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Staub zu Staub

Staub zu Staub

Titel: Staub zu Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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das Ge-spräch abzuwürgen. Aus den Lautsprechern donnerte HammerFall auf sie ein. Das Schlagzeug und die Elektrogitarren gaben ihrem Herz den Rhythmus an. Sie drehte die Musik lauter und drückte das Gaspedal bis zum Anschlag.
    Daniel tippte auf ihre Schulter. „Könntest du das bitte leiser stellen?“, rief er, um den Krawall zu übertönen. Sie warf ihm einen trotzigen Blick im Innenspiegel zu.
    „Nein.“
    Vor ihr schleppte sich ein BMW dahin. Mirjam fuhr ihm dicht an die Stoßstange und schlug auf die Hupe. Er ließ sie nicht vor, so lenkte sie den Audi auf die mittlere Spur vor ein Auto, das hart bremsen musste, überholte rechts und schwenkte den Wagen wieder nach links.
    Dani protestierte erneut. „Könntest du wenigstens so fahren, dass ich nicht ständig überlegen muss, ob ich kotzen oder beten soll und wenn beides, dann in welcher Reihenfolge?“
    „Nein.“
    Die restliche Fahrt wagte keiner einen Mucks von sich zu geben und Mirjam kannte nach fünf Stunden die Lieder auf der CD fast auswendig.
    Vor Hamburg klingelte Daniels Handy. Erst da schaltete sie die Anlage aus, wartete, bis er aufgelegt hatte und fragte:
    „Wohin?“
    „Ins Kloster. Max ist dort.“
    Unter Daniels Führung lenkte Mirjam den Wagen auf eine Landstraße, dann bog sie in einen Waldweg ein. Die Schlaglöcher lehrten sie allerdings sehr schnell einen anderen Fahrstil. Die Wagenunterseite schabte über die Steine und Mirjam fragte sich, was sie wohl von Max zu hören bekommen würde, wenn sie ihm seinen schicken Audi mit einem Loch im Boden präsentierte.
    Aber was kümmerte sie das Wohlauf des Autos? Eigentlich sollte sie ganz andere Sorgen haben. Mirjam erinnerte sich an seine Augen, die sie voller Schmerz ansahen. Nein, darüber mochte sie im Moment gar nicht nachdenken.
    „Stopp“, meinte Daniel, als sie ein Steinkreuz in den Büschen passierten. „Jetzt müssen wir den Wagen abstellen und zu Fuß weitergehen.“
    Mirjam hielt das Auto am Straßenrand an. Daniel stieg aus und nahm die Thora vom Beifahrersitz.
    „Okay, wir beide kommen jetzt zum Kloster, aber rein gehe ich allein, um zu schauen, was los ist. Wenn du lange nichts von mir hörst, dann heißt es, es gibt ein Problem.“
    „Du willst deinem Vater die Thora geben? Aber dann wird er Max töten!“
    „Es ist ja nicht so, dass da drin eine Anleitung steht, oder? Er wird Zeit brauchen, um sie zu verstehen. Das wird ihn ein Weilchen beschäftigen. Ich muss meinem Vater die Thora bringen, sonst wird er mir nicht trauen.“
    Kristin krabbelte aus dem Wagen. „Ich geh mit euch.“
    „Nein“, erwiderten Mirjam und Daniel unisono.
    „Dann werdet ihr mich fesseln und knebeln müssen. Diese Arschlöcher haben meine Mam gefoltert und vielleicht umgebracht. Meinst du, ich werde jetzt ruhig herumsitzen und warten?“
    Sie ähnelte einem Nashorn, das einem unbedarften Safari-Touristen den Weg versperrt. Mirjam überlegte einen Moment. Warum eigentlich nicht, sie hatte ja Recht.
    „Okay. Aber mach keine Dummheiten, halte dich im Hintergrund.“
    Zusammen schlichen sie durch die Büsche. Bald konnte Mirjam die Bruchstein-mauer des Klosters erkennen, die in diesem Wald fremd wirkte. Ein Stück des Menschenwirkens in der Vollkommenheit der Natur. In der Nähe knackste ein Ast. Alle blieben stehen und lauschten. Deutlich hörten sie Schritte, die durch die Blaubeersträucher raschelten.
    „Versteckt euch“, flüsterte Daniel. Zusammen huschten sie zu einer entwur-zelten Kiefer.
    Wieder knackte ein Ast. Die Schritte näherten sich. Durch das Wurzelwerk erkannte Mirjam den Mann, der auf sie zusteuerte.
    Schöbel.
    Ihr stockte der Atem und Helmuts blutüberströmtes Gesicht mit einer leeren Augenhöhle kam ihr in den Sinn. Schöbel zündete sich eine Kippe an, genauso wie damals auf dem Bauernhof. Langsam stampfte er auf den umgekippten Baum zu und mit jedem seiner Schritte pochte Mirjams Herz lauter. Der laue Wind wehte den Zigarettendunst heran, herb und leicht süßlich.
    Daniel schloss die Augen. „Verflucht“, flüsterten seine Lippen tonlos. Er um-armte Kristin und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen. „Wartet hier.“
    Er nahm die Thora, hustete übertrieben laut und erhob sich. Schöbel blieb stehen.
    „Walters? Was tun Sie denn hier?“
    „Ist mein Vater da?“
    „Weiß ich nicht. Sollte er denn herkommen?“
    „Kann sein. Ich habe was für ihn.“
    „Oh, na dann – kommen Sie mit. Er wird sich bestimmt freuen.“
    Daniel kletterte über den Stamm. Als er

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