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Staub Im Paradies

Titel: Staub Im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Solèr
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kleinen Moment und Mario war nun doch gespannt auf die Fortsetzung.
    »Meine Lieblingscousine wurde im Alter von siebzehn Jahren umgebracht, weißt du«, erzählte sie dann leise weiter. »In Schweden, beim Autostopp. Von dem Augenblick an, als man mir das sagte, wollte ich nie mehr etwas anderes werden als Polizistin. Was für ein klischeehafter Mist, kannst du jetzt sagen. Aber so war das eben.«
    »Nein, nein, das kann ich total gut nachvollziehen«, beeilte er sich zu sagen. »Wie schrecklich! Tut mir ehrlich wahnsinnig leid, das habe ich nicht gewusst!«
    »Ich habe die Geschichte auch seit Jahren niemandem mehr erzählt«, verriet sie ihm. »Und jetzt gebe ich sie das zweite Mal innerhalb von drei Tagen zum Besten.«
    Sie schien dabei über sich selbst zu staunen.
    Mario konnte der Versuchung nur knapp widerstehen, zu fragen, wer denn der andere Zuhörer gewesen war.
    »Haben sie den Täter je erwischt?«, erkundigte er sich stattdessen.
    »Drei Jahre später, in Spanien. Einen belgischen Lastwagenfahrer«, antwortete sie.
    Er beschloss, nicht weiter auf der Sache herumzureiten. Grets Berufswahl hatte einen weit realeren Hintergrund als seine unreflektierte Schwärmerei damals, so viel war jedenfalls klar. Vielleicht war sie auch darum so viel besser.
    »Du bist eine ausgezeichnete Polizistin geworden«, brachte er seine Wertschätzung zum Ausdruck.
    »Danke!«, meinte sie bescheiden.
    Da Mario nichts Kluges mehr zu sagen einfiel, konzentrierte er sich wieder auf den regen Sonntagsverkehr. Einzelne müde Flocken rieselten aus den hohen Wolken, ohne dass sie auf dem Asphalt Halt gefunden hätten. Am Horizont war bereits der Üetlibergturm auszumachen, lange würden sie bis zur Polizeizentrale in der Zeughausstrasse nicht mehr brauchen.
    »Sag Michael bitte noch nichts«, fiel ihm ein. »Ich möchte ihn selber informieren. Erst muss die Sache mit dem Bankjob klappen.«
    »Na klar«, beruhigte sie ihn. Genau in diesem Moment dudelte das Natel in ihrer Freitag- Tasche los.
    »Hast du einen neuen Freund?«, schob Mario dann doch noch neugierig hinterher. Das hätte er sich im Normalfall nie getraut. Aber seit er ihr von seinen Kündigungsplänen erzählt hatte, fühlte er sich auf seltsame Weise befreit.
    »Das vielleicht auch«, antwortete sie mit einem schnellen Blick auf das Display. »Aber hier ist ein alter. Fred Staub.«
    Mario nahm kommentarlos zur Kenntnis, dass der Alte es augenscheinlich nicht einmal ein paar Tage ohne Kontakt zu seinem Augenstern aushielt. Er fragte sich, ob Gret wohl auch ihn als Freund bezeichnen würde. Vermutlich nicht.
    »Hallo?«, meldete sie sich. Dann lauschte sie gebannt der Stimme ihres Exchefs.
    Mario konnte leider nichts verstehen, entnahm Grets konzentrierter Miene aber, dass das Gespräch wichtig war.
    »Der Sohn eines reichen Deutschen namens Egon Müller?«, hakte sie nach. »Wie sieht er denn aus?«
    Wieder hörte sie einen längeren Moment angestrengt zu.
    »Okay«, sagte sie dann. »Bleib an der Sache dran! Wir versuchen, ob wir von hier aus was machen können. Ich melde mich in zwei Stunden wieder.«
    Staub schien noch irgendetwas zu faseln, aber schließlich beendete Gret das Gespräch.
    »Und?«, fragte Mario sie.
    »Ich habe dir doch erklärt, dass Rexon seinen Mörder möglicherweise von Sri Lanka her kennt.«
    Er nickte.
    »Staub meint, es könne eventuell der Sohn eines dort ansässigen deutschen Teebarons sein.«
    »So, so«, heuchelte er Interesse. »Hat dieser Sohn denn auch den Schweizer Forscher in Sri Lanka erschossen?«
    »Davon hat Staub nicht gesprochen. Er weiß auch nicht, wo dieser Sohn derzeit ist oder wie er aussieht. Aber darum wird er sich in den nächsten Tagen kümmern.«
    Mario brummte so etwas wie Zustimmung. Sollten sie doch alle ihre Zeit verplempern, wie immer sie wollten. Staub und Gret waren einfach anders als er. Sie würden bis zum Umfallen und ohne Rücksicht auf Verluste fiebrig weiter forschen und fragen und ermitteln und sich ihre klugen Hirne zermartern, bis sie irgendwann am Ziel waren. Was die beiden letztlich antrieb, hatte er auch nach Grets Geschichte von vorhin nicht im Detail durchschaut. Er wusste nur, dass er diesen Antrieb definitiv nicht hatte.
    »Kann ich euch irgendwie helfen?«, erkundigte er sich anstandshalber.
    Gret gab ihm die erhoffte Antwort: Dass sie nicht wüsste wie und sich selbst darum kümmern würde, was als Nächstes zu tun sei.
    Erleichtert realisierte er, dass es mit dem Racletteessen bei seinen Eltern

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