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Staub zu Staub

Staub zu Staub

Titel: Staub zu Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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treffen und muss nicht bedingungslos seinem Herrn dienen. Deswegen ist ihm die Kontrolle im Kloster entglitten, weil es seinWille war, und nicht der seines Schöpfers. Ist dir klar, was du gemacht hast? Ist dir klar, was ihm jetzt droht, weil du ihn unbedingt vögeln musstest?“
    Vor Mirjams Augen begann alles zu schwirren. Autos verzerrten sich zu hässlichen Fratzen, Straßenschilder bogen sich und griffen nach ihr.
    Denn das Schöne ist nichts, als des Schrecklichen Anfang

    Eine fremde Stimme mischte sich in ihre Gedanken. Die Stimme, die ihr Gänsehaut bescherte und ihr Kälte in die Adern pumpte.
    Mirjam

    Sein Licht gehört dir nicht … Sein Licht gehört dem Herrn, nur ihm allein

    Wenn er die Aufgabe erfüllt, kann er zurück. Die Gnade des Herrn ist unerschöpflich
.
    Lass ihn gehen!
    Oder der Zorn des Schöpfers wird ihn dazu verdammen, die ewigen Qualen zu erleiden
.
    Tränen rollten über ihre Wangen. Sie fuhr auf die Autobahn und beschleunigte, wollte der Stimme entkommen, die unter ihrem Schädel pochte.
    Gib!
    Ihn!
    Auf!
    „Erzähl mir lieber von Tilse“, forderte Mirjam laut, um die Stimme zu übertönen.
    „Ich muss wissen, mit wem wir es zu tun haben.“
    „Er war die rechte Hand meines Vaters, regelt das Finanzielle und ist für alles Bodenständige verantwortlich, während mein Vater in seinen Büchern forscht. Er war es, der Max als Kind ans Kreuz geschlagen hat. Mein Vater gestand mir einst, nicht einmal er selbst hätte das damals zustande gebracht.“
    „Na, ein richtiger Sonnenschein also.“
    „Nur hat Tilse angefangen, eine eigene Sache durchzuziehen. Er glaubt, Max wäre nichts Göttliches. Er hat Krankenakten über ihn. Ich habe das alles nicht so kapiert, aber es geht um irgendwelche Zellen, die sich in alles Mögliche verwandeln können. Mit anderen Worten: Ob er heilt oder Krankheiten bringt, hängt davon ab, in welche Richtung er diese Zellen entwickelt. Und sobald sie in den Körper des Betroffenen gelangen, geht der Spaß los.“
    „Warte“, mischte Kristin sich ein. „Es hängt alles nur von seinen Zellen ab? Da ist also nichts mit einem göttlichen Willen und anderem Kram?“
    „Meint Tilse.“
    „Somit bist du krank, nur weil er die Zellen, die mit seinem Blut damals in dich gelangt sind, so eingestellt hat, dass sie deine Lunge und Nieren zerstören? Und die anderen würden den Schaden wieder beheben?“
    „Ja, schon, aber …“
    „Leute! Man soll nicht überall ‚Oh Wunder!’ schreien, nur wenn man etwas nicht erklären kann. Wir sollten es Max sagen. Und wenn er keinen Willen zu befürchten hat, kann er dich heilen!“
    „Kristin“, wandte Mirjam ein. „Zellen sind eine Sache, aber Max ist ein Engel, ich habe es selbst gesehen. Bei unserem ersten Mal, als er erschossen wurde. Außerdem – was ist mit meinen Träumen und Visionen?“
    „Hast du ihn angefasst, kurz bevor er angeblich starb?“
    „Ja.“
    „Ich wette, du warst von Kopf bis Fuß mit seinem Blut besudelt. Ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, bin keine Genetikerin, aber womöglich bewirken diese seine Zellen auch Halluzinationen? Denn deine Visionen fingen an, nachdem du mit Max geschlafen hast, oder? Ich weiß nichts von den Seelen, aber was beim Sex ganz gewiss ausgetauscht wird, sind Körperflüssigkeiten, daher hast du deine Offenbarungen. Und die Albträume: Süße, wir haben so viel Schreck-liches erlebt. Es wäre ein Wunder, wenn wir keine hätten.“
    „Was ist mit mir?“, fragte Daniel nüchtern. „Ich habe auch einen Engel gesehen. Und – Entschuldigung – ich habe nicht mit Max gevögelt.“
    „Hast du ihn im Kloster gesehen, nachdem er sich die Hand verletzt hat? Und nachdem er dich damit angefasst und gegen die Wand geschleudert hat? Na bitte. Später kamen dir keine Visionen mehr, oder?“
    „Er ist von den Toten auferstanden“, warf Daniel ein.
    „Er war nicht tot. Er hat sich geheilt, einfach seine Wunde repariert. Sein schein-toter Zustand kam vermutlich daher, weil er eine Menge Energie für die Heilung brauchte. Meint ihr nicht, diese Theorie ist viel plausibler, als das Gequatsche von Gott, Engel und Teufel?“
    „Nein!“, entfuhr es Mirjam.
    Kristin klatschte sich mit den Händen auf die Oberschenkel. „Ich geb’s auf. Du bist genauso fanatisch, wie all die blöden Christen, auf die du immer schimpfst. So sehr unterscheidest du dich von Friedmann keineswegs.“
    „Blödsinn“, brummte Mirjam und schaltete die Musikanlage ein, um

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