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Staub Im Paradies

Titel: Staub Im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Solèr
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schon ergeben, immerhin hatte ich in den letzten Jahren doch ein paar Erfolge vorzuweisen«, rede ich mir selbst Mut zu. »Und ich verspreche dir: In den nächsten Ferien fahren wir auf eine einsame Insel.«
    »Und graben nach Knochen.«
    »Genau.«
    Sie kichert vergnügt. Ich weiß nicht, ob über mich, ihren eigenen Spruch mit den Knochen oder über die ganze absurde Situation.
    Wir umarmen uns, bevor ich schließlich in einen unruhigen, von wirren Träumen zermarterten Schlaf falle.
    Morgens um halb sechs sehe ich bereits wieder auf meine Speedmaster. Ich wälze mich ein paarmal hin und her und versuche, erneut einzuschlafen. Es geht aber definitiv nicht. So steige ich behutsam aus dem Bett und ziehe mich an.
    Ich stolpere die Treppen hinunter in die verwaiste Lobby und mache im Morgengrauen einen ausgedehnten Spaziergang durch das erwachende Kandy. Bereits um 6.10 Uhr wird mir der erste Holzelefant nachgetragen, um 6.13 Uhr gerate ich beinahe unter einen Ochsenkarren und um 6.23 Uhr lasse ich mich zum Kauf einer Ledertasche zu einem Drittel ihres ursprünglichen Preises überreden. Um exakt 6.30 Uhr entdecke ich meine Verfolger. Zwei Männer, die betont lässig hinter mir herschlendern. Egal. Gegen einen Spaziergang und die Unterstützung der lokalen Ledertaschenindustrie gibt es wohl kaum etwas einzuwenden. Außerdem sollen in Bälde sowieso die Helfer von Tschaggats Onkel eintreffen, um für meine Sicherheit zu sorgen.
    Ich schaue nach, ob es möglich ist, den Tempel mit der verfluchten Zahnreliquie zu betreten, werde aber von einem Wachposten abgewiesen. Durchaus freundlich erzählt der Mann mir ungefragt, dass dieses Heiligtum nachts geschlossen sei, seit die Tamil Tigers hier vor ein paar Jahren einen Sprengstoffanschlag verübt hätten.
    »Aha«, gebe ich mich interessiert.
    Dann gehe ich weiter und setze mich auf ein Mäuerchen am See. Vielleicht ist es ein schwerer Fehler hierzubleiben. Ich bin fremd in Sri Lanka und fühle mich wie auf einem anderen Planeten. Mir scheint, ich verstehe dieses Land jeden Tag weniger. Wie zum Teufel soll ich da einen Kriminalfall lösen? Eigentlich möchte ich nichts lieber, als in meinem eigenen Bett aufzuwachen, ins Büro zu fahren und bei einer Tasse anständigen Kaffees den Tages-Anzeiger durchzupflügen. Und im Anschluss mit Gret und Michael die anliegenden Fälle zu erörtern.
    »Where do you come from?«, fragt mich ein aus dem Dunkel aufgetauchter magerer Junge mit weit hervorstehenden Zähnen.
    Ich überlege mir die Antwort ernsthaft. Aber ich weiß es nicht. Von weit her irgendwie. Von zu weit vielleicht.
    »From Germany?«, insistiert der Knabe.
    Ich bejahe das der Einfachheit halber und gebe ihm zwei Rupien, woraufhin er sich zigmal bedankt. In diesem Moment schrillt wieder einmal mein Natel los. Ich fluche vernehmlich, gucke aber natürlich trotzdem auf das Display und erkenne, dass es Tochter Anna ist. Sie will wissen, wo ich stecke. Ich teile ihr mit, ich käme gleich zurück ins Hotel.
    »Hugentobler ist verschwunden«, berichtet sie mir. »Seit gestern schon. Kein Mensch weiß, wo er steckt. Ich habe eben einen Anruf von seinen Kollegen erhalten und dachte, vielleicht interessiert dich das.«
    »Das tut es selbstverständlich. Danke für die Information«, quittiere ich müde.
    »Bis gleich«, verabschiedet sie sich.
    Ich versuche, das Natel zurück in meine Hosentasche zu stopfen. Natürlich gelingt es mir nicht. Stattdessen fällt das Ding auf den rissigen Asphalt. Egal. Dann stecke ich es halt in die neu gekaufte Ledertasche. So hat sie immerhin irgendeinen Nutzen.
    Voller wirrer Gedanken und widersprüchlicher Gefühle kehre ich zurück zum Frühstück mit meiner Familie. Ich bekomme kaum mit, worüber geredet wird, und verziehe mich bald auf mein Zimmer, um Michael in Zürich anzurufen.
    Er lauscht meinen Ausführungen etwas unkonzentriert, wie mir scheint. Immerhin fragt er mit belegter Stimme mehrmals nach, ob er irgendetwas für mich tun könne. Und zwar so oft, bis ich ihn frage, ob er nicht ein paar Leute seiner Abteilung hierher schicken könne, vorzugsweise Gret. Diese Frage verschlägt ihm mehr oder weniger die Sprache, aber er verspricht, darüber nachzudenken.
    Kaum habe ich aufgelegt, saust die wirre Adrienne in mein Zimmer, um mir in verschwörerischem Tonfall mitzuteilen, sie flöge nicht mit uns nach Zürich zurück, sondern bliebe in Sri Lanka. Es gäbe hier noch allerhand aufzudecken, sie könne so nicht nach Hause.
    Ich betrachte sie

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