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Staub

Staub

Titel: Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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muss. Keine Sorge«, erwidert er.
    »Mein Gott«, ruft Scarpetta, nachdem das Telefonat vorbei ist. Sie blickt Marino an. »Was um Himmels willen ist da unten bloß los? Offenbar hast du gestern Abend Lucy angerufen. Hast sie dir erzählt, was dort gespielt wird? Ich habe sie seit September nicht gesehen und tappe völlig im Dunkeln.«
    »Eine Säurebombe?« Er richtet sich im Sitz auf, sprungbereit wie immer, wenn jemand Lucy an den Kragen will.
    »Eine Bombe, die auf chemischer Basis funktioniert. Mit solchen Flaschenbomben hatten wir in Fairfax zu tun. Erinnerst du dich an die Bombenserie vor ein paar Jahren im Norden von Virginia? Ein paar Jugendliche, die zu viel Zeit hatten und es lustig fanden, Briefkästen in die Luft zu sprengen. Eine Frau ist dabei gestorben.«
    »Verdammt«, sagt er.
    »Leicht herzustellen und hochgefährlich. Mit einem pH-Wert von eins oder weniger, also so sauer, dass es nicht mehr messbar ist. Sie hätte Lucy unter der Nase explodieren können. Ich hoffe nur, sie hätte nicht versucht, sie selbst aus dem Briefkasten zu nehmen. Bei ihr kann man nie wissen.«
    »Bei ihr zu Hause?«, hakt Marino nach, und seine Wut wächst. »Die Bombe war in ihrer Villa in Florida?«
    »Was hast du gestern Abend mit ihr besprochen?«
    »Ich habe ihr nur von Frank Paulsson erzählt und ihr geschildert, was sich hier tut. Mehr nicht. Sie meinte, sie würde sich darum kümmern. In ihrem riesigen Haus, das von Kameras und solchem Mist nur so strotzt? Die Bombe war in ihrem Haus?«
    »Komm«, erwidert Scarpetta und öffnet die Autotür. »Ich erkläre es dir auf dem Weg.«
    38
    Die Morgensonne bescheint warm den Schreibtisch, der am Fenster steht. Rudy sitzt daran und gibt etwas in den Computer ein. Er wartet, tippt hastig, wartet wieder, bewegt den Cursor, blättert Seiten durch und durchsucht das Internet nach etwas, das seiner Ansicht nach sicher dort zu finden sein wird. Es muss einfach da sein. Bestimmt hat der Psycho etwas im Internet gesehen, das ihm den Kick gegeben hat. Inzwischen weiß Rudy, dass die Bombe kein Zufall war.
    Seit zwei Stunden sitzt er nun schon im Büro des Ausbildungslagers und tut nichts weiter, als sich durchs Internet zu wühlen, während einer der Forensiker im nahe gelegenen Privatlabor die vollständigen und die bruchstückhaften Fingerabdrücke in die Datenbank IAFIS einspeist. Es gibt bereits Neuigkeiten. Rudys Nerven jaulen auf wie einer von Lucys Ferraris im sechsten Gang. Er wählt eine Telefonnummer, klemmt den Hörer unters Kinn und starrt weiter auf den Flachbildschirm.
    »Hallo, Phil«, meldet er sich. »Ein großer Plastikbecher, auf dem die Katze mit Hut aus dem Kinderbuch von Dr. Seuss ist. Ein Halb-Liter-Becher. Deckel ursprünglich weiß. Ja, ja, die Sorte von Becher, wie man sie im Supermarkt oder an Tankstellen zum Selbstbefüllen kriegt. Aber die Katze mit Hut? Das ist eher ungewöhnlich. Können wir das nachverfolgen? Nein, das ist kein Scherz. Das ist doch eine Lizenzsache? Der Film lief vor längerer Zeit, letztes Jahr zu Weihnachten, stimmt’s? Nein, ich habe ihn mir nicht angeschaut, und verschon mich mit deinen Witzen. Jetzt mal im Ernst. Wo könnte es solche Becher nach so langer Zeit noch geben? Schlimmstenfalls hatte der Täter sie schon seit einer Weile. Aber wir müssen es versuchen. Ja, wir haben Fingerabdrücke darauf gefunden. Dieser Typ gibt sich nicht einmal Mühe. Offenbar ist es ihm scheißegal, ob er überall seine Spuren hinterlässt. Auf der Zeichnung, die er der Chefin an die Tür geklebt hat. Im Schlafzimmer, wo Henri angegriffen wurde. Und jetzt auf einer Bombe. Inzwischen haben wir einen Treffer bei IAFIS gelandet. Ja, kaum zu fassen. Nein, mit einem Namen kann ich noch nicht dienen. Vielleicht gibt es ja auch keinen. Die Übereinstimmung wurde bei einem Vergleich von latenten Fingerabdrücken gefunden, und zwar bei partiellen Spuren aus einem anderen Fall. Wir prüfen das nach. Mehr habe ich momentan noch nicht.«
    Er legt auf und wendet sich wieder dem Computer zu. Lucy hat mehr Suchmaschinen im Internet laufen, als Pratt & Whitney Turbinen besitzt, aber sie hat sich noch nie Gedanken darüber gemacht, dass es im World Wide Web auch Informationen über sie geben könnte. Vor nicht allzu langer Zeit hatte sie auch keinen Grund dazu. Spezialagenten sind normalerweise nicht auf öffentliche Aufmerksamkeit aus, außer sie sind schon aus dem Dienst ausgeschieden und verspüren einen Drang nach Hollywood. Aber dann bekam es Lucy

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