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Staub

Staub

Titel: Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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ist denn los?«
    »Keine Ahnung, ob wir etwas unternehmen müssen. Das wird sich zeigen. Der dortige Chef, ich kann mir seinen Namen einfach nicht merken, hat sie gebeten, ihm bei einem Fall zu helfen. Ein Kind, ein Mädchen, ist plötzlich gestorben, und er hat keine Ahnung, warum. Seine Mitarbeiter kommen auch nicht weiter, keine große Überraschung also. Er ist noch nicht einmal vier Monate im Amt und versucht, das erste große Problem, mit dem er konfrontiert wird, abzuwälzen. Also ruft er meine Tante an. Hey, was halten Sie davon, herzukommen und sich mit diesem Mist rumzuschlagen, damit ich mir die Hände nicht schmutzig machen muss? Verstehst du? Ich habe ihr geraten, die Finger davon zu lassen, und jetzt scheint es tatsächlich Ärger zu geben. Große Überraschung. Ich weiß nicht. Ich habe ihr gesagt, sie soll einen Bogen um Richmond machen, aber sie hört einfach nicht auf mich.«
    »Sie hört ungefähr genauso auf dich wie du auf sie«, merkt Rudy an.
    »Weißt du was? Ich mag diesen Typen nicht.« Lucy betrachtet den zivilen Ford im Rückspiegel.
    Er klebt ihr immer noch an der Stoßstange. Hinter dem Steuer sitzt eine dunkelhäutige Person, vermutlich ein Mann. Doch Lucy kann das nicht richtig sehen, und sie will nicht den Eindruck erwecken, dass sie sich für den Fahrer interessiert oder ihn überhaupt wahrnimmt. Dann fällt ihr etwas auf.
    »Verdammt, bin ich blöd!«, ruft sie ungläubig. »Mein Radar gibt kein Signal. Wo habe ich nur meinen Kopf? Das Ding hat keinen Mucks gemacht, seit der Wagen hinter uns herfährt. Es ist kein Zivilauto mit Radar. Und es verfolgt uns trotzdem.«
    »Immer mit der Ruhe«, erwidert Rudy. »Fahr einfach weiter, und achte nicht auf ihn. Wahrscheinlich nur irgendein Typ, der sich dein Auto anschauen will. Das hat man davon, wenn man in solchen Kisten rumkurvt. Das predige ich dir ja immer wieder. Mist.«
    Früher hat Rudy ihr nie Vorträge gehalten. Vor vielen Jahren haben sie sich an der FBI-Akademie kennen gelernt und sind erst Kollegen, dann Partner und schließlich Freunde geworden. Damals hat er sie persönlich und beruflich so geschätzt, dass er kurz nach ihr den Feds den Rücken gekehrt und in ihrer Firma Das Letzte Revier angeheuert hat, die man als international operierende Privatdetektei bezeichnen könnte.
    »Überprüf das Nummernschild«, sagt Lucy.
    Rudy holt seinen Palmtop heraus und geht ins Netz. Doch er kann die Nummer nicht eingeben, weil er sie nicht sieht. Der Wagen hat nämlich, wie in Florida üblich, vorne kein Nummernschild. Lucy kommt sich reichlich dämlich vor, weil sie nicht daran gedacht hat.
    »Lass dich überholen«, fordert Rudy sie auf.
    Sie berührt die rechte Schaltwippe und schaltet in den zweiten Gang. Nun fährt sie deutlich langsamer, als erlaubt ist, doch der andere Wagen bleibt weiter hinter ihr. Der Fahrer scheint kein Interesse daran zu haben, sie zu überholen.
    »Okay. Lass das Spiel beginnen«, sagt sie. »Da hast du dich mit der Falschen angelegt, Arschloch.« Ohne Vorwarnung biegt sie scharf in den Parkplatz eines Einkaufszentrums ein.
    »Oh, Mist. Was zum Teufel …? Jetzt weiß er, dass du ihn ärgern willst«, schimpft Rudy.
    »Schreib dir die Nummer auf. Jetzt müsstest du sie lesen können.«
    Er dreht sich im Sitz um, kann aber das Nummernschild trotzdem nicht sehen, denn der Ford LTD ist mit ihnen abgebogen, klebt weiter an ihrer Stoßstange und folgt ihnen über den Parkplatz.
    »Bleib stehen!«, befiehlt Rudy. Er hat eine Stinkwut auf sie. »Halt sofort das Auto an!«
    Als sie vorsichtig auf die Bremse tritt und in den Leerlauf schaltet, stoppt der Ford direkt hinter ihr. Rudy steigt aus und geht auf den Wagen zu, während der Fahrer das Fenster hinunterlässt. Lucys Fenster ist ebenfalls offen. Die Pistole auf dem Schoß, beobachtet sie das Geschehen im Seitenspiegel und versucht, ihre Gefühle in den Griff zu bekommen. Sie kommt sich dumm vor, ist verlegen und wütend und hat ein wenig Angst.
    »Haben Sie ein Problem?«, hört sie Rudy zu dem Fahrer, einem jungen Latino, sagen.
    »Ob ich ein Problem habe? Ich hab doch nur geschaut.«
    »Vielleicht wollen wir das aber nicht.«
    »Es ist ein freies Land. Ich kann schauen, so viel ich will. Verdammt. Du bist derjenige, der ein Problem hat, du Scheißer.«
    »Suchen Sie sich was anderes zum Anglotzen. Und jetzt hauen Sie endlich ab!«, meint Rudy, ohne die Stimme zu heben. »Wenn Sie uns weiter verfolgen, stecke ich Sie höchstpersönlich in den

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