Ich war früher Haushälterin bei Grahams Eltern, nach ihrem Tod bin ich zu ihm gewechselt. 1990 hat er Catherine in Prag kennen gelernt. Als sie zusammen zogen, habe ich für die drei den Haushalt geführt.“ Sie machte eine Pause. Jetzt kam wahrscheinlich der für Rea bestimmte Märchenteil. „Teichmann hielt damals noch engen Kontakt zu uns, kam manchmal zu Besuch. Ein freundlicher Mann. Er und ich sind so ziemlich ein Jahrgang.“
    Vincent ließ es dabei. „H aben Sie die Briefe?“
    „Einen Augenblick.“ Sie steuerte auf eine Parkbank zu und zog zwei Briefu mschläge aus ihrer Handtasche. Vincent sah, wie Rea zögerte, dann nahm sie Margriet den Brief aus der Hand und lief zum Seeufer hinunter. Sie sahen stumm zu, wie Rea unten am Wasser stand und Katjas Abschiedsgruß las. Stille ringsum. Peter lehnte einige Meter entfernt an einem Baum, von links näherten sich langsam David und John. Wenn er Rea schon nicht trösten konnte, zumindest waren sie zu fünft, um diese schmale Person da unten zu beschützen, dachte Vincent.
    Schließlich kam sie zurück. Er sah ihre Trauer, aber da war noch etwas And eres in ihren Augen. „Lies du“, sagte sie und reichte ihm zwei Blätter. Der Brief war auf den Tag datiert, an dem er Katja in Waterloo besucht hatte. Ihre Handschrift war in den letzten Jahren etwas kantiger geworden, aber immer noch vertraut.
     
    Meine Sonne,
     
    niemanden auf der Welt liebe ich mehr als dich, aber wenn du diesen Brief erhältst, bedeutet es, dass ich tot bin, dass ich dich nie wieder in meine Arme nehmen kann. Ohne mein Zutun wurde ich in etwas verwickelt, das außer Kontrolle geraten ist.
    Aber wenigstens du sollst keinen Schaden leiden. Deshalb habe ich Vincent g erufen. Er wird dich beschützen. Vielleicht ist ja der Sturm bereits vorüber, wenn ich tot bin, aber es ist besser, du überlässt es Vincent, das zu beurteilen.
    Mein Liebling, Du weißt fast alles über mein leben. Aber einiges habe ich dir verschwiegen. Dazu gehört mein früherer Beruf, über den ich nicht reden durfte, aber vor allem habe ich dir nie gesagt, wer dein richtiger Vater

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