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Staub zu Staub

Staub zu Staub

Titel: Staub zu Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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Schöbel den Rücken zuwandte, zwinkerte er Kristin zu und formte seine Lippen zu einem stummen ‚Es wird alles gut’.
    Unter Schöbels Aufsicht wurde er zum Kloster eskortiert. Nachdem ihre Schritte verklungen waren, lehnte Mirjam ihren Kopf gegen die Baumrinde.
    „Mist.“
    Kristins unruhiger Blick suchte zwischen den Bäumen, um Daniels Silhouette zu erhaschen. „Und was jetzt?“
    „Wir warten ein wenig, gehen rein und holen unsere Jungs da raus.“
    „Okay. Klingt logisch. Gibt es auch einen Plan B?“
    Mirjam lächelte und drückte Kristins Hand. „Weißt du was? Du und Daniel passt wirklich prima zusammen. Ich war eine blöde Kuh, dass ich das nicht früher gesehen habe.“

Kapitel 33
    Tilse duckte sich, stolperte und fiel. Das Messer zerschnitt seinen Pullover und schlitzte seine Haut auf. Er presste die Hand auf die Wunde. Blut. Im ersten Moment überkam ihn Panik: Ich werde sterben. Wie Preschke damals, nur wird Jonathan mich nicht zurückholen.
    Doch dann begriff er, dass nur etwas Haut verletzt war. Friedmann kam erneut auf ihn zu. Tilse krabbelte von ihm fort, bis eine Wand die Flucht beendete. Sein Oberhaupt baute sich über ihm auf, groß und bedrohlich. Die grauen Augen glänzten kalt hinter den Brillengläsern und nichts Menschliches vermochte Tilse darin zu entdecken. Das Messer blitzte auf.
    Er wollte schreien, als ihm die Browning an seinem Gürtel einfiel. Er zerrte an der Waffe. Sie klemmte.
    Friedmann holte mit dem Messer aus. Endlich gelang es Tilse, die Pistole hervorzuzerren. Er zielte auf seinen Gegner, doch der Spiritus Rektor schlug ihm die Browning mit dem Fuß aus der Hand. Die Pistole schlitterte über den Steinboden.
    Das Messer sauste nieder. Tilse fing Friedmanns Arm am Handgelenk ab und stoppte die Klinge wenige Zentimeter vor seinem Hals. Niemals hätte er in dem alten Mann so viel Kraft vermutet. Er stemmte sich gegen ihn, doch die Klinge rutschte Stück für Stück tiefer. Mit ganzer Kraft trat er Friedmann in den Bauch. Sein Oberhaupt keuchte und taumelte zurück. Tilse trat erneut zu, diesmal gegen das Schienbein, rappelte sich hoch und stürzte zur Pistole. Friedmann versuchte von der anderen Seite dranzukommen, doch Tilse war schneller. Er griff nach der Browning und schoss. Die Kugel fetzte ein Loch in Friedmanns Oberschenkel. Der alte Mann schrie auf und strauchelte gegen die Wand. Das Messer entglitt seiner Hand. Langsam rutschte er zu Boden.
    Tilse zielte auf Friedmanns Kopf. Er wollte ihn flehen sehen, doch die verhassten grauen Augen blickten ihm trotzig entgegen.
    „Na los, erschießen Sie mich“, zischte Friedmann und drückte gegen seine Wunde. Durch die knochigen Finger strömte Blut.
    Tilses Nasenflügel flatterten. Er sog den süßlichen Geruch in sich ein und mit ihm die Trunkenheit der Macht. So roch Triumph!
    „Das hätten Sie wohl gern.“
    Er drückte ab. Die Kugel durchbohrte das andere Bein. Tilse wollte einen Schrei hören, doch nur ein Stöhnen verließ die zusammengekniffenen Lippen. Aber sie hatten Zeit. Genug Zeit, um den alten Mann zum Flennen zu bringen. Er trat Friedmann gegen ein Bein und genoss es zu sehen, wie sich das bleiche Gesicht vor Schmerzen verzerrte.
    „Sie neigen ein wenig zur Melodramatik, Andreas.“
    Tilse sah zu Jonathan, der das Ganze mit der Gelassenheit eines gelangweilten Theaterbesuchers beobachtete.
    „Wieso hast du mich gewarnt?“
    „Ich habe Ihnen doch gesagt, ich werde Sie retten. Von mir haben Sie nichts zu befürchten. In Ihren Händen liegt die ganze Macht. Über uns alle.“
    Tilse grinste, dann gellte ein Ausruf:
    „Papa!“
    Schöbel stieß Walters in das Verlies. Der Bursche stolperte und fiel vor dem alten Mann auf die Knie. „Papa! Oh nein.“ Schief saß die Brille auf seiner Nase, in seinen grauen Augen glänzten Tränen.
    Tilse kräuselte die Stirn. „Papa?“ Erst jetzt fiel ihm die entfernte Ähnlichkeit zwischen den beiden auf: die Augen, die hohen Wangenknochen. Er prustete vor Lachen. „Ich glaube es einfach nicht! Wie rührend!“
    Walters schlüpfte aus seiner Jacke, zog das T-Shirt aus und riss es entzwei. Hastig verband er die Wunden seines Vaters. Schöbel warf Tilse eine große Schriftrolle zu, die in eine dunkelblaue Tasche mit goldener Stickerei gehüllt war.
    „Walters meinte vorhin, das wäre wichtig.“
    Tilse trat mit der Schuhspitze dagegen. „Was ist das?“ Keiner antwortete. Er drückte Walters den Lauf gegen die Schläfe. „Was ist das?“
    Der Bursche schwieg. Tilse

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