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Staub

Staub

Titel: Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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während sie sich einen Stuhl sucht. Und auch Marino, der ihr nachgekommen ist und sich neben sie setzt, schlägt Schweigen entgegen. Aha, offenbar ein Tribunal, denkt sie.
    »Fangen wir an«, sagt Dr. Marcus. »Wahrscheinlich haben Sie sich mit Special Agent Weber von der Profiling-Abteilung des FBI bereits bekannt gemacht«, wendet er sich an Scarpetta. Allerdings irrt er sich in der Bezeichnung der Abteilung, die in Wirklichkeit Abteilung für Verhaltensforschung heißt. »Wir haben es mit einem ernsten Problem zu tun – als ob wir nicht ohnehin schon genug um die Ohren hätten.« Seine Miene ist finster, und seine Augen hinter den Brillengläsern funkeln kalt. »Dr. Scarpetta«, sagt er laut. »Sie haben Gilly Paulsson ein zweites Mal obduziert. Und Sie haben doch auch Mr. Whitby, den Traktorfahrer, untersucht, richtig?«
    Fielding starrt wortlos auf einen Aktenordner. Sein Gesicht ist wund und gerötet.
    »Eine Untersuchung würde ich das nicht nennen«, entgegnet sie und wirft Fielding einen Blick zu. »Außerdem habe ich keine Ahnung, worum es hier geht.«
    »Haben Sie ihn berührt?«, fragt Special Agent Karen Weber.
    »Verzeihung, aber beschäftigt sich das FBI auch mit dem Tod des Traktorfahrers?«, erkundigt sich Scarpetta.
    »Möglicherweise. Wir hoffen nicht, aber es könnte durchaus dazu kommen«, erwidert Special Agent Weber, der es Spaß zu machen scheint, Scarpetta, die frühere Chefpathologin, in die Zange zu nehmen.
    »Haben Sie ihn berührt?« Nun kommt die Frage von Dr. Marcus.
    »Ja«, antwortet Scarpetta. »Das habe ich.«
    »Und Sie natürlich auch«, sagt Dr. Marcus zu Fielding.
      »Schließlich haben Sie die äußerliche Untersuchung durchgeführt und mit der Autopsie angefangen. Irgendwann sind Sie dann zu der kleinen Paulsson in den Verwesungsraum gegangen, um sie noch einmal zu obduzieren.«
    »Ja«, murmelt Fielding, blickt von seinem Ordner auf und schaut ins Leere. »Das ist doch alles Mist.«
    »Wie bitte?«, fragt Dr. Marcus.
    »Sie haben mich sehr gut verstanden. Das ist alles Mist«, wiederholt Fielding. »Ich habe Ihnen das schon gestern gesagt, als die Sache auf den Tisch kam. Und daran hat sich bis heute nichts geändert. Das ist Mist. Ich lasse mich nicht ans Kreuz nageln, weder vom FBI noch von sonst wem.«
    »Ich fürchte, das ist kein Mist, Dr. Fielding. Wir haben ein großes Problem mit den Beweisen. Die Spuren, die an der Leiche von Gilly Paulsson sichergestellt wurden, sind mit denen, die wir bei dem Traktorfahrer Mr. Whitby gefunden haben, identisch. Ich verstehe nicht, wie das möglich sein kann, außer es hat eine Übertragung von Verunreinigungen stattgefunden. Außerdem begreife ich nicht, warum Sie im Fall Whitby überhaupt nach Spuren gesucht haben. Es war ein Unfall und kein Tötungsdelikt. Korrigieren Sie mich, falls ich mich irre.«
    »Darauf würde ich keinen Eid schwören«, entgegnet Fielding. Sein Gesicht und seine Hände sind so wund, dass es wehtut, sie anzusehen. »Er wurde zermalmt, aber die genauen Umstände müssen noch geklärt werden. Ich war nicht Zeuge seines Todes. Ich habe einen Abstrich von seiner Gesichtswunde genommen, um festzustellen, ob sich Schmieröl darin befindet. Auch für den Fall, dass irgendwann jemand behauptet, der Mann wäre angegriffen und ins Gesicht geschlagen und nicht nur überfahren worden.«
    »Worum geht es? Was für Spuren?«, fragt Marino erstaunlich ruhig für jemanden, der seinem Körper gerade einen gefährlichen Zuckerschock versetzt hat.
    »Offen gestanden glaube ich, dass Sie das nichts angeht«, gibt Dr. Marcus zurück. »Doch da Ihre Kollegin darauf besteht, Sie auf Schritt und Tritt mitzuschleppen, muss ich mich wohl mit Ihrer Anwesenheit abfinden. Allerdings möchte ich darauf bestehen, dass das, was hier besprochen wird, diesen Raum nicht verlassen darf.«
    »Bestehen Sie ruhig darauf«, entgegnet Marino und lächelt Special Agent Weber zu. »Und wem verdanken wir das Vergnügen Ihres Beiseins?«, fragt er sie. »Ich kannte früher den Chef hier im Land der Marines. Komisch, aber die Leute vergessen immer wieder, dass Quantico eher den Marines untersteht als dem FBI. Schon mal von Benton Wesley gehört?«
    »Natürlich.«
    »Haben Sie den Kram gelesen, den er über die Erstellung von Täterprofilen geschrieben hat?«
    »Ich bin gut vertraut mit seinen Arbeiten«, entgegnet sie, die Finger mit den makellos manikürten und dunkelrot lackierten Nägeln auf dem Notizblock verschränkt.
    »Gut, dann wissen Sie

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