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Staub Im Paradies

Titel: Staub Im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Solèr
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Genmückenfraktion eisern an ihrer Theorie fest. DDT-Anhänger würden unverhohlen als rückständige Giftmischer ohne Visionen und Ideen bezeichnet. Für Tschaggat wiederum sind die Leute um Hugentobler bornierte Besserwisser.
    Etwas mehr Respekt zollt er der dritten Forschungsgruppe in Hamawella, einer Handvoll Pflanzenkundler und Anthropologen, die versuchen, auf den Hügeln der Umgebung Artemisia annua zu züchten, eine ursprünglich aus China stammende Pflanze, deren Wirkstoffe nachweisbar gute Heilungserfolge bei bereits Erkrankten bringen. Allerdings bekämpfen die Artemisiafreunde naturgemäß nicht die Ursache der Malaria, sondern lediglich deren Symptome.
    Zwei Forscher, drei Meinungen, dachte ich lapidar angesichts all dieser Erläuterungen aus einer mir völlig fremden Welt.
    Wenn mich etwas überraschte, dann nicht die Streitigkeiten an sich, sondern die unnachgiebige, geradezu giftige Art und Weise, in der sie ausgetragen wurden. Man behinderte die Gegenpartei auf vielfältige Weise und missgönnte ihr jeden Fortschritt. Gingen die Fraktionen am Schluss so weit, sich gegenseitig niederzuschießen? Stand Rainer Schütz möglicherweise vor irgendeinem entscheidenden Durchbruch, der dazu geführt hätte, dass den anderen Projekten der Geldhahn zugedreht worden wäre? Dem Vernehmen nach soll er in den letzten Tagen vor seinem Tod abends auffällig lange an seinem Laptop gesessen haben.
    »Wir sind gleich da«, unterbricht Verasinghe meine Gedankengänge und deutet auf eine lange Kolonne vor einer von Militär bewachten Straßensperre.
    »Toll«, räuspere ich mich und versuche erneut, Michael in Zürich zu erreichen. Dieses Mal klappt es.
    »Bist du das, Fredy?«, höre ich seine Stimme überraschend klar und deutlich.
    »Hallo«, antworte ich erfreut. »Ja, ich bin es! Wie läuft’s so?«
    »Wir kommen schon klar, auch wenn wir dich natürlich sehr vermissen. Und ihr? Genießt ihr eure Ferien?«
    »Na ja«, seufze ich. »Ein Mitarbeiter aus Annas Team ist vor zwei Tagen auf offener Straße erschossen worden. Das dämpft den Genuss natürlich ein wenig.«
    Michael scheint es offensichtlich die Sprache verschlagen zu haben. Ich nutze die Gelegenheit, Verasinghe anzudeuten, dass er anhalten soll. Der fackelt nicht lange und bringt den Jeep reifenquietschend zum Stehen. Ein paar vernachlässigt aussehende Kinder, die neben der Straße auf einem staubigen Acker Kricket spielen, beobachten das Manöver interessiert. Ich steige aus und trete ein paar Schritte beiseite – schließlich soll der junge Salis nicht hören, was ich zu sagen habe.
    »Es ist vielleicht ein bisschen frech von mir. Aber ein sehr netter Kollege von der hiesigen Polizei möchte dich gerne um einen Gefallen bitten.«
    »Ich höre«, sagt Michael sofort.
    »Wir haben zwei Kugeln, die man ballistisch untersuchen sollte. Hier ist das aus verschiedenen Gründen etwas … nun ja, kompliziert. Ich dachte mir, dass du eventuell Strich überreden könntest, sich die Teile …«
    »Selbstverständlich, Fredy, kein Problem«, unterbricht mich Michael. »Ich nehme an, es sind die Kugeln, mit denen Annas Kollege erschossen wurde. Wie kommen wir an die Dinger ran?«
    »Sie sind an Bord der Maschine des Condor-Direktflugs von Colombo nach Zürich, die morgen früh um 6.50 Uhr in der Schweiz landen wird. Ein junger Mann namens Riccardo Salis hat sie bei sich. Und zwar in einer Blechbüchse, die mit einer grünen Wunderpaste gefüllt ist.«
    »Alles klar«, meint Michael. »Im Übrigen habe ich auch was Interessantes für dich: Wir haben hier nämlich einen erstochenen Tamilen, Fredy.«
    Ich staune. In der Schweiz erstechen sie Tamilen, hier in Sri Lanka ballern sie Schweizer nieder. Böse Zungen würden wohl von Globalisierung reden.
    »Der Mann stammt ursprünglich aus Haputale, einer Kleinstadt in den Bergen«, fährt Michael fort. »Seine Familie wohnt angeblich immer noch da. Ich habe auf Google Earth nachgesehen, wo dieses Haputale liegt, und bemerkt, dass der Ort relativ nahe bei Annas Forschungsstation ist.«
    »Soll ich der Sache nachgehen?«, biete ich ihm an. »Was genau wollt ihr wissen?«
    »Alles, Fredy«, höre ich ihn sagen. »Wir stecken ziemlich fest, wissen einzig, dass der Mann vor knapp zwei Wochen in die Schweiz eingereist ist und vor vier Tagen im Kreis 5 erstochen aufgefunden wurde. Sein Name ist Rexon Nadesapilay, ich schicke dir den Namen gleich per SMS.«
    »Okay«, sage ich. »Mal schauen, was ich machen kann. Wie geht’s denn

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