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Staub

Staub

Titel: Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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dass jemand darauf saß. Dann ist er gegen den gelben Pfosten am Rolltor geprallt und daran hängen geblieben. Aber Ted lag auf dem Boden, war schwer verletzt und hat heftig geblutet. Es sah ziemlich übel aus.«
    »War er noch bei Bewusstsein?«, erkundigt sich Scarpetta und macht sich wie immer Notizen in ein schwarzes Buch. Über der Schulter trägt sie ihre schwarze Tatorttasche aus Nylon an einem langen Riemen.
    »Ich habe nicht gehört, dass er was gesagt hätte.« Der Mann verzieht bedauernd das Gesicht und wendet sich ab. Dann schluckt er lautstark und räuspert sich. »Seine Augen waren offen, und er schnappte nach Luft. Das ist ein Bild, das ich wohl nie mehr vergessen werde. Er hat nach Atem gerungen und lief blau an. Und im nächsten Moment war er tot. Natürlich kam sofort die Polizei. Und ein Krankenwagen. Aber man konnte nichts mehr für ihn tun.«
    Marino steht im Schlamm, hört zu und beschließt, auch ein oder zwei Fragen zu stellen, weil er sich unwohl fühlt, wenn er zu lange schweigend wie ein Ölgötze an einer Stelle verharrt. In Scarpettas Gegenwart kommt er sich immer dumm vor, obwohl sie nichts tut, um ihm dieses Gefühl zu vermitteln. Doch das macht es nur noch schlimmer.
    »Dieser Sam Stiles«, meint Marino und weist mit dem Kopf auf den reglosen Kran mit der Abrissbirne, die an ihrem Ausleger sacht hin- und herbaumelt. »Wo war er, als Ted überfahren wurde? Irgendwo in seiner Nähe?«
    »Nein. Das ist doch albern. Dass Ted von einer Abrissbirne vom Traktor geholt worden sein soll, ist absoluter Schwachsinn und wäre eigentlich komisch, wenn die Sache an sich nicht so traurig wäre. Haben Sie überhaupt eine Vorstellung davon, was eine Abrissbirne bei einem Menschen anrichten würde?«
    »Sähe bestimmt nicht sehr hübsch aus«, erwidert Marino.
    »Sie würde ihm das Hirn direkt aus der Rübe donnern. Das Überfahren mit dem Traktor könnte man sich anschließend sparen.«
    Scarpetta macht sich weiter Notizen. Hin und wieder blickt sie sich nachdenklich um, bevor sie etwas aufschreibt. Einmal hat Marino ihre Aufzeichnungen offen auf dem Schreibtisch liegen sehen, als sie nicht im Büro war. Weil er neugierig war, was in ihrem Kopf vorgeht, hat er die Gelegenheit genutzt, einen Blick zu riskieren. Aber er konnte nur ein einziges Wort entziffern, und das war zufällig sein Name: Marino. Sie hat nicht nur eine fürchterliche Handschrift, sondern macht ihre Notizen in einer seltsamen Art von Kurzschrift, die außer ihrer Sekretärin Rose niemand entschlüsseln kann.
    Nun fragt sie den Mann mit dem Klemmbrett nach seinem Namen, worauf dieser erwidert, er heiße Bud Light. Das kann Marino sich gut merken, obwohl er Budweiser Light ebenso wenig mag wie Miller Light, Michelob Light oder sonst irgendwelche alkoholreduzierten Biere. Scarpetta erklärt, sie wolle sich den Fundort ansehen, um Bodenproben zu nehmen. Bud scheint das kein bisschen zu wundern. Vielleicht glaubt er, dass gut aussehende Gerichtsmedizinerinnen und dicke Polizisten mit Baseballkappen immer Bodenproben nehmen, wenn ein Bauarbeiter von einem Traktor überfahren wurde. Also waten sie wieder durch den zähen, feuchten Schlamm auf das Gebäude zu. Dabei muss Marino die ganze Zeit an Suz denken.
    Gestern Abend hatte er gerade noch eine Runde Whisky im Polizeiclub bestellt und führte ein nettes, offenes Gespräch mit Junius Eise. Browning war schon nach Hause gegangen, und Marino war mitten in einem Satz, als sein Mobiltelefon läutete. Inzwischen war er schon ziemlich angetrunken und hätte eigentlich nicht mehr ans Telefon gehen sollen. Es wäre wohl das Beste gewesen, es abzuschalten, aber das hat er nicht getan. Schließlich hatte Scarpetta ihn zuvor angerufen, weil Fielding die Tür nicht aufgemacht hat. Marino hatte ihr angeboten, sie könne sich wieder bei ihm melden, falls sie ihn brauche. Und deshalb nahm er das Gespräch auch an, als es läutete. Nach einigen Runden Whisky neigt er ohnehin eher dazu, die Tür zu öffnen oder am Telefon mit Fremden zu reden, als sonst.
    »Marino«, übertönte er das Stimmengewirr im Polizeiclub.
    »Hier spricht Suzanna Paulsson. Tut mir Leid, dass ich Sie störe.« Sie brach in Tränen aus.
    Was sie anschließend gesagt hat, war nicht so wichtig, und er kann sich auch nicht mehr an alles erinnern, als er durch den zähen roten Schlamm watet, während Scarpetta einen sterilen Gaumenspatel aus Holz sowie einige Gefrierbeutel aus ihrer Schultertasche kramt. Das wichtigste Ereignis der

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