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Staub zu Staub

Staub zu Staub

Titel: Staub zu Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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auf den schwarzen Audi zu, an dessen Lackierung eine Schramme und eine Beule prangten. Nicht doch! Musste sie ausgerechnet seinen Wagen verbeult haben?
    Max öffnete Mirjam die Beifahrertür. „Keine Sorge, ist nur ein Kratzer.“
    Er wusste es. Woher auch immer, er wusste es! Noch nie hatte sie sich so verlogen gefühlt.
    Der A8 wirkte so geräumig, dass ihre Klapperkiste vermutlich in den Koffer-raum gepasst hätte. Die Sportsitze aus schwarzem Leder und das Armaturenbrett aus rötlichem Nussbaumholz vermittelten Stil und Eleganz. Aber wie seine Wohnung wirkte der Wagen befremdlich steril. Kein Sand auf dem Bodenteppich, keine Zettel in der Ablage, als wäre der Audi gerade erst vom Händler abgeholt worden. Und an den Türklinken blieb man auch nicht kleben, vermutlich weil er im Gegensatz zu ihr keine Berliner Pfannkuchen am Steuer mampfte.
    Als Max den Motor startete, hämmerten aus den Lautsprechern Schlagzeug und E-Gitarren, begleitet von einem ‚… we’re blood bound! We aim for the sun …’.
    Max grinste und schaltete die Anlage aus. „Alle wach? Willkommen im ersten lärmbetriebenen Auto. Ist aber noch ein Prototyp, deshalb muss ich Benzin nachtanken.“
    „Du stehst auf …“ Das Wort ‚Hard Rock’ weigerte sich über ihre Lippen zu kommen, während das Dröhnen noch immer über ihre Zellen wallte. „Denn Beethoven war das nicht gerade.“
    „Power Metal. Und nein, kein Beethoven, sondern HammerFall. Ein kultureller Beitrag aus meiner Heimat.“ Er zwinkerte ihr zu. „Aber wen interessiert es schon, was ich nach Feierabend höre. Wo soll es denn hingehen? Hast du ein Lieblings-café?“
    „Wenn mein Auto nicht kaputt wäre, würde ich heute zu Preschkes Kirche fahren. Sie liegt nahe bei Kiel.“ Sie nannte ihm die Adresse. „Ich nehme an, du willst etwas über ihn herausfinden, oder? Das ist eine gute Gelegenheit.“
    Mehr Überzeugungsarbeit brauchte sie nicht. „In Ordnung.“ Er sah auf die Uhr und gab die Adresse in das Navigationssystem ein. „Ich denke, vor acht sind wir bestimmt zurück, da schaffe ich es noch, meine Kleine abzuholen und zum Konzert zu fahren. Könntest du mir bitte aus dem Handschuhfach ein Bonbon geben?“
    Seine Kleine. Die Wärme in seiner Stimme ließ Bitterkeit in ihr Herz strömen und das Schild ‚vajeben’ pochte neon-farben vor ihrem geistigen Auge. Ruggieri. Mirjam erinnerte sich an die Brünette mit den hohen Absätzen, die ihm einen Kuss auf die Wange gehaucht hatte.
    „Die Kleine - deine Ruggieri?“ Mechanisch öffnete sie das Fach und fischte aus einem bunten Karton mit Lollis und Traubenzucker ein Bonbon mit Karamell-füllung heraus.
    „Mhm.“
    „Und wie lange seid ihr schon zusammen?“, fragte sie so beiläufig wie möglich.
    „Etwas über ein Jahr.“ Er raschelte mit der Bonbonhülle. Im Innenraum breitete sich Karamellduft aus. „Es war wohl Liebe auf den ersten Blick.“
    „Und wie ist sie so … eure Beziehung?“ Hatte sie es tatsächlich gewagt, ihn das zu fragen? Die paar Tage mit Kristin zeigten wohl Wirkung. Als die Pause zu lange dauerte, schielte Mirjam zu ihm rüber und sah ihn die Stirn runzeln.
    „Ja, nun, die Beziehung würde ich als harmonisch bezeichnen.“
    „Seid ihr verlobt?“, wisperte sie und erschrak selbst über ihre Aufdringlichkeit.
    Max runzelte die Stirn noch stärker. „Wer? Mit wem?“
    Sie holte tief Luft. „Du. Mit deiner Ruggieri.“
    Seine rechte Augenbraue schnellte nach oben. Er verharrte so für einen Moment und prustete dann vor Lachen. „Hat dir das unser Dirigent erzählt?“ Sein Gesicht errötete und Tränen traten in seine Augen. „Entschuldige.“ Er versuchte,einen Lachanfall zu vermeiden, kicherte aber erneut. „Ich weiß nicht, welche Musiker du kennst, aber in meinem Kreis verloben sich äußerst wenige mit ihren Instru-menten.“
    Mirjam unterdrückte den Drang, sich auf die Stirn zu schlagen. Seine Geige. Natürlich! Wie konnte sie nur so dämlich sein?
    Max amüsierte sich noch immer. „Kurt ist ein Witzbold. Du solltest ihn nur ernst nehmen, wenn er dir was von Crescendo oder Piano erzählt. Könntest du mir bitte noch ein Bonbon geben? Ich habe meins gerade verschluckt.“
    Mirjam zögerte, da aber der Wunsch des Sich-in-der-Luft-Auflösens nicht in Erfüllung gehen wollte, gab sie ihm eine weitere Süßigkeit. Max sah ihr in die Augen.
    „Tut mir wirklich Leid, ich hätte nicht lachen dürfen.“
    „Blöd von mir. Stradivari, Amati, Ruggieri – das hätte ich wissen

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