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Staub Im Paradies

Titel: Staub Im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Solèr
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nicht«, erwiderte sie daher.
    Als der Kellner die Getränke brachte, fragte sie, ob in der Seerose auch Tamilen arbeiteten. Der junge Bursche reagierte mit einem geschäftsmäßigen Lächeln und bedeutete ihr, einen Moment zu warten.
    Wenig später erschien der Oberkellner. Als sie ihren Ausweis zückte und Mario aufforderte, es ihr gleichzutun, schien es ihr, als zucke der Latinafreund am Nebentisch kurz zusammen. Zwei mittelalterliche Herren mit dicken Goldketten um ihre speckigen Hälse warfen ihnen ebenfalls neugierige Blicke zu. Der Oberkellner forderte sie auf, ihm zu folgen, und führte sie in einen abgeteilten kleinen Salon. Die Getränke wurden ihnen wenig später von einem anderen Bediensteten hinterhergetragen.
    »Wir beschäftigen zwei Tamilen bei uns in der Küche«, informierte sie der Oberkellner, nachdem sie sich in flauschigweichen weinroten Plüschsesseln niedergelassen hatten. »Sie können sie gerne sprechen. Um was geht es denn, wenn ich fragen darf?«
    »Um den erstochenen Tamilen aus dem Riff Raff «, erklärte Gret. »Vielleicht haben Sie ja von dem Fall gehört. Wir fanden in seinem Hotelzimmer eine Visitenkarte dieses Restaurants.«
    »Und was schließen Sie daraus?«
    »Dass er hier war. Kennen Sie den Mann vielleicht?« Gret zeigte ein Foto des toten Nadesapilay vor, das der Oberkellner interessiert betrachtete.
    »Ich fürchte nicht«, sagte er dann entschuldigend. »Wann könnte er denn hier gewesen sein?«
    »Irgendwann in den vergangenen elf Tagen.«
    »Wenn Sie mir eine Kopie des Fotos geben können, zeige ich es gerne allen Kellnern und Kellnerinnen, die in dieser Zeit Dienst hatten«, erklärte der Mann hilfsbereit.
    »Jederzeit gerne!«, überreichte ihm Gret bereitwillig einen Abzug.
    »Und jetzt möchten Sie vermutlich die beiden Küchenhilfen befragen, nehme ich an?«
    »Falls das möglich ist«, sagte Gret.
    Der Mann erhob sich. »Kann ich Ihnen noch irgendetwas anbieten? Einen kleinen Teller mit Alaska-Lachs vielleicht? Oder eine Tomatensuppe?«
    Bevor Gret antworten konnte, meinte Mario bereits: »Eine Suppe wäre fein, mit einem Sahnehäubchen vielleicht!«
    Der Oberkellner lächelte und fragte Gret: »Für Sie auch?«
    Warum nicht, dachte sie sich. Die Gefahr, dass der Besitzer der Seerose verarmen könnte, bestand sicherlich nicht.
    »Sehr gern. Aber für mich ohne Sahne bitte«, antwortete sie.
    Der Oberkellner entschwand.
    »Eine Suppe dürfen wir uns doch wohl noch gönnen, oder?«, fragte Mario unsicher, als der Mann weg war.
    »Na klar«, beruhigte ihn Gret und wunderte sich über sich selbst. Dass sie sich derart häufig zum Essen einladen ließ wie in letzter Zeit, entsprach eigentlich nicht ihrer Art. Gestern hatte sie diesen Felix aus dem Kino bezahlen lassen, jetzt wartete sie im Hinterzimmer eines Schickimickilokals darauf, dass ihr eine Suppe offeriert wurde.
    Ob Felix sie tatsächlich anrufen würde? Und wenn ja, wann? Heute war Samstag und ihre Agenda für nächste Woche noch ziemlich leer. Wobei das Planen angesichts ihrer unregelmäßigen und unvoraussehbaren Arbeitszeiten natürlich auch schwierig war.
    Sie fragte sich gerade, was wohl Mario in seiner spärlichen Freizeit so trieb, als eine der beiden tamilischen Küchenhilfen – ein schlanker, ungefähr fünfundzwanzigjähriger Mann mit Schnurrbart und schief stehenden Zähnen – zwei dampfende Suppenschüsseln aus weißem Porzellan vor sie hinstellte. Er lächelte sehr freundlich.
    Als sein Blick jedoch auf das Foto seines toten Landsmanns fiel, begannen die Hände des jungen Mannes leicht zu zittern und in seinen weit aufgerissenen Augen sah Gret die Angst auflodern.

Staub riecht Streit
    Das verfluchte Natel funktioniert natürlich nicht. Sooft ich auch versuche, die mir sattsam bekannte Nummer in das Gerät einzutippen – mehr als eine unverständliche Ansprache auf Englisch knistert mir nicht entgegen. Ich bin kurz davor, das Scheißteil aus dem Jeep zu werfen, aber Verasinghe tätschelt mir tröstend die Hand.
    »Wir versuchen es einfach in der Nähe des Airports noch mal«, beruhigt er mich.
    Ich stimme ihm wenig begeistert zu und betrachte den chaotischen Verkehr auf der von Bretterbuden gesäumten Straße Richtung Flughafen. Wir brausen über die einzige nennenswerte Autobahn des Landes, die allerdings vornehmlich von im Schneckentempo kriechenden Autowracks frequentiert zu sein scheint, aus denen schwarzer Rauch quillt.
    Wer gerade nicht schleicht mit seiner Karre, der rast, als gäbe es

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